Großbritannien May attackiert Russland

In einer Rede hat die britische Premierministerin Theresa May harte Kritik an Russland geäußert. Moskau gefährde mit seinen Aktionen die internationale Ordnung. Im Kreml ist man „not amused“.

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London Mit Blick auf den bevorstehenden Brexit versucht die britische Regierung derzeit rund um den Globus Sympathien zu gewinnen – selbst wenn Premierministerin Theresa May dafür in Kauf nehmen muss, mit dem US-Präsidenten Händchen zu halten. Doch auf gute Beziehungen zu Russland ist man auf der Insel wohl weniger erpicht: In einer Rede äußerte die Premierministerin offen Kritik an Russland. Dort ist man empört.

Es sind deutliche Vorwürfe, die May äußerte. Russland gefährde mit seinem Vorgehen die internationale Ordnung, sagte die Britin bei einem Empfang in London. Sie verwies zur Begründung auf die Annektierung der Krim, den Kampf um das Donezbecken, die Verletzung des Luftraums verschiedener europäischer Länder und Cyberspionage.

Russland habe sich „in mehrere Wahlen eingemischt“ und „unter anderem das dänische Verteidigungsministerium und den deutschen Bundestag gehackt“, sagte May. Russland versuche, Informationen als Waffen einzusetzen, und Fake-News zu verbreiten, um im Westen Zwietracht zu säen. Aber sie habe eine klare Botschaft für Russland: „Wir wissen, was ihr tut. Und ihr werdet keinen Erfolg damit haben. Ihr unterschätzt die Widerstandsfähigkeit unserer Demokratien, die anhaltende Zugkraft freier Gesellschaften und das unerschütterliche Bekenntnis westlicher Staaten zu unseren Bündnissen.“ Großbritannien werde tun, was nötig sei, um sich selbst zu schützen und mit seinen Freunden zusammenarbeiten. Deswegen setze man sich für die Reform der Nato ein, damit dieses Bündnis „besser in der Lage ist, feindliche Aktivitäten Russlands abzuwehren und zu erwidern“. Man wolle nicht zu den Zeiten des Kalten Krieges zurück, betonte May. „Es gibt noch einen anderen Weg“ und sie hoffe, dass Russland diesen eines Tages einschlagen werde.

Diese Vorwürfe kamen in Moskau nicht gut an. Wie die britische BBC berichtete, bezeichneten russische Politiker die Rede als „kontraproduktiv“ und warfen der Premierministerin vor, sich selbst „zum Idioten zu machen“. May habe „sich selbst mehr geschadet hat als uns”, wird der Politiker Frants Klintsevich zitiert.

Im Dezember steht der erste Besuch von Boris Johnson in seiner Funktion als britischer Außenminister in Russland an – es wird wohl ein frostiges Treffen werden. Er selbst hatte kürzlich im britischen Parlament erklärt, dass er keine Hinweise dafür habe, dass Russland in den britischen Wahlen oder beim EU-Referendum eingegriffen habe.

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