Kämpfe in der Ukraine Donezk - eine Stadt versinkt im Krieg

Die Bergbaustadt Donezk galt als Herz des industriellen Osten der Ukraine. Doch auf Straßen regiert mittlerweile die Angst. Das ukrainische Militär hat die Stadt umstellt, der Konflikt könnte blutig enden.

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Auf den Straßen von Donezk regieren derzeit die pro-russischen Separatisten. Quelle: dpa

Panik breitet sich aus unter den Menschen in Donezk. Die Großstadt ist eingekesselt von ukrainischen Regierungstruppen. Schon seit Tagen geht die Armee mit Artillerie und Luftschlägen gegen bis an die Zähne bewaffnete prorussische Separatisten vor. Dabei sterben immer mehr Menschen in dem Konfliktgebiet - und zunehmend auch Zivilisten.

„Hier herrscht Krieg“, ist immer wieder bei Gesprächen mit Bewohnern am Telefon zu hören und auch in Internetforen zu lesen. Andauernder Gefechtslärm, heulende Sirenen, zerstörte Gebäude und Brücken und auch Bilder von Leichen zeugen von einer verheerenden Lage.

„Der Kriegszustand verschärft sich“, sagt der aus Moskau stammende Premierminister der selbst ernannten „Volksrepublik Donezk“, Alexander Borodaj. Er ist gerade von Konsultationen aus Moskau zurück, wie er sagt. Mit wem er dort gesprochen hat, verrät er nicht. Es gilt aber als offenes Geheimnis, dass Moskauer Geschäftsleute mit guten Kremlkontakten Sponsoren des Konflikts sind.

Auch die russischen Staatsmedien geben weiter reichlich moralische Schützenhilfe für diejenigen, die Kiew als „Terroristen“ verfolgt. Über professionell aufgezogene Internetplattformen wie novorossia.su und novorosinform.org führen die prorussischen Kräfte auch ihren Propagandafeldzug - für einen von Kiew unabhängigen Föderationsstaat Noworossija.

„Der Aufstand ist bereit, die Stadt zu verteidigen“, sagt da etwa der mit vielen Videoclips präsente Oberkommandeur Igor Strelkow, den die Ukrainer Igor Girkin nennen. Auch er ist Moskauer, vermutlich mit einer Vergangenheit in Russlands Militärgeheimdienst GRU. In Donezk nennt sich der in russischen Medien als Held gefeierte Patriot auch Verteidigungsminister.

Strelkow will nach zahlreichen Luftschlägen der ukrainischen Streitkräfte und Verlusten in den eigenen Reihen sowie in der Zivilbevölkerung nun die besonders gefährdeten Randbezirke evakuieren lassen. Wer kann, der flieht.

„In Donezk leben heute 900 000 Bürger. Es ist unmöglich, alle in Sicherheit zu bringen“, sagt der Donezker Bürgermeister Alexander Lukjantschenko, der mit der Belagerung seiner Stadt durch die prorussischen Kräfte leben muss. Er ist gerade zurück von einem Treffen mit Präsident Petro Poroschenko in Kiew.

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