Bildung in Deutschland 2016 Eine gewaltige Anstrengung ist nötig

Der Bildungsbericht kann als Mahnung vor der Euphorie der jüngsten Vergangenheit betrachtet werden. Die Anstrengungen zur Ausbildung der Einwanderer werden gewaltig.

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Ein Deutschkurs für Flüchtlinge in der Gemeinschaftsunterkunft in Güstrow Quelle: dpa

Unmittelbare Handlungsempfehlungen zu liefern, ist nicht die Aufgabe des Bildungsberichts. Aber eine deutliche Botschaft ist aus ihm sehr wohl zu vernehmen. Die Eingliederung der Hunderttausenden Einwanderer, die als Asyl- und Schutzsuchende nach Deutschland kamen und weiter kommen, eine "Herausforderung" zu nennen, ist bereits praktizierter Optimismus.

Auch wenn noch niemand einen belastbaren Überblick über das tatsächliche Bildung- und Qualifikationsniveau der meist jungen Männer aus Vorderasien und Afrika hat, so gibt es doch immer weniger Zweifel daran, dass eine gewaltige Anstrengung des deutschen Bildungssystems notwendig ist. Über dessen Ausmaß dürften sich viele, die im vergangenen Herbst euphorisch von einem bevorstehenden neuen Wirtschaftswunder schwärmten, erst allmählich klar werden.

Zwar ist auch im Bildungsbericht von Chancen die Rede, doch angesichts der anhaltenden "Disparitäten" des Bildungs- und Berufserfolgs der hier geborenen Kinder nichtdeutscher Vorfahren dominiert bei den Autoren des Berichts - zumindest im direkten Gespräch - eher die Befürchtung, dass sich diese Tendenzen durch die starke Zuwanderung verschärfen.

Die zusätzlichen Bildungsinvestitionen von jährlich mehreren Milliarden Euro sollen nach dem Wunsch der Bildungsforscher nicht zuletzt in zusätzliche Sozialarbeiter investiert werden - also in Staatsdiener, die sich darum zu kümmern versuchen, dass die Neuankömmlinge ausbildungswillig bleiben und -fähig werden, statt auf die schiefe Bahn zu geraten.

Natürlich werden viele Unternehmen, vor allem solche, die trotz Digitalisierung weiter auf bezahlbare gering qualifizierte Mitarbeiter angewiesen sind, von der aktuellen Einwanderung profitieren. Auch wird das Bruttoinlandsprodukt allein schon durch die Bereitstellung der zusätzlichen Versorgung steigen. Doch das nutzt eben nur den unmittelbaren Anbietern und nicht der Volkswirtschaft im Ganzen, solange diese zusätzlichen Leistungen von der Allgemeinheit und nicht von den Empfängern erwirtschaftet werden.

Der Bildungsbericht wird in der Politik und Wirtschaft hoffentlich als Mahnung vor einer Wiederholung der jüngsten Euphorie ankommen.

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Was jetzt ansteht, wird unseren Staat und die gesamte Gesellschaft, das Bildungssystem in erster Linie, extrem beanspruchen. Auf viele Jahre hinaus wird das sehr viel Geld und große Mühen kosten, die letztlich vom Steuerzahler getragen werden müssen. Naiv oder bewusst verzerrend argumentiert, wer glaubt, dass das ohne Einschnitte anderswo zu schaffen ist.

Aus der mikroökonomischen Perspektive eines arbeitskrafthungrigen Unternehmens bedeutet eine solche Lage durchaus eine Chance. Und die könnte natürlich auch irgendwann einmal gesamtgesellschaftliche Bedeutung gewinnen. Doch auf absehbare Zeit geht es für die Gesellschaft als ganze - und zu der gehören auch Arbeitgeber - um nichts anderes als die Abwendung einer möglicherweise bevorstehenden sozialen Erschütterung unbekannten Ausmaßes.

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