Erste Auslandsreise des US-Präsidenten Trump begleitet der Fluch von Nixon

Vier Länder in neun Tagen: Der US-Präsident hat sich für seine erste Reise ins Ausland viel vorgenommen. Im Reisegepäck hat er seine politische Krise, die ihn bis in den Mittleren Osten und nach Europa verfolgen dürfte.

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Abflug ins Ausland: Der Schatten von US-Präsident Donald Trump fällt auf eine Flugzeugtür. Quelle: Reuters

Berlin Donald Trump wird die dunklen Gedanken an Nixon verdrängen müssen, wenn er an diesem Freitag seine erste Auslandsreise antritt. Gerade weil die Parallelen zwischen den letzten Monaten seines ungeliebten Vorgängers und den ersten Monaten seiner eigenen Präsidentschaft offensichtlich sind.

Im Juni 1974 unternahm Richard Nixon eine Reise in den Nahen und Mittleren Osten und ließ sich dort von der Bevölkerung feiern. Zu Hause in Washington brodelte der Watergate-Skandal. Seine Umfragewerte stürzten ab. Als Nixon aus dem Ausland zurückkam, kochte die politische Krise über. Anfang August verließ er das Weiße Haus für immer.

In Trumps Washington brodelt der Russland-Skandal. Mit Ex-FBI-Chef Robert Mueller ist nun ein überparteilicher Sonderermittler hinter dem US-Präsidenten her, um aufzuklären, ob dieser oder dessen Mitarbeiter im Wahlkampf einen Deal mit Russland geschlossen haben. Das Wort „Amtsenthebung“ macht bereits die Runde.

Es ist aber nicht nur der Nixon-Fluch, den Trump nun mit an Bord der Air Force One nimmt. Der Präsident blickt ohnehin mit einem mulmigen Gefühl auf seine Feuertaufe im Ausland. Schon zu Hause tat er sich schwer genug, beim Besuch ausländischer Staatsgäste die rechten Worte und Gesten zu finden. Man denke nur an seine peinliche Weigerung, Angela Merkel vor laufender Kamera die Hand zu schütteln. Wer weiß, was Trump auf dem für ihn ungewohnten Auslandsparkett noch alles erwartet.

Zumal solche Staatsbesuche bis ins kleinste Detail geplant werden und Trump dafür bekannt ist, dass er sich selten an die Drehbücher seiner Mitarbeiter hält. Am liebsten, so berichten US-Medien, hätte er den neuntägigen Trip auf die Hälfte gekürzt und wäre schnell zurück in einen seiner geliebten Golfclubs gekommen.

Stattdessen musste er in den vergangenen Tagen sogar Bücher über die Länder durchblättern, die er in der kommenden Woche besuchen will. Bücher gehören bekanntlich nicht zu den Dingen, die Trump freiwillig mit ins Wochenende nimmt.

Dabei erwarten ihn zumindest bei seinen ersten Stationen in Saudi-Arabien und Israel Gastgeber, die dem neuen Mann im Weißen Haus durchaus wohlgesonnen sind. Fühlten sich doch sowohl die Saudis als auch der israelische Premier Benjamin Netanjahu von Trumps Vorgänger Barack Obama links liegen gelassen.

In Riad will Trump einen Kontrapunkt zu der berühmten Rede setzen, mit der Obama 2009 einen „Neuanfang“ mit der muslimischen Welt einleiten wollte. Trump setzt dagegen auf eine neue Sicherheitsallianz im Kampf gegen den Terror des sogenannten „Islamischen Staates“, die seine Spin-Doktoren vorsorglich schon mal mit dem Etikett einer „arabischen Nato“ bedacht haben.

Die Saudis haben jedenfalls keine Kosten und Mühen gescheut, um dem US-Präsidenten einen königlichen Empfang zu bereiten. So organisieren sie extra für Trump einen „Arabisch-Islamisch-Amerikanischen Gipfel“ mit zahlreichen Politikern und Wirtschaftsführern aus anderen islamischen Ländern. Vergessen scheint, dass Trump sich vor nicht allzu langer Zeit noch darüber beklagte, dass die USA ein Heidengeld für die Sicherheit der Saudis ausgeben müssten.


In Israel warten sensible Themen auf Trump

Schon etwas schwieriger könnte es für den neuen US-Präsidenten dann in Israel werden. Zwar wird Premier Netanjahu über den angeblichen Verrat von vertraulichen Informationen seines Geheimdienstes Mossad durch Trump hinwegsehen. Hinter den Kulissen dürften die Israelis jedoch besorgt sein über die Leichtsinnigkeit des US-Präsidenten.

Zu den sensibelsten Themen bei Trumps Israel-Visite gehört die Frage, ob die amerikanische Botschaft künftig von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt werden soll. Die neue Regierung hatte dies erst angedeutet, zuletzt das Thema aber wieder von der Tagesordnung genommen, um nicht einen Aufschrei in Palästina zu provozieren.

Israelis und Palästinenser betrachten Jerusalem als heilige Stadt. Auch deshalb wird Trumps Besuch der Klagemauer in der Jerusalemer Altstadt besondere Bedeutung beigemessen. Selbst innerhalb der US-Regierung war man sich in der vergangenen Woche noch nicht einig, ob die Klagemauer nun zu Israel oder zur Westbank gehört.

Nach einer Stippvisite beim Papst geht es dann weiter zum Nato-Gipfel nach Brüssel. Dort wird Trump erstmals als Präsident in die Hauptstadt der Europäischen Union kommen, deren bloße Existenzberechtigung er im Wahlkampf noch infrage gestellt hat. Obwohl der Streit über das Zwei-Prozent-Ausgabenziel der Nato-Länder inzwischen abgeebbt ist, dürfte Trump hier nicht nur Freunde treffen.

Das Gleiche gilt für seine letzte Station, das Gipfeltreffen der sieben wichtigsten Industrieländer (G7) auf Sizilien. Wenn es um den Erhalt der liberalen Weltordnung mit offenen Handelsgrenzen geht, steht es sechs zu eins gegen Trump. Nur wenn sich irgendwann der russische Präsident Wladimir Putin wieder zu dem Kreis gesellen sollte, kann Trump auf Unterstützung für seine nationalistische Weltsicht hoffen.

Ende Mai ist der Präsident dann zurück in Washington. Den Nixon-Fluch wird er wieder mit nach Hause bringen. Jener war nach seiner Rückkehr noch knapp sechs Wochen im Amt.

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