Afghanistan Nato-Staaten schicken zusätzliche Truppen

Die desaströse Lage in Afghanistan zwingt die Nato zum Handeln. Um ein weiteres Erstarken radikaler Islamisten zu verhindern, will das Bündnis jetzt zusätzliche Soldaten schicken – trotz Warnungen.

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Die Nato möchte weitere Soldaten zur Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte bereitstellen. Quelle: AP

Brüssel Die Nato-Staaten wollen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur mehrere Tausend Soldaten zusätzlich nach Afghanistan schicken. Angaben aus Bündniskreisen zufolge sollen sich künftig rund 15.800 Soldaten an dem Einsatz zur Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte beteiligen. Zuletzt standen dafür lediglich etwas mehr als 12.000 Soldaten zur Verfügung.

Hintergrund der geplanten Truppenaufstockung, die an diesem Donnerstag bei einem Verteidigungsministertreffen in Brüssel bekannt gegeben werden soll, ist das Wiedererstarken der radikalislamischen Taliban in Afghanistan. Die Sicherheitslage in dem Land hat sich seit dem Ende des internationalen Kampfeinsatzes Ende 2014 deutlich verschlechtert. Dieser war gestartet worden, nachdem am 11. September 2001 Al-Kaida-Terroristen die USA angegriffen hatten.

Deutschland ist nach den USA und Italien schon heute der größte Truppensteller in Afghanistan und hatte bereits im vergangenen Jahr sein personelles Engagement verstärkt. Deswegen und vermutlich auch wegen der bevorstehenden Bundestagswahl hat Kanzlerin Angela Merkel angekündigt, dass sie vorerst keine Erhöhung der sogenannten Mandatsobergrenze prüfen will, die derzeit eine Entsendung von bis zu 980 Soldaten ermöglicht. Möglich wäre demnach lediglich, die Mandatsobergrenze besser auszunutzen.

Bei der Truppenaufstockung für den Nato-Einsatz wird vor allem auf ein zusätzliches Engagement der USA gesetzt. Sie könnten nach Angaben aus Bündniskreisen 2000 bis 3000 zusätzliche Soldaten schicken. Von anderen Staaten lagen demnach zuletzt Zusagen über 600 bis 700 zusätzliche Kräfte vor. Nach Nato-Angaben werden allerdings bei dem Verteidigungstreffen an diesem Donnerstag sowie in den nächsten Wochen weitere Ankündigungen erwartet.

Die radikalislamischen Taliban hatten die USA und die Nato-Partner bereits vergangene Woche davor gewarnt, mehr Truppen nach Afghanistan zu schicken. In einer am Freitag veröffentlichten Botschaft von Talibanchef Haibatullah Achundsada hieß es: „Wenn ihr denkt, dass ihr unsere Entschlossenheit brecht mit eurer militärischen Präsenz und einem Truppenaufbau, dann macht ihr einen Fehler.“ Ehrenhafte Afghanen würden sich nie unterwerfen.

Der Terror in Afghanistan hatte zuletzt auch wieder das Diplomatenviertel in der afghanischen Hauptstadt Kabul getroffen. Bei einem schweren Anschlag mit einer Lastwagenbombe in unmittelbarer Nähe der deutschen Botschaft waren Ende Mai mehr als 150 Zivilisten getötet und Hunderte verletzt worden.

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