Nato-Gipfel in Brüssel Trump zu Gast bei (ehemaligen) Freunden

US-Präsident Donald Trump muss beim Nato-Gipfel nach seiner Kritik an dem Bündnis mit einem frostigen Empfang rechnen. Lässt sich das Vertrauen wiederherstellen?

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Donald Trump und seine Frau Melania bei der Ankunft in Brüssel Quelle: AP

Es gibt viel zu besprechen beim Nato-Gipfel in Brüssel. Der Kampf gegen den Terror, der Syrien-Konflikt, Afghanistan, das Verhältnis zu Russland. Doch die Staats- und Regierungschef der Mitgliedsstaaten treffen sich laut Protokoll gerade einmal drei Stunden. Länger trauen sich die Parteien wohl nicht zu, den Schein von Einigkeit wahren zu können.

Es ist der erste Besuch von Donald Trump bei der Nato. Jenes Verteidigungsbündnis, das er im Wahlkampf noch „obsolet“ nannte. Inzwischen ist der US-Präsident davon abgerückt, nicht aber von seiner Forderung, dass die Lasten geteilt werden müssten – und die Europäer darum mehr für Verteidigung ausgeben sollen. Auch ist er bislang der einzige US-Präsident seit der Gründung des Militärbündnis, der Artikel 5 der Nato-Charta, also die gegenseitige Beistandsverpflichtung, zumindest implizit in Frage stellte. 

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Und so rechnet man im US-Außenministerium mit einem frostigen Empfang für den Präsidenten in Brüssel. „Trump hat sich bisher ungeschickt angestellt. Er hat die Freunde in Europa mit seiner Kritik verprellt und Zweifel an der Haltung der USA in Nato-Fragen gesät“, sagt ein ranghoher Mitarbeiter des US State Department im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. Dass die Europäer nun erstmal reserviert seien und sich anhören würden, was Trump ihnen anzubieten hat, „kann ich ihnen nicht verübeln“. Sein Haus versuche Trump klarzumachen, dass die Partnerschaften mit Nato und Europa elementar seien; dass sich die USA weiter in der Welt einmischen müssten; und dass zu den westlichen Werten auch der freie Warenaustausch gehöre.

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Platz zehn: Mark Zuckerberg Quelle: REUTERS
Platz neun: Narendra Modi Quelle: dpa
Platz acht: Larry Page Quelle: AP
Platz sieben: Bill Gates Quelle: AP
Platz sechs: Janet Yellen Quelle: AP
Platz fünf: Papst Franziskus Quelle: dpa
Platz vier: Xi Jinping Quelle: REUTERS

Doch im Weißen Haus ist der Widerstand gegen diese Positionen stark. Die Nationalisten in der Regierung appellieren an Trump, am eingeschlagenen Weg festzuhalten. Und der lautet „America first“. Und dann lange nichts. Aus dem Pariser Klimaabkommen will die US-Regierung raus, aus dem transpazifischen Freihandelsabkommen TPP sowieso.

Die Ukraine-Krise hat der US-Präsident kaum auf dem Schirm, und um Nordkorea sollen sich doch bitte die Chinesen kümmern. Die Zeit der USA als Anführer der freien Welt, als Weltpolizist, als Freihandelschampion scheinen vorbei. Das registriert man auch im US-Außenministerium, dessen Budget Trump um fast 30 Prozent gekürzt hat. „Wir versuchen schon, uns weltweit einzubringen und unsere Werte zu verteidigen“, so der Top-Diplomat. Aber mit Trump als Präsident, diesen impulsiven, egoistischen und an die eigenen persönlichen Interessen denken Führer, „haben wir ein Glaubwürdigkeitsproblem.“ Trumps Vorgänger Barack Obama habe viel besser als Vorbild der westlichen Welt getaugt.

 

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