Friedensnobelpreis Wetten, dass… Angela Merkel den Friedensnobelpreis bekommt!?

Am Freitag wird der Preisträger des Friedensnobelpreises 2015 bekannt gegeben. Holt Angela Merkel den begehrten Preis nach Deutschland? Britische Wettanbieter glauben scheinbar daran.

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Wer schon den Friedensnobelpreis bekam
2017Mit dem Friedensnobelpreis 2017 für die internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung (Ican) hat die Jury ein klares Signal für ein Verbot von Atomwaffen gesetzt. „Wir leben in einer Welt, in der das Risiko, dass Atomwaffen zum Einsatz kommen, größer ist als lange Zeit“, sagte die Chefin des norwegischen Nobel-Komitees Berit Reiss-Andersen am Freitag. „Wir senden Botschaften an alle Staaten, vor allem die mit Atomwaffen.“ Sie seien aufgefordert, ihre Verpflichtungen zum Verzicht auf Nuklearwaffen einzuhalten. Ican erhält die weltweit wichtigste politische Auszeichnung unter anderem für ihre „bahnbrechenden Bemühungen um ein vertragliches Verbot solcher Waffen“. Die Organisation hat maßgeblich am UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen mitgewirkt, der im Juli unterzeichnet wurde und von 122 Staaten unterstützt wird. Quelle: dpa
Nobelpreis 2015 Santos Quelle: AP
2015Den Friedensnobelpreis 2015 erhielt das tunesische Quartett für den nationalen Dialog - für die Bemühungen, eine pluralistische Demokratie in Tunesien im Zuge des Arabischen Frühlings aufzubauen. Es stieß einen friedlichen politischen Prozess an, als das Land kurz vor dem Ausbruch eines Bürgerkriegs stand. Das Quartett besteht aus dem tunesischen Gewerkschaftsverband (UGTT), dem Arbeitgeberverband (UTICA), der Menschenrechtsliga (LTDH) und der Anwaltskammer. Diese vier Mitglieder repräsentieren verschiedene Bereiche und Werte in der tunesischen Gesellschaft: das Arbeitsleben, die staatliche Fürsorge, Grundsätze des Rechtsstaates und die Menschenrechte.Quelle: BR Quelle: dpa
Friedensnobelpreis für Kailash Satyarthi und Malala Yousafzai Quelle: dpa
2013 Mit den Chemiewaffen-Vernichtern der OPCW wurde ebenfalls eine Organisation ausgezeichnet. Quelle: dpa
2012Der Friedensnobelpreis geht an die Europäische Union. Die EU erhalte die Auszeichnung, weil sie "mehr als sechs Jahrzehnte zur Verbreitung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa beigetragen hat", begründete der Vorsitzende des Norwegischen Nobelkomitees, Thorbjörn Jagland, in Oslo am Freitag die Entscheidung. Die EU war bereits mehrfach als möglicher Träger des Friedensnobelpreises gehandelt worden. Quelle: Handelsblatt Online
2010Sehr zum Ärger der chinesischen Machthaber zeichnet das Nobelkomitee den chinesischen Regimekritiker Liu Xiaobo (rechts) aus. Er unterstützte im Dezember 2008 mit 302 anderen chinesischen Intellektuellen das im Internet veröffentlichte Bürgerrechtsmanifest Charta 08. Quelle: REUTERS

Schafft sie es oder schafft sie es nicht? Die Bundesrepublik schaut gespannt auf die Bekanntgabe des Trägers des Friedensnobelpreises 2015. Sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel es schaffen, wäre dies das erste Mal nach Willy Brandt 1971, dass der Preis nach Deutschland geht. Merkel gilt mittlerweile als Geheimfavoritin. Sie wurde von einem CDU-Kollegen nominiert, aufgrund ihres Engagements in der Flüchtlingspolitik Europas. Experten attestieren ihr moralische Führungsstärke in einer kritischen Zeit, in der sich andere Politiker eher wegduckten. Einer, der auf Merkel setzt, ist Kristian Berg Harpviken, Direktor des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio. Allerdings sind seine Voraussagen, die er jedes Jahr zum Friedensnobelpreis tätigt, alles andere als zuverlässig. In der Vergangenheit lag er mit seinen Prognosen meist daneben.

Wettbegeisterte Briten heizen die Gerüchte an

Dann gibt es da noch die wettbegeisterten Briten. Sie räumen der Kanzlerin ebenfalls beste Chancen ein. Das bestätigt der aktuelle Wettkurs bei zwei der bekanntesten britischen Online-Wettbüros Ladbrokes und William Hill. Dort führt sie die Liste der Nominierten mit einer Quote von 2:1 mit einigem Abstand an. Ihre Mitkandidaten, der kongolesische Arzt und Menschenrechtler Denis Mukwege, der schweizerische Priester Mussie Zerai, die russische Investigativzeitung Nowaja Gaseta und Papst Franziskus folgen mit einigem Abstand mit Kursen von 5:1 beziehungsweise 6:1. Wer also auf Angela Merkel wettet, der gewinnt für einen Euro Einsatz nur einen weiteren Euro. Je geringer die Quote, desto wahrscheinlicher erscheint es den Wettanbietern, dass die Person wirklich gewinnt. So zumindest die Theorie.

Zehn Mythen über den Nobelpreis

Komisch jedoch, dass die Quoten beim Wettanbieter Paddy Power ganz anders aussehen. Hier liegt Merkels Quote bei 12:1 und die bereits genannten Kandidaten liegen alle mit weitaus niedrigeren Quoten vor ihr. „Die Berechnung von Wettquoten erfolgt bei uns immer auf Basis von zwei Komponenten, die Nachfrage der Wettenden und die Aussagen von Meinungsführern und Experten in der bestimmten Kategorie“, erklärt Joe Crilly, Sprecher von William Hill.


Es bleibt ein Glücksspiel

Die großen Unterschiede lassen sich relativ einfach erklären. Denn: Wahrscheinlichkeiten für den Nobelpreis zu errechnen, gestaltet sich vergleichsweise schwierig. Entsprechend unpräzise sind die Ergebnisse. Hier zieht William Hill Aussagen in Foren und von Experten mit in die Berechnung, die jedoch keine große Aussagekraft haben.

Anders als beim Fußball oder bei  Pferderennen, wo man auf große Datenmengen und Erfahrungswerte wie Leistungen oder Verletzungen aus der Vergangenheit zurückgreifen kann, hängt der Erfolg beim Nobelpreis alleine von der Entscheidung des fünf-köpfigen norwegischen Nobel-Komitees ab.

Dieses Komitee wird vom Norwegischen Parlament ernannt, analog zur Sitzverteilung der politischen Parteien. Beraten wird das Komitee von zusätzlich nominierten Experten. Die Entscheidung fällt durch Mehrheitsbeschluss. Die Sitzungen sind nicht öffentlich und es dringt nichts nach außen. So fehlt ganz einfach die notwendige Datenbasis, um Wahrscheinlichkeiten verlässlich berechnen zu können. Das gibt auch Crilly offen zu: „Über den Friedensnobelpreis verfügen wir über vergleichsweise wenig Wissen.“ Bedeutet somit, dass die Wettquoten hauptsächlich auf Spekulationen aus dem Netz basieren sowie der Meinung der Wettenden.

Je mehr Menschen also auf Merkel setzen, desto geringer werden ihre Auszahlungsquoten, aber natürlich steigert das nicht Merkels Chancen. Denn dass das Komitee sich davon in irgendeiner Weise beeinflussen lässt, darf bezweifelt werden.

Selbst in den Augen des Wettbüros William Hill sind die Nobelpreiswetten eher ein Glücksspiel: „Die Trefferquote bei den Nobelpreiswetten in den vergangenen 15 Jahren liegt bei ungefähr 30 Prozent“, sagt Crilly. Immerhin.

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