Referendum in Irland Abstimmung über Homo-Ehe mobilisiert irische Wähler

Noch in den 1980er Jahren folgten die Iren ihrer katholischen Kirche und stimmten gegen Scheidung und Abtreibung. Doch die Gesellschaft scheint sich zu wandeln. Gleichstellungsminister Riordain lobte das Referendum.

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Die Abstimmung über eine mögliche Gleichstellung von Homo- und traditioneller Ehe, mobilisiert in Irland die Wähler. Quelle: dpa

Dublin Das katholische Irland hat am Freitag als erste Nation weltweit über die Einführung der Ehe für homosexuelle Paare abgestimmt. Gleichstellungsminister Aodhan O Riordain sprach von einem beispiellosen Referendum und lobte die ungewöhnlich hohe Beteiligung. Alle politischen Parteien unterstützen die Homo-Ehe, und Umfragen deuteten auf einen Sieg der Befürworter. Die katholische Kirche stellte sich an die Spitze der Gegner und hoffte auf eine Überraschung. Ergebnisse sollen am Samstag veröffentlicht werden.

Es geht um eine Veränderung der 77 Jahre alten Verfassung, die bislang die Ehe als Bund zwischen Mann und Frau definiert. Stimmt eine Mehrheit dafür, soll das Geschlecht der Ehepartner künftig keine Rolle mehr spielen. Bei einem Scheitern des Referendums bleibt homosexuellen Paaren in Irland die Möglichkeit der 2011 eingeführten eingetragenen Partnerschaft. Diese bietet Partnern aber weniger Rechte, vor allem bei Sozialleistungen oder Sorgerecht bei Trennungen.

In mehr als einem Dutzend Staaten weltweit und in den meisten US-Staaten ist die Homo-Ehe bereits legal. Nirgends wurde aber das Volk dazu befragt. „So ein Referendum hat es noch nie gegeben“, sagte Gleichstellungsminister O Riordain. „Es herrscht eine Aufregung und Vorfreude, wie ich sie noch nie gesehen habe.“ Er verwies auf lange Schlangen bei der Wählerregistrierung. Informationsveranstaltungen seien überfüllt gewesen. Einige Wähler trügen schon seit Monaten Anstecker, dass sie mit „Ja“ stimmen wollen.

Für das Referendum registriert waren 3,2 Millionen Wähler. Eine Zufallsbefragung an einem Wahllokal im Nordosten von Dublin - einem katholischen Gemeindezentrum - zeigte eine tiefe Kluft zwischen den Generationen: Personen unter 40 bekannten sich zum „Ja“, während Ältere eher mit „Nein“ stimmten.

„Man kann den Schwulen ihr Recht geben, ohne die ganze Institution der Ehe neu zu definieren“, sagte die 61-jährige Bridget Ryan. Ähnlich hatten auch Vertreter der katholischen Kirche argumentiert. Sie warnten auch vor Rechtsstreitigkeiten über Adoption und Leihmutterschaften.

Sollten sich die Befürworter der Homo-Ehe durchsetzen, wäre dies wohl ein weiterer Beleg für den schwindenden Einfluss der katholischen Kirche. Noch in den 1980er Jahren stimmte Irland in Referenden mit großer Mehrheit gegen Abtreibung und Scheidungen.

Auf Twitter meldeten sich zahlreiche Iren zu Wort, die aus dem Ausland zum Wählen nach Hause kamen, denn ihre Stimme konnten sie nur in ihrem Heimatbezirk abgeben. Die Studentengewerkschaft bot Tipps für Verkehrsverbindungen nach Hause. Der irische Sänger Hozier stellte ein Selfie ins Internet, auf dem er ein Plakat der Befürworter zeigt. „Ich fliege zum Abstimmen nach Hause“, schrieb er. „Es ist das Wichtigste, was du tun kannst. Vergiss es nicht.“

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