So ticken Trump und Erdoğan Impulsiver Tycoon trifft kalkulierten Provokateur

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Die Schwachstellen

Erfolg lässt sich ganz einfach ablesen – nämlich am eigenen Kontostand. So denkt und handelt Donald Trump. Egal wie: Hauptsache, das Geld fließt in die eigene Tasche. Und so ist Trump über die Jahre etwa zum Experten geworden, Steuerzahlungen zu vermeiden. „Ich zahle keine Steuern“, bekannte der Milliardär in den TV-Debatten im US-Wahlkampf. „Das zeigt, dass ich schlau bin.“ Illegal ist das nicht, moralisch verwerflich schon.

Diese Menschen sprechen für den US-Präsidenten
Sean Spicer ist Sprecher des Weißen Hauses, früher Sprecher der Republikaner Quelle: AP
Kellyanne Conway Quelle: AP
Stephen Bannon Quelle: REUTERS
Hope Hicks Quelle: REUTERS
Dan Scavino Quelle: REUTERS
Stephen Miller Quelle: AP

Anders verhält es sich mit den Interessenkonflikten, in die Donald Trump mit dem Einzug ins Weiße Haus hineingeschlittert ist. Denn auch aus seinem neuen Job versucht, der US-Präsident offenbar Profit zu schlagen. In Gesprächen mit ausländischen Regierungschefs waren gleich mehrmals seine Kinder anwesend, die inzwischen sein Immobilienimperium verwalten. Das Trump-Imperium besteht aus 111 Firmen in 18 Ländern, hat die „Washington Post“ recherchiert. Darunter in Katar, China, Indien und der Türkei. Vielerorts sind die Regierungen Kreditgeber, Kunden oder Geschäftspartner, finanzieren sein Treiben, wie etwa die staatliche Bank of China oder steigen in seinen Hotels ab. Dabei ist es Präsidenten verboten, Geld von ausländischen Regierungen anzunehmen. „Emoluments-Klausel“ heißt die entsprechende Passage aus der Verfassung. Sie ließ einst Obama zweifeln, ob er den mit 1,4 Millionen Dollar dotierten Friedensnobelpreis annehmen darf. Trump hat weniger Skrupel. Bereits zum Präsidenten gewählt, plauderte er mit britischen, indischen und argentinischen Politikern über seine Geschäfte. „Bei jedem einzelnen Treffen verfolgt er eine Agenda: Meistens lautet die, Geld zu verdienen“, ist Trump-Kenner Johnston wenig überrascht.

Der türkische Präsident hat derweil mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Dem Machtpolitiker immer stärker eine Paranoia und Härte gegen Andersdenkende anzumerken. Gegen seine Feinde geht Erdoğan rücksichtslos vor. Das zeigte sich erstmals deutlich bei den Gezi-Protesten, als er mit aller Härte gegen friedliche Demonstranten vorging. Seitdem Putschversuch ließ der türkische Präsidenten über 100.000 Menschen inhaftieren oder vom Dienst suspendieren. Unter den Opfern sind längst nicht nur Gülen-Verschwörer, sondern Gegner jeder Art: Kurden, Linke, NGOs, Frauenrechtler, Intellektuelle. Nirgendwo sitzen momentan mehr Journalisten im Gefängnis als in der Türkei.

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