Simbabwe Die Krise eines ehemaligen Hoffnungsträgers

Simbabwes Präsident Robert Mugabe ist nach dem Militärputsch abgesetzt. Auch wirtschaftlich geht Simbabwe durch turbulente Zeiten. Für deutsche Unternehmen hat die wirtschaftliche Bedeutung des Landes stark abgenommen.

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Militär in Simbabwe stellt offenbar Präsident Robert Mugabe unter Hausarrest

Der Militärputsch stürzt Simbabwe in Chaos. Nach den turbulenten Stunden beschäftigt das Land nun die Frage der Nachfolge von Präsident Robert Mugabe. Der 93-Jährige wollte sich nächstes Jahr für eine weitere Amtszeit als Präsident bewerben, für seine Nachfolge hatte er schon Gattin Grace (52) aufgebaut. Doch nachdem ihm seine alten Weggefährten der Armee einen Strich durch diese Rechnung gemacht haben, droht die Situation zu eskalieren.

Beobachter mutmaßen, dass die Streitkräfte dem langjährigen Stellvertreter Emmerson Mnangagwa, den Mugabe zuvor abgesetzt hatte, den Weg zur Macht ebnen wollen, doch Mugabe will Insidern zufolge nicht nachgeben. Er bestehe darauf, seine Amtszeit als Präsident zu vollenden, verlautete politischen Kreisen zufolge aus dem Umfeld Mugabes. Auf den Straßen der Hauptstadt Harare herrscht bislang weitgehend eine angespannte Ruhe. Vertreter der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) wollen sich am Donnerstag in der botsuanischen Hauptstadt Gaborone treffen, um über die Krise zu diskutieren.

Doch nicht nur politisch wäre es an der Zeit, sich neuaufzustellen, auch wirtschaftlich sind Reformen dringend notwendig: In den fast vier Jahrzehnten an der Macht hat Mugabe die frühere Kornkammer des südlichen Afrikas heruntergewirtschaftet.

So gehörte Simbabwe im Jahr 1997 noch mit einer florierenden Landwirtschaft und Bergbau zu den wirtschaftlich stärksten Ländern Afrikas, da das Land reich an Gold, Kuper und Diamanten ist. Allerdings wurde das Potenzial des Landes in den folgenden Jahren verschenkt, inzwischen zählt Simbabwe mit seinen etwa 15 Millionen Einwohnern dem Human Development Index zufolge zu den ärmsten Staaten der Welt.

Auch von einer schweren Wirtschaftskrise, in Folge derer es 2008 zu einer galoppierenden Hyperinflation und zum Zerfall der Landeswährung, dem Simbabwe-Dollar, gekommen war, hat sich das Land noch nicht erholt. Fehlende Investitionen und Devisenknappheit haben die wirtschaftliche Lage immer weiter verschlechtert und die Einführung des Vielwährungssystems führte nur kurzzeitig zu einer Besserung der Lage. Im Global Competitiveness Report von 2016/17, der die Wachstumschancen eines Landes misst, belegt Simbabwe Platz 126 von 138 aufgelisteten Ländern.

Außenhandelszahlen von Deutschland für den Export mit Simbabwe

Die Tendenz des abnehmenden Wirtschaftswachstums hat sich in den letzten Jahren wieder deutlich verstärkt: Das Bruttoinlandsprodukt Simbabwes ist den Erhebungen der Wirtschaftsdaten kompakt zufolge im laufenden Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent geschrumpft, das Leistungsbilanzsaldo liegt derzeit bei minus 6,1 Prozent. Auch die Einfuhr und Ausfuhr von Waren ist massiv zurückgegangen.

Das Nachbarland Südafrika gehört mit 71,1 Prozent zu den Hauptabnehmern der Waren. Dahinter folgen mit großem Abstand Mosambik (15,1 Prozent), die Vereinigten Emirate (5,5 Prozent) und Sambia (3,4 Prozent).

Auch für deutsche Unternehmen hat die wirtschaftliche Bedeutung Simbabwes stark abgenommen. In der Rangliste der deutschen Ausfuhren belegte Simbabwe Platz 149 von 231 Ländern.

Die deutschen Exporte nach Simbabwe sind im ersten Halbjahr 2016 um 37,8 Prozent zurückgegangen. Zu den wichtigsten Ausfuhrgütern aus Deutschland zählten Maschinen (20 Prozent), Nahrungsmittel (19,3 Prozent), Kfz sowie deren Zubehörteile (15,2 Prozent).

Da Simbabwe mit seinen fruchtbaren Böden, reichhaltigen Bodenschätzen und touristischen Attraktionen über großes wirtschaftliches Potential verfügt, könnte ein politischer Neuanfang auch für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen. Schließlich bietet das Land trotz angeschlagenen Investitionsklimas auch für deutsche Unternehmen Chancen.

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