Ökonomen-Analyse Trump könnte Wählern einen Handelskrieg „anbieten“

Viele Trump-Wähler profitieren nicht von der Politik des US-Präsidenten, meint der Ökonom Snower. Von Steuerreform und Gesundheitspolitik würden eher andere Lager profitieren. Das könne fatale Folgen haben.

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Nach Ansicht des Kieler Ökonomen könnte US-Präsident Donald Trump internationale Konflikte schüren, um nationalistische Themen für sich zu nutzen. Quelle: dpa

Kiel US-Präsident Donald Trump verprellt nach Einschätzung des Ökonomen Dennis Snower auf gefährliche Weise die eigene Wählerschaft. Die konservativen, ärmeren Amerikaner hätten so gut wie nichts von der beschlossenen Steuerreform, sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft der Deutschen Presse-Agentur. Es profitierten zuallererst etablierte Unternehmen und die Reichsten.

Trump-Anhänger werde es auch hart treffen, wenn der Präsident seine Pläne für das Gesundheitssystem durchsetze. „Die Frage ist, wie die Wähler darauf reagieren, wenn ihnen dies in größerem Ausmaß bewusst wird, und was Trump daraufhin tut“, sagte Snower, der selbst Amerikaner ist.

Snower fürchtet, Trump könne internationale Konflikte schüren. Der Präsident werde ins Kalkül ziehen, dass seine Anhänger gut auf nationalistische und religiöse Themen ansprechen. „Aber wenn das nicht genügt, weil sie begreifen, dass sie nicht besser dastehen als vor seiner Wahl, könnte Trump in die Versuchung geraten, weiter zu gehen“, sagte Snower. Trump sei ein sehr Ich-bezogener Präsident. „Und wenn er Wählerstimmen braucht, habe ich ein Jahr nach seinem Amtsantritt weiterhin große Befürchtungen.“

Trump könnte seinen Wählern einen Handelskrieg „anbieten“, sagte Snower. Er könnte das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta aufkündigen oder Maßnahmen gegen China ergreifen. China würde entsprechend reagieren und Trump könnte sagen: „Das habe ich euch doch gesagt, die sind uns nicht gut gesonnen“.

Trump könnte auch so sehr mit Worten in Bezug auf islamistische Terroristen zündeln, dass er damit Abschläge beschwöre, und dann sagen, die Gefahr sei noch größer als gedacht. Ob er Trump eine solche Denke zutraue? „Ja“, sagte Snower nach einigem Zögern.

Die größte Gefahr wäre für Snower ein Krieg mit Nordkorea. „Ein Krieg hilft enorm, Wähler von wirtschaftlichen Problemen abzulenken“, sagte der Wirtschaftswissenschaftler. Es sei aber auch in der Tat zu fragen, ob die Welt wirklich zusehen solle, wenn Nordkorea eine starke Nuklearmacht werde. „Eine der Antworten darauf kann zu Krieg führen.“

In den USA würden mit der Steuerreform die Staatsausgaben sinken, erläuterte Snower. Dies werde sich nicht auf den Verteidigungsetat auswirken, sondern auf die soziale Fürsorge, Gesundheitsausgaben und so weiter. „Daraus wird sich ein großer Schaden für jene ergeben, die ärmer sind und Trump gewählt haben“, sagte der IfW-Präsident.

„Obamacare wird ausgehungert und langsam aussterben - mit schweren Folgen für diese Wähler.“ Es sei damit zu rechnen, dass 13 Millionen Amerikaner die Gesundheitsversicherung verlieren und die Gesundheitsprämien in den nächsten zehn Jahren um zehn Prozent stärker steigen, als es sonst der Fall gewesen wäre.

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