London Das britische Finanzministerium hat vor erheblichen Kosten gewarnt, sollte Großbritannien infolge des Brexit-Votums aus dem Europäischen Binnenmarkt ausscheiden. Das geht aus einem internen Papier hervor, das der britischen Tageszeitung „The Times“ vorliegt. Demnach könnte das Bruttoinlandsprodukt des Landes innerhalb der kommenden 15 Jahre bis um 9,5 Prozent schrumpfen.
Das entspräche entgangenen Steuereinnahmen von 66 Milliarden Pfund (73 Milliarden Euro) im Jahr. Das Finanzministerium wolle mit dem Papier Kabinettsmitglieder von dem potenziellen Schaden überzeugen, den ein „harter Brexit“ hätte, berichtet die „Times“ am Dienstag.
Die Zahlen stammen der „Times“ zufolge aus einem Bericht, der bereits im April vom damaligen Finanzminister George Osborne in Auftrag gegeben worden war. Osborne hatte damals angekündigt, die Regierung müsse bei einem Brexit Ausgaben kürzen und die Steuern erhöhen. Führende Brexit-Anhänger hatten den Bericht als „Panikmache“ und „Strafbudget“ abgetan.
Dass die neue britische Regierung nun auf den Bericht zurückgreift, könnte ein Hinweis darauf sein, wie zerstritten das Kabinett in der Frage ist, ob das Land dem europäischen Binnenmarkt den Rücken kehren sollte. Premierministerin Theresa May hatte Anfang des Monats beim Parteitag der Konservativen in Birmingham den Eindruck erweckt, Großbritannien steuere auf einen „harten Brexit“ zu. Der Kurs des Britischen Pfunds stürzte daraufhin auf ein historisches Tief.