Nike, Adidas & Co Mit dem Marathon unter 2 Stunden Schuhe verkaufen

Neun Meter im Weitsprung, unter 9 Sekunden auf 100 Meter - Schallgrenzen des Sports. Beim Berlin-Marathon läuft wieder der Traum mit, dass ein Athlet unter 2 Stunden kommt. Für bessere Schuh-Verkäufe.

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Schuh zu, Einlage raus - so gewann Eliud Kipchoge den Berlin Marathon 2015. Quelle: AP

Sie gilt als die schnellste Marathon-Strecke der Welt - die 42,195 Kilometer, die durch Berlin führen. Wenn diesen Sonntag neben den knapp 35.000 Hobbysportlern die Weltelite des Marathons an den Start geht, dann ist Rekordfieber. In Berlin wurden von den vergangenen neun (inoffiziellen) Weltrekorden sieben in Berlin erzielt. Die seit 2003 offiziell erzielten Weltrekorde wurden alle in Berlin erlaufen. 2003 war es mit 2:04:55 der Kenianer Paul Tergat, 2014 schabte der Kenianer Dennis Kipruto Kimetto nochmals fast 2 Minuten von der Zeit ab: 2:02:57.

Wenn es nach den Sportartikel geht, dann dauert es keine weiteren 11 Jahre, bis nochmals 3 Minuten weniger nötig sind. Dann soll die 2-Stunden-Marke fallen. Gerne schon dieses Wochenende. Denn Rekorde lenken die Neugier der breiten Masse auf den Laufsport und ein Weltrekordschuh klingt für manchen Amateur wie ein Selbstläufer für die persönliche Bestzeit. Dass sie fallen wird, halten

Der Sieger des Berlin-Marathons Eliud Kipchoge war schon nah dran. Im Frühjahr inszenierte der Sportartikelhersteller Nike in Monza den Versuch, die Mauer mit Gewalt einzureißen. Statt - wie von der Internationalen Leichtathletik-Föderation gefordert - auf einem Straßenkurs, legte der Kenianer auf dem abgesperrten Formel1-Kurs los - mit Unterstützung mehrerer Tempomacher, die später teilweise dazustießen und alle Läufer im Windschatten eines Autos. Irreguläre Bedingungen - was der Aufmerksamkeit für das Unterfangen keinen Abbruch tat.

30 Millionen soll das Spektakel Nike angeblich gekostet haben. Die Werbewirkung mag das gerechtfertigt haben. Denn neben der mannigfachen Erwähnung des Unternehmennamens versuchte Nike den staunenden Hobbyläufern mitzuteilen, Kipchoges Erfolg habe auch mit einem Spezialschuh zu tun, der in dieser Form nur an Weltklasseläufer gegeben wird. Eine einfachere Variante hingegen sei auch fürs Laufvolk erhältlich, die einige der Sohlenmaterialien verwende, die die Profis bekommen.

Doch auch auf den ersten Blick fachfremde Unternehmen werden von der magischen Grenze angelockt. Vodafone arbeitet mit dem Äthiopier Kenenisa Bekele zusammen und versucht mit Wearables Daten zu erfassen, die wiederum nützlich sein können, die Fabelgrenze zu unterbieten.

Der deutsche Hersteller Adidas scheint beim Rennen um die 2-Stunden-Marke ein wenig auf den Rängen zu sitzen. Dabei stellte zwischen 2006 und 2016 der Ausrüster acht von zehn Mal Adidas dem Sieger den Schuh. Pünktlich zum deutschen Marathonhöhepunkt ist für Spitzenläufer Wilson Kipsang ein Modell fertig, das ähnlich der Strategie der künstlichen Verknappung bei Sneakers, nicht für Normalläufliche zu kaufen ist - mit einer Sohle der Continental AG. Begehren wecken, das funktioniert auch im Laufsport, einem eigentlich preiswerten Sport, der wenig für Materialschlachten taugt.

Lediglich 2015 und 2016 gewann in den vergangenen zehn Jahren kein Marathon-Läufer unter Vertrag bei Adidas. Die beiden Siege gingen an Nike. 2015 war es Monza-Star Kipchoge, der siegte. Dass es vielleicht mehr auf den Läufer als auf den Schuh ankommt, konnte im Ziel jeder sehen. Als Kipchoge durch das Brandenburger Tor gen Ziel lief, lugten aus der Ferse seine Einlagen raus.

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