Kandahar Opfer bei Anschlag auf Nato-Konvoi

Ein Selbstmordattentäter fährt ein Fahrzeug voller Sprengstoff in einen Nato-Konvoi in Kandahar. Noch Stunden später arbeitet ein Kran daran, die Überreste zu bergen. Zu den Opfern schweigt sich die Nato vorerst aus.

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In der Stadt Kandahar ist ein Anschlag auf einen Nato-Konvoi verübt worden. Quelle: Reuters

Kabul Bei einem Selbstmordanschlag der radikalislamischen Taliban auf einen Nato-Konvoi in der südafghanischen Provinz Kandahar hat es nach Angaben der Nato-Mission Resolute Support (RS) Opfer gegeben. Das bestätigte RS am Mittwoch über den Kurznachrichtendienst Twitter. Aus der kurzen Erklärung ging nicht hervor, ob Soldaten verletzt oder getötet wurden, wieviele Opfer es gab oder aus welchem Land sie stammen.

Der afghanische Sender 1TV hatte zuvor unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtet, es handele sich um einen US-Konvoi. Die USA haben eine starke Präsenz in der Provinz - sowohl für die Ausbildungsmission der Nato, Resolute Support, als auch für ihre unabhängige Kampfmission gegen den Terrorismus, Freedom's Sentinel. Sollten US-Soldaten ums Leben gekommen sein, so würden die US-Streitkräfte die Todesfälle laut einer im Juli eingeführten neuen Regel erst bekanntgeben, sobald die Angehörigen in Kenntnis gesetzt worden sind. Das hat in einem Fall bereits zwei Tage gedauert. In 2017 sind in Afghanistan bisher sechs US-Soldaten ums Leben gekommen.

Nach einer Schilderung von Provinzsprecher Samim Chapalwak hatte der Selbstmordattentäter gegen Mittag (Ortszeit) ein mit Sprengstoff beladenes Auto in den Konvoi gerammt. Bilder vom Anschlagsort am Nachmittag zeigten, wie turmartige fahrende Festungen des internationalen Militärs den Ort schützten, an dem ein Kran an den schweren Überresten eines khakifarbenen Fahrzeugs arbeitete. Zivile Opfer habe es nicht gegeben, sagte Chapalwak.

Die radikalislamischen Taliban hatten sich per Twitter zu der Tat bekannt. Der Angriff sei gegen ausländische Truppen nahe einer Basis des afghanischen Geheimdienstes NDS gerichtet gewesen, heißt es in dem Tweet des Sprechers Sabiullah Mudschahid.

Die Explosion habe sich im Daman-Bezirk ereignet, sagte ein Mitglied des Provinzrats, Hadschi Agha Lali Dastgiri. Der liegt nahe der Provinzhauptstadt. Die Provinz ist eine Hochburg der Taliban. Wegen ihres oft brutal vorgehenden Polizeichefs Abdul Rasik war die Provinz lange eher ruhig gewesen. Kämpfe hatten sich auf die Nachbarprovinz Helmand konzentriert, wo die Taliban heute etwa 80 Prozent des Territoriums halten. In den vergangenen Monaten hat aber auch in Kandahar die Zahl der Anschläge und Talibanoffensiven zugenommen.

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