Bürgerkrieg in Syrien Nusra-Front sagt sich von Al-Kaida los

Einst war Al-Kaida das gefürchtetste islamistische Terrornetzwerk der Welt. Nach Jahren des Niedergangs verliert es nun seinen schlagkräftigen Ableger in Syrien. Oder ist das nur ein taktisches Manöver?

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Die Nusra-Front in Syrien will laut eigener Bekanntmachung künftig keine Bündnisse mehr mit außenstehenden Gruppen eingehen – den IS eingeschlossen. Quelle: AP

Beirut Die als Terrorgruppe eingestufte Nusra-Front in Syrien sagt sich vom weltweiten Netzwerk Al-Kaida los. Dies gab Nusra-Chef Mohammed al-Golani am Donnerstag in den Sendern Orient TV und Al-Dschasira bekannt. Die im syrischen Bürgerkrieg bisher sehr einflussreiche Miliz will sich künftig Eroberungsfront der Levante nennen. Man werde keine Beziehungen „zu außenstehenden Gruppen“ unterhalten, sagte al-Golani. Auf dem Video war erstmals das Gesicht des Extremisten zu sehen.

Über die mögliche Trennung war schon länger spekuliert worden. Sie verfolgt offenbar ein taktisches Ziel: Damit will sich die Extremistengruppe vom Stigma des Terrornetzwerks befreien und so neue Bündnisse mit anderen Rebellengruppen in Syrien ermöglichen. Schon jetzt arbeitet die Nusra-Front mit einigen Gruppen zusammen, die auch von den USA unterstützt werden. Russland nimmt die Nusra-Front hingegen ins Visier. Al-Golani erklärte, die Trennung nehme den USA und Russland den Vorwand für Angriffe.

Die Al-Kaida-Spitze hatte die Abspaltung offenbar gebilligt. Der stellvertretende Chef des Terrornetzwerks, Ahmed Hassan Abu al-Cheir, erklärte am Donnerstag, die Nusra-Front solle „das tun, was die Interessen des Islam und der Muslime schützt“. Sie solle sich mit anderen Gruppen gegen „Kreuzzügler“ vereinen und eine gute „islamische Regierung“ bilden. „Wir werden sie als erste unterstützen“, sagte der Al-Kaida-Vize.

Auch nach der Trennung dürfte sich an der radikalislamischen Gesinnung der Nusra-Front wenig ändern. Sie verfolgt eine ähnliche Dschihad-Ideologie wie die Terrormiliz Islamischer Staat, auch wenn beide Gruppen als verfeindet gelten. Beide Organisationen waren bei den von den USA und Russland vermittelten Waffenstillstandsversuchen als Terrororganisationen ausgenommen worden.

Die Kämpfer der Nusra-Front waren militärisch oft besonders erfolgreich im Kampf gegen die Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und der mit ihm verbündeten Hisbollah. Zuletzt hatte Assad mit russischer Unterstützung militärisch aber Boden gut gemacht.

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