Bilderberg-Konferenz in Dresden Die Weltregierung bittet zum Plausch

Um kein anderes Gremium ranken sich so viele Legenden wie um die Konferenz der Bilderberger, die ab Donnerstag in Dresden stattfindet. Was ist dran an der geheimen Weltregierung?

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Vorbereitungen für das Bilderberg-Treffen in Dresden: Mitarbeiter errichten Zäune um Taschenbergpalais. Quelle: dpa Picture-Alliance

Zuerst mal muss man den Bilderbergern Respekt zollen. Eine Sache mehr als ein halbes Jahrhundert zu tun, ohne dass die Öffentlichkeit versteht, um was es sich genau handelt – das hat nicht mal Edmund Stoiber hinbekommen, der EU-Beauftragte für den Bürokratieabbau.

Doch auch den Bilderbergern fällt die Geheimhaltung immer schwerer. Erstmals ist in diesem Jahr ihr Treffpunkt schon vorher publik geworden. Und so sind die 130 Teilnehmer von hohen Zäunen und Hundertschaften der Polizei umgeben, wenn sie ab Donnerstag im Taschenbergpalais gleich gegenüber der Semperoper über die drängenden Themen der Weltpolitik sprechen. Was sie da genau sagen oder vereinbaren, das zumindest bleibt ihre Sache, vorerst.

Und so bleiben auch die Mythen, die sich um die Bilderberger ranken, vorerst erhalten. Seit dem Beginn des kalten Krieges existiert die informelle Gruppe, die sich erstmals im auf Einladung des niederländischen Königs im Strandhotel Bilderberg an der Nordsee traf und daher ihren Namen hat.

Sieben Fakten zur Bilderberg-Konferenz

Wirtschaftsbosse, Politiker, prominente Medienlenker und Wissenschaftler treffen dort zusammen, so viel ist seit jeher bekannt. Alles Weitere ist unklar. Und genau aus dieser Unklarheit saugen die Vermutungen über das Treiben der Bilderberger ihre Kraft. Die weitestgehenden Spekulationen sehen in den Treffen eine Art Koalitionsgipfel der Weltregierung. Die harmlosesten eine ehrenwerte Plauderrunde.

"Beschlossen wird bei den Bilderbergern nichts"

Christoph Bertram plädiert eindeutig für letztere Variante: „Beschlossen wird bei den Bilderbergern gar nichts, wer das meint, muss wirklich ein naives Verständnis von Politik haben.“ Bertram, Journalist und politischer Berater, sollte es eigentlich wissen. Von 1980 bis 1998 war er bei den Treffen dabei, als Mitglied der Steuerungsgruppe hat er mehrere Bilderberger-Treffen mit organisiert. Aus seiner Sicht sind die Treffen ein einzigartiges Forum, von dessen Existenz letztlich alle profitieren.

Geheime Weltregierung oder Infobörse der Mächtigen?
Vorbereitungen zur Bilderberg-Konferenz Quelle: dpa
Taschenbergpalais Quelle: dpa
Bilderberg-Konferenz Quelle: dpa
Pegida-Kundgebung in Dresden Quelle: dpa
Banner gegen Bilderberg-Konferenz Quelle: dpa
Henri de Castries, Vorsitzender der Bilderberger Quelle: REUTERS
 Henri de Castries Quelle: REUTERS

Die Gegner des Treffens, die sich in Dresden zu hunderten versammeln werden, sehen genau darin die Gefahr. Wenn sich die Entscheidungsträger der großen Wirtschaftsmächte im Verborgenen treffen, dann können sie dort eine Agenda der Weltpolitik abstimmen, ohne irgendeine Rechenschaft darüber ablegen zu müssen.

So gehen manche Anhänger dieser Verschwörungstheorie davon aus, dass Helmut Kohl auf der Bilderberger-Tagung 1988 einem zweifelhaften Deal zugestimmt habe: Du bekommt die Wiedervereinigung, musst dafür aber die D-Mark opfern. Nun ja, als die Menschen 1989 in Leipzig auf die Straße gingen, da wirkten sie nicht besonders ferngesteuert.

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