Der Präsident gibt sich bemüht unbeeindruckt – und geschäftig. Am Wochenende beriet sich Donald Trump mit republikanischen Kongressmitgliedern und Ministern seines Kabinetts über die Regierungsagenda für das Jahr 2018. Gut gerüstet siehst er sich für die anstehenden Aufgaben, sagte Trump nach dem Treffen auf dem Präsidentenlandsitz in Camp David.
Dabei steht Donald Trump in diesen Tagen mächtig unter Druck. Das Enthüllungsbuch „Fire and Fury“ des Autors Michael Wolff zeichnet ein desaströses Bild seiner Präsidentschaft. Präsidialer Alltag scheint da unmöglich. Und nicht nur das Staatsoberhaupt zieht Kritik auf sich. Auch die Rolle der Trump-Familie rückt zunehmend in den Fokus.
Seine Angehörigen sind dem Präsident sehr wichtig. Ursprünglich wollte er viele Schlüsselpositionen in seiner Machtzentrale mit Familienmitgliedern besetzen, schreibt Autor Wolff. Dieser Plan konnte ihm ausgeredet werden, doch eine Sonderrolle kommt seinen Kindern immer noch zu.
Wen und was Trump schon alles "bad" nannte
"Böser (oder kranker) Typ!"
"Bad (or sick) guy!"
Quelle: dpa
"Schlechte Gesundheitsfürsorge"
"Bad healthcare"
"Wirklich schlimme Leute!"
"Really bad people!"
"Er wurde wegen seiner schlechten (armseligen) Einschaltquoten gefeuert."
"He was fired by his bad (pathetic) ratings."
"Wirklich schlimme Schießerei in Orlando"
"Really bad shooting in Orlando"
"Sehr böse MS-13-Bandenmitglieder"
"Very bad MS 13 gang members"
"Nordkorea verhält sich sehr böse."
"North Korea is behaving very badly"
"Leute strömen herein. Schlimm!"
"People pouring in. Bad!"
"Nachrichten auf Sender NBC"
"@NBCNews is bad"
"Die Tonqualität war sehr schlimm."
"Audio & sound level was very bad."
"Sehr schlecht in Mathe"
"very bad at math"
Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner übernahmen wichtige Aufgaben im Weißen Haus, die Söhne Don Jr. und Eric sollten das Familienunternehmen führen. Die Familie, so die Hoffnung, sollte das Schutzschild des Präsidenten sein. Wolffs Buch zeigt nun, wie schnell dieser Plan scheiterte. Trumps Familie schützt ihn nicht – sie wurde für ihn vielmehr schnell zum Problem.
Jared Kushner und Ivanka Trump
Jung, erfolgreich, gutaussehend: Trumps Lieblingstochter und sein Schwiegersohn sollten die makellose Fassade der Präsidentschaft Donald Trumps sein. Ivanka das strahlende und freundliche Gesicht einer unerfahrenen Regierung, Kushner der „Wunderjunge“, dem das Staatsoberhaupt nicht nur einen wichtigen Posten in seinem Beraterstab übertrug, sondern auch ein umfangreiches Portfolio – von der Lösung der Opioid-Krise in den USA bis hin zum Erarbeiten eines Friedensplans für den Nahen Osten.
Glaubt man Autor Wolff, dann ist von dieser Hoffnung nach nur einem Jahr nichts mehr übrig. Kushner kam, wie der Rest des Trump-Clans, ohne jegliche politische Erfahrung nach Washington. Anstatt die großen Probleme der Nation zu lösen, verstrickte er sich laut Wolff immer weiter in den Machtkämpfen innerhalb des Weißen Hauses. An Erfolgen hat er bislang kaum etwas vorzuweisen.
Wie viele Deutsche Trumps Vorschläge auch bei uns gerne verwirklicht sähen
Die Deutschen mögen Donald Trump nicht. Nur wenige Prozent hätten für den Republikaner gestimmt, ergaben Umfragen vor der US-Wahl. Doch ist ihnen womöglich nur der Mensch zuwider, nicht sein Programm? Und fürchtet die überwiegende Mehrheit, dass Trump ein gefährlicher Präsident wird? Eine aktuelle Ipsos-Umfrage im Auftrag der WirtschaftsWoche liefert dazu erstaunliche Erkenntnisse.
Auf die Frage, welche Trump-Vorhaben die Deutschen auch hierzulande gerne umgesetzt sähen, antworteten satte 56,3 Prozent, sie wollten die Abschiebung aller illegalen Ausländer.
34 Prozent der Befragten stimmen Trumps Forderung nach mehr Durchgriffsrechten für die Polizei zu.
Immerhin 30,6 Prozent wünschen sich weniger Einkommensteuer.
26,2 Prozent wünschen sich gar eine strikte Einreiseregulierung für Muslime.
Die Ablehnung der Deutschen gegen Freihandelsabkommen wie TTIP oder TPP zeigt sich auch in dieser Umfrage. 19 Prozent sähen auch hierzulande gerne ein Ende/Neuverhandlung der Freihandelsabkommen.
15 Prozent der Befragten sind für den Aufbau engerer Beziehungen zu Putins Russland.
Die Erbschaftsteuer sähen 13 Prozent der Befragten auch in Deutschland gerne abgeschafft.
Immerhin 4 Prozent wünschen sich eine Einführung von (Schutz-)Zöllen für Importe.
Mehrfach drohte der designierte US-Präsident mit dem Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen. Nur 2 Prozent der Befragten sind für einen Austritt beziehungsweise Rückzug aus dem Klimavertag.
17 Prozent der Befragten ist nicht nur die Person Donald Trump zuwider. Auch das Programm des Republikaners stößt auf Ablehnung.
Gemessen an der Ablehnung seiner Person, sehen die Bundesbürger Trumps Rolle in der Welt noch vergleichsweise milde. 57,2 Prozent der Deutschen gehen davon aus, Trump werde vom Weißen Haus aus die Welt politisch destabilisieren.
55,9 Prozent erwarten negative Auswirkungen für Deutschland.
Zu den möglichen Folgen für die USA ist die Skepsis viel größer: Nur 12,2 Prozent sagen, Trump werde die internationale Position seines Landes nachhaltig verbessern.
Gleichzeitig droht durch die Geschäftsverstrickungen Kushners Familie in der New Yorker Immobilienszene Gefahr für Trumps Präsidentschaft. Die Untersuchung von Sonderermittler Robert Mueller werde sich mit dem Thema Geldwäsche beschäftigen, zitiert Wolff Trumps Ex-Chefstrategen Stephen Bannon. Der Weg der Ermittler werde über „die Deutsche Bank und den ganzen Kushner-Mist“ gehen, mahnt Bannon. Der Schwiegersohn ist für den Präsidenten längst zum Risiko geworden.
Ivanka Trump ist es ebenfalls kaum gelungen, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Dass sie als „moderierender Einfluss“ auf ihren Vater wirken könne, glaubt heute kaum noch jemand.
Wolff schreibt, auch die politischen Ziele der Tochter vertrügen sich nicht mit denen des Vaters – „oder zumindest mit der Agenda, die ihm den Wahlsieg einbrachte“. Der Präsident interessiere sich schlicht nicht für das Voranbringen von Unternehmerinnen in Entwicklungsländern. An einen Wahlsieg ihres Vaters hatte Ivanka dem Autor nach sowieso nicht geglaubt.
Als Aushängeschild nutzt Trump seine Tochter trotzdem weiter. Unvergessen, wie sie während des G20-Gipfels in Hamburg zwischen den anderen Staats- und Regierungschefs Platz nehmen durfte, als der Präsident einmal den Raum verließ.
Zumindest diesen öffentlichen Teil ihrer Rolle scheint Ivanka zu genießen. Auch nutzt er ihr. Schließlich verfolgt sie laut Wolff ebenfalls ein ambitioniertes Ziel: eine eigene Präsidentschaftskandidatur.