Asien-Reise des US-Präsidenten Trump zu Besuch bei der „Krieger-Nation“

US-Präsident Trump tritt in Japan seine Asienreise an. Er nutzt sie, um erst Japan zu loben und dann Nordkorea kaum verhohlen zu drohen. Nun will er sogar versuchen, Russlands Präsident Putin auf seine Seite zu ziehen.

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US-Präsident Donald Trump (li.) und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe geben sich die Hand. Seine erste Asienreise wird Trump von Japan aus weiter nach Seoul führen, nach China, Vietnam und auf die Philippinen. Quelle: dpa

Tokio Am Sonntag kurz vor elf Uhr Ortszeit hat Donald Trump Geschichte geschrieben. Erstmals setzte er als US-Präsident Fuß auf asiatischen Boden. Der erste Zwischenstopp ist Japan, das Trump kürzlich in einem versuchten Lob als „Kriegernation“ bezeichnete. Danach folgen Südkorea, China, Vietnam und die Philippinen.

Auf dem US-Stützpunkt im japanischen Yokota wurden er und seine Ehefrau Melania am Fuß der Gangway seiner Air Force One standesgemäß von Japans Außenminister Taro Kono begrüßt. Danach begann Trump seine eigentliche Mission auf der längsten Asienreise eines US-Präsidenten seit 25 Jahren.

Zuerst schrieb Trump Autogramme, bevor er in einer Flugzeughalle zu amerikanischen Soldaten aus den US-Basen in Japan und Mitgliedern der japanischen Selbstverteidigungskräfte sprach. Der Rahmen war kriegerisch-festlich. Links und rechts neben der Bühne hatten die Militärs US-Kampfjets platziert. Hinter Trump hing eine riesige amerikanische Fahne. Und der Präsident nutzte die Aufmerksamkeit auf seine Weise. Er lobte dem Freund und drohte dem Feind.

Gastgeber Japan überschüttete Trump überschwänglich als „außergewöhnliches Volk“, „bemerkenswertes Land“ und „unglaublichen Partner“. Gleichzeitig mahnte er Nordkorea kaum verhohlen, seine Drohungen ernst zu nehmen, dass er keine atomare Bedrohung durch Nordkorea akzeptieren werde.

Zwar nannte er Nordkorea nicht beim Namen, aber allen Anwesenden war klar, welches Land er meinte. „Kein Diktator, kein Regime, keine Nation sollte jemals die amerikanische Entschlossenheit unterschätzen“, sagte Trump zu den Soldaten. Hin und wieder seien die USA in der Vergangenheit unterschätzt worden. „Es war nicht angenehm für, richtig?“, rief Trump den Soldaten der „furchterregendsten Streitkräfte in der Geschichte unserer Welt“ zu (O-Ton Trump).

Damit deutete er auch an, dass Nordkorea eines der Hauptthemen seiner Asienreise sein wird. Auch in Asien ist das Gesprächsbedürfnis groß. Denn nach den jüngsten Drohungen Trumps an Nordkorea sehen die Anrainer und Sicherheitsexperten ein wachsendes reales Risiko, dass die Spannungen über das Atom- und Raketenprogramm von Führer Kim Jong Un in einen bewaffneten Konflikt oder gar ein richtiger Krieg in der Region eskalieren könnten.


Trump findet, Amerika werde ausgenutzt

In Japan und Südkorea wird Trump seine Alliierten über seinen Kurs informieren, in China Nordkoreas Schutzmacht auf seine Seite zu ziehen versuchen. Auch mit Nordkoreas zweitem Freund, Russlands Präsident Wladimir Putin, wolle er sich am Rande des Gipfels der Vereinigung südostasiatischer Staaten über Nordkorea unterhalten, kündigte Trump auf dem Flug nach Japan an.

Ein anderes Thema werden Handelsbeziehungen in der „freien indo-pazifischen Region“ darstellen, erklärte Trump in seiner kurzen Rede. Die USA strebten freien und fairen Handel an, der allen nütze. Und in seiner Sicht nutzen Japan, Südkorea, China und andere Länder Asiens sein Land durch hohe Handelsbilanzüberschüsse aus.

Mit großer Spannung wird daher erwartet, ob er schon in Japan kritische Worte finden wird. „Ich denke, dass der Besuch größtenteils zeremoniell und positiv sein wird“, erwartet der Asien-Experte Gerald Curtis von der Columbia-Universität. Schließlich hat sich kein Regierungschef der Welt stärker und näher an Trump rangemacht als Shinzo Abe, der Trump gleich nach seinem Wahlsieg im November 2016 besuchte. Keinen Regierungschef traf oder sprach Trump seither häufiger.

Japans Regierungschef Abe unterstützt auch öffentlich am deutlichsten Trumps Kurs, maximalen Druck auf Nordkorea auszuüben. Dabei warnen Sicherheitsexperten, dass Japan mit seinen vielen US-Basen und 54 500 stationierten US-Soldaten wichtigstes Ziel für Nordkoreas Raketen sein könnte. Trump selbst erinnerte die US-Soldaten in Yokota daran, das im blutigen Korea-Krieg Bomber von dem Stützpunkt gestartet seien, um Nordkoreas Invasion zurückzuschlagen.

Handelspolitisch versucht Japan zudem, die potenziell brisanten Gespräche mit US-Vizepräsident Mike Pence zu führen. Auf Vorschlag der Japaner haben die USA Trumps Stellvertreter zum Leiter der bilateralen Gespräche ernannt. In Pence hoffen die Japaner einen offeneren Gegenüber als in anderen Mitgliedern von Trumps Team für ihre Argumente zu finden, zum Beispiel die hohen Investitionen japanischer Firmen in den USA. Schließlich sind die Japaner einer der größten Investoren in der politischen Heimat des Vizepräsidenten, in Indiana.

Gleichzeitig wollen Abe und Trump über eine gemeinsame Strategie im „indo-pazifischen“ Raum sprechen. Japan und die USA wollen versuchen, mit Indien, Australien und Neuseeland ein Gegengewicht gegen Chinas Expansion ins Südchinesische Meer und nach Afrika zu bilden.


Trump übt sich in Golf-Diplomatie

Wie freundschaftlich sich beide Seite geben, machte auch der zweite Höhepunkt von Trumps Japan-Besuch klar. Er flog zu einem Golfspiel mit Japans Ministerpräsident Shinzo Abe im Kasumigaseki Golfclub nördlich von Tokio, der als Austragungsort für die Olympiade 2020 im Gespräch ist.

Abe nutzte das Treffen für seine erste wichtige Botschaft für den Staatsbesuch: Er gab Trump eine Baseballmütze mit dem Aufdruck „Mach’ die Allianz noch großartiger“. Dann aßen die beiden nur begleitet von ihren Übersetzern einen Hamburger, bevor sie im Sonnenschein mit dem japanischen Golfprofi Hideki Matsuyama ein paar Löcher Golf spielten.

Abe twitterte gleich vom Platz seine Botschaft Nummer zwei auf Japanisch und Englisch in die Welt: „Eine Runde Golf mit einem wunderbaren Freund (Präsident Donald J. Trump), voll lebhafter Gespräche.“ Derweil trank Melania Trump mit Abes Frau Akie Tee und unterhielt sich mit japanischen Perlentaucherinnen, die für die Schmuckfirma Mikimoto Perlmuscheln aus dem Meer fischen.

Abends rundete dann ein informelles Abendessen den ersten Tag kulinarisch ab, bevor am Montag der eigentliche Gipfel beginnt. Doch so freundschaftlich die Atmosphäre auch ist, ganz sicher fühlen sich die Japaner nicht. „Japan kann nicht selbstzufrieden sein“, warnt der außenpolitische Experte Toshihiro Nakayama von der japanischen Keio Universität. „Wir wissen nie, ob Trump in einer halben Stunde, Morgen oder Übermorgen etwas anderes tweeten wird.“

Ein Beispiel ließ der US-Oberbefehlshaber vor seinem Abflug in Hawai vom Handy. Da twitterte er aus, was er dem König Saudi-Arabiens Salman ibn Abd al-Aziz Al Saud zu dessen größter Ölfirma Aramco gesagt hatte. „Würde es sehr begrüßen, wenn Saudi Arabien den Börsengang an der New Yorker Börse durchführen würde. Wichtig für die Vereinigten Staaten!“ Aber vielleicht hebt sich Trump seine Spitzen ja für Südkorea und China auf und verdirbt nicht die freundschaftliche Stimmung bei seinem engsten asiatischen Verbündeten Shinzo Abe.

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