Freytags-Frage

Wohin driftet Südafrika?

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Korruption und Nepotismus


Denn hier scheint das Problem zu liegen. Zuma ist in viele Korruptionsfälle verwickelt. Es liegen 783 Anzeigen gegen ihn vor. Minister Gordhan ist ein hartnäckiger Gegner der Korruption gewesen. Immer wieder hat er auf die Ineffizienz und Verschwendung in den Staatsunternehmen (Fluglinie, Telefongesellschaft, Stromversorger) hingewiesen und die Probleme beim Namen genannt.
Zudem hat er sich recht erfolgreich den präsidialen Plänen widersetzt, dass Südafrika ein sehr teures Kernkraftwerk von russischen Unternehmen bauen lässt. Dieses Kraftwerk ist nach übereinstimmenden Urteilen südafrikanischer Fachleute überflüssig. Es würde aber zahlreiche Möglichkeiten für Zuma und seine „Cronies“ bilden, sich zu bereichern.


Ein weiteres und eng mit dem nuklearen Plan zusammenhängendes Problem ist eine indischstämmige Unternehmerfamilie, der Präsident Zuma noch etwas schuldig zu sein scheint und die mit allen Mitteln und zurzeit recht erfolgreich versucht, in die südafrikanische Politik zu ihrem eigenen Vorteil einzugreifen. Auch gegen ihre unlauteren Aktivitäten richtet sich Pravin Gordhan. Zuletzt ging es darum, dass keine südafrikanische Bank mehr die Konten des Unternehmens führen wollte. Dabei wurde der Sektor von Gordhan unterstützt.
Damit ist ein tiefsitzendes Problem Südafrikas beschrieben: Korruption und daraus resultierend Nepotismus. Im ANC ist Zuma kein Einzelfall. Die Regierungspartei leidet flächendeckend darunter. Es wird in den kommenden Jahren darum gehen, diese Phänomene erfolgreich zu bekämpfen. Die Oppositionsparteien scheinen dazu bereit zu sein. Trotz aller ideologischen Differenzen arbeiten die DA und die linkspopulistische Partei Economic Freedom Fighters (EFF) auf kommunaler Ebene zusammen. In den meisten großen Städten regiert die DA, teils allein, teils in einer Koalition. Auch viele Bürger sind besorgt, wie der offene Brief der Journalistin Georgina Guedes an Minister Gigaba deutlich macht.


Dennoch hat Zuma viele Anhänger, die ihn als Mann des Volkes sehen und die Korruptionsfälle für unbedeutend halten. Wie viele Politiker mit großem Charisma und mit Hang zur Korruption hat es Zuma vermocht, die Gesellschaft noch weiter zu spalten.
Die nächste Präsidentin oder der nächste Präsident sieht sich einer Mammutaufgabe gegenüber. Das enorme Potential Südafrikas als Regenbogennation einerseits und als ökonomischer Motor Afrikas andererseits muss abgerufen werden, und – gegeben auch in der kommenden Legislaturperiode regiert der ANC – der ANC ist aus der Korruptionsfalle zu führen. Es gibt leichtere Herausforderungen.

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