Pöbel-Attacke beim EU-Gipfel „Du hast verpasst, den Mund zu halten“

Gipfel der Peinlichkeiten: Weil Ergebnisse Mangelware sind, sinkt die Stimmung. Vorläufiger Tiefpunkt: Frankreichs Präsident Sarkozy maßregelt seinen britischen Kollegen Cameron.

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Die Bildkombo zeigt (l-r) Quelle: dpa

Ein Gipfeltreffen mit Staats- und Regierungschefs produziert stets eine Menge schöner Bilder. Ein Händeschütteln hier, eine Umarmung da, lächeln um die Wette. Dass es hinter den Kulissen aber manchmal heftig zur Sache geht, bleibt meist im Verborgenen.

Der heftige Zusammenstoß zwischen Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Großbritanniens Premierminister David Cameron beim Treffen der 27 EU-Chefs am Sonntag aber nicht. Er schaffte es in die Öffentlichkeit.

„Du hast eine gute Gelegenheit verpasst, den Mund zu halten“, soll ein genervter Sarkozy den Briten angeblafft haben, wie die Zeitung „Guardian“ und die Nachrichtenagentur Bloomberg übereinstimmend berichteten. „Wir haben es satt, dass du uns kritisierst und sagst, was wir tun sollen“, redete sich der Franzose in Rage. „Du sagst, du hasst den Euro, und jetzt willst du dich in unsere Treffen einmischen“.

Kritik und Belehrungen

Sarkozy hatte es offenbar satt, dass Cameron und sein Schatzkanzler George Osborne die Euro-Länder wiederholt wegen ihres Krisenmanagements kritisiert und belehrt hatten.

Hintergrund der Eskalation am Sonntag: Cameron war nicht einverstanden mit dem Plan, dass beim Gipfel am kommenden Mittwoch zur Zukunft des Euro nur die 17 Länder der Gemeinschaftswährung entscheiden sollten. Der Brite forderte, dass alle 27 EU-Staaten abstimmen, also auch das Nicht-Euro-Land Großbritannien.

Doch Sarkozy ließ Cameron abblitzen. Wenn die Briten dabei sein wollen, hätten sie eben den Euro einführen sollen, sagte der Franzose. 

Wortgefecht verlängert Sitzung

Das Wortgefecht zwischen den beiden Regierungschefs, die noch vor ein paar Wochen in Eintracht  in Libyens Hauptstadt Tripolis den Sieg der Rebellen gefeiert hatten, soll das EU-Treffen um ganze zwei Stunden verlängert haben.

„Wir müssen die Interessen jener Länder wahren, die außerhalb des Euro stehen wollen“, sagte Cameron später vor der Presse. Schließlich seien sie direkt von der Euro-Krise betroffen. „Diese Krise lehrt, dass eine stärkere Integration bei Finanzen und Wirtschaft in der Euro-Zone unausweichlich ist“, so der Premier. „Aber das darf nicht auf Großbritanniens Kosten geschehen“.

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