Zunehmende Antibiotika-Resistenzen Merkel fordert internationale Kooperation bei Gesundheit

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei einer Konferenz der Gesundheitsminister der G20-Gruppe eine bessere globale Vorbereitung auf Epidemien und Gesundheitskrisen gefordert. Die Staaten müssten sich stärker abstimmen.

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Die Kanzlerin betonte ebenso wie WHO-Generaldirektorin Margaret Chan die Notwendigkeit des Kampfs gegen zunehmende Antibiotika-Resistenzen. Quelle: Reuters

Berlin Die Staaten weltweit müssen sich nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel besser auf Gesundheitskrisen und die Verbreitung von Krankheiten über Grenzen hinweg vorbereiten. Notwendig sei eine bessere Reaktionsfähigkeit, sagte Merkel am Freitag bei einer Konferenz der Gesundheitsminister der G20-Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer in Berlin. Bei Ebola in Westafrika hätten Viele geholfen, "aber die Hilfe kam spät, sie war langsam, sie war unkoordiniert". Es wäre zynisch, aus solch einem Ereignis keine Lehren zu ziehen. Merkel rief zu mehr Bemühungen und engerer internationaler Kooperation beim weltweiten Gesundheitsschutz auf.

Die Zusammenarbeit sei nicht nur eine Verpflichtung aus Gründen der Menschlichkeit. "Besonders aggressive Erreger können eine globale Bedrohung auch der Wirtschaftskreisläufe darstellen", warnte Merkel. Eine wachsende Gefahr sei, dass sich übertragbare Krankheiten im Zuge der Globalisierung immer schneller verbreiteten.

Notwendig seien bei Krisen wie im Falle von Ebola koordinierte Abläufe und schnelle finanzielle Hilfen. Dazu gebe es einen Fonds bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dessen Ausstattung aber noch zu wünschen übriglasse. Des weiteren gebe es die Arbeit der Weltbank an einer Versicherungslösung für Staaten gegen Epidemierisiken. Die Staaten müssten dabei dann im Falle einer Krise nicht mehr als Bittsteller auftreten. Zwar werfe dieses Modell viele theoretische Fragen auf. Es lohne sich aber, sich damit weiter zu beschäftigen.

Merkel betonte ebenso wie WHO-Generaldirektorin Margaret Chan die Notwendigkeit des Kampfs gegen zunehmende Antibiotika-Resistenzen. Die Entwicklung neuer Antibiotika sei mühselig und kostenintensiv, daher müssten sich die Staaten hier eng abstimmen. Es müsse auch mehr unternommen werden, damit die vorhandenen Mittel wirksam blieben. Die Bemühungen beträfen die Humanmedizin ebenso wie die Landwirtschaft. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sagte, notwendig sei ein sparsamer und sachgerechter Einsatz von Antibiotika. Es müssten zudem mehr Anstrengungen unternommen werden, um die Entwicklung neuer Präparate zu fördern. Dazu seien eine stärkere internationale Abstimmung der Forschung in diesem Bereich sowie Anreize notwendig. Chan sagte, multiresistente Erreger lösten große Besorgnis aus. Etwa gebe es für die Krankheit Gonorrhoe inzwischen fast kein wirksames Antibiotikum mehr. Ziel sei es, dass die Preise bezahlbar blieben. Sie verwies auf Initiativen und Partnerschaften in diesem Bereich. Eine Möglichkeit sei, die Kosten von Forschung und Entwicklung von den Produktpreisen zu entkoppeln. Chan beklagte auch einen Mangel an Impfstoffen gegen Cholera und Gelbfieber.

Die WHO-Chefin betonte zugleich, die Welt sei zwar besser gegen die nächsten schweren Krankheitsausbrüche gewappnet. "Aber wir sind immer noch nicht gut genug vorbereitet." Chan wie Merkel begrüßten, dass die Minister bei ihrer Konferenz gemeinsam mit WHO und Weltbank den Ernstfall eines grenzüberschreitenden Krankheitsausbruchs erproben wollen, bei der sich eine Seuche über die Atemwege verbreitet. Es werde in der mikrobiellen Welt immer wieder Mutationen und Anpassungen geben, die die Menschen überraschten, sagte Chan. Die Weltgemeinschaft habe sich inzwischen vom eher passiven Ansatz wegbewegt und versuche Krankheiten nicht an der Grenze aufzuhalten, sondern Ausbrüche an der Quelle einzudämmen.

Gröhe mahnte als Gastgeber der Konferenz die Staaten, wer seine Bevölkerung schützen wolle, dürfe sich nicht abschotten, sondern müsse verstärkt zusammenarbeiten. "Die nächste Gesundheitskrise mit globalen Auswirkungen wird kommen." Merkel unterstrich, Deutschland habe als Präsidentschaftsland der G20 bewusst das Thema Gesundheit zu einem seiner Schwerpunktthemen erwählt. "Wir wünschen uns, dass dieses Thema Gesundheit nicht wieder in Vergessenheit gerät, sondern so aktuell bleibt, wie es ist."

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