+++Wahlticker+++ Trittin und Kretschmann im Jamaika-Sondierungsteam der Grünen

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Schulz will den Fraktionsvorsitz nicht

+++ FDP arbeitete am Ziel Wiedereinzug +++

Jahrelang haben Christian Lindner und sein Team diesen Moment im Blick gehabt: Wahlabend, 18 Uhr, die ersten Hochrechnungen. Im Büro des Bundesgeschäftsführers Marco Buschmann hängt eine Uhr, die die Tage bis zum Wahlabend rückwärts zählte. Und Christian Lindner hat gleich zweimal seine Dienstwagen mit passenden Nummernschildern ausstaffiert: Im NRW-Landtag hatte das Auto die Nummer D-CL 2017, in Berlin B-FD 249.

In der FDP-Zentrale war der Andrang schon ab 17.30 Uhr so groß, dass niemand mehr ins Gebäude darf. Selbst Medienvertreter dürfen nicht mehr hinein, klettern über Blumenbeete heimlich in das Hauptgebäude. Drinnen ist alles aufwändig geschmückt, blau-gelbe Blumensträuße auf den Tischen. Auch einige Ehemalige sind da, zum Beispiel der frühere Gesundheitsminister Daniel Bahr. Fragt man bei der FDP, welchen Anteil die Person Christian Lindner am Wahlerfolg hatte, sagen die meisten: 8, 9 oder 10. Die Liberalen verehren ihren Chef. Aber ob seine Stellung so stark bliebe, falls die FDP demnächst mitregiert, mitregieren muss? Würde sie das Finanzministerium übernehmen - wofür auch aus Lindners Sicht viel spricht - und er selbst würde sich für den Fraktionsvorsitz entscheiden, so hätte er eine starke Nummer zwei neben sich.

+++ Schulz will nicht Fraktionsvorsitzender werden +++

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz will nach der historischen Wahlniederlage zwar Parteichef bleiben, aber nicht Fraktionsvorsitzender im Bundestag werden. „Ich werde den Fraktionsvorsitz selbst nicht anstreben, sondern mich voll auf die Erneuerung der Partei konzentrieren“, sagte er am Sonntag in einem ARD-Interview. Die bisherige Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles hat nach Angaben aus der SPD gute Chancen, neue Fraktionsvorsitzende im Bundestag zu werden. In der Parteiführung sei die Personalie aber noch nicht besprochen worden, hieß es in der SPD am Sonntagabend in Berlin.

+++ FDP mit "Kampfauftrag für die nächsten vier Jahre +++

Die FDP macht seit ein paar Jahren keine "Wahlparty" mehr, lädt nur noch zum "Wahlabend" ein - eine Entscheidung aus der Zeit, als die Partei in Umfragen bei zwei Prozent lag. An diesem Abend ist Partystimmung, man kann sich im Gedränge in der Parteizentrale kaum bewegen, als Lindner sich schließlich um kurz vor sieben mit den Mitgliedern des Präsidiums zeigt, muss er nach jedem Satz pausieren, weil er von Jubel und Beifall unterbrochen wird, berichtet unsere Reporterin Elisabeth Niejahr. Drei Dinge will er loswerden: Die FDP sei eine "Partei der Mitte". Der "klarste Gegenpol zu allen Rechten" - das Wahlergebnis der AfD sei für die FDP ein "Kampfauftrag für die nächsten vier Jahre". Zweitens: "Der Erneuerungsprozess der FDP ist nicht  abgeschlossen". Drittens: Nie wieder APO. Die FDP sei zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine Legislaturperiode lang nicht im Bundestag gewesen: "Es soll auch das letzte Mal gewesen sein".

+++ AfD-Abgeordneten muss Verantwortung wahrnehmen +++

"Crying at the Discoteque" dröhnt es aus den Boxen als Alice Weidel mit Alexander Gauland  auf die Bühne steigt. “Wir werden liefern“, sagt Weidel immer wieder. Jeder AfD-Abgeordnete solle sich seiner Verantwortung bewusst sein. Keine harschen Töne vorerst. Auch kein Spott. Den überlässt sie Jörg Meuthen, der sich über Volker Kauder amüsiert und von der “Noch-Kanzlerin“ Merkel redet.

+++ Respekt für die SPD +++

SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz will über das Jahresende hinaus Parteichef bleiben. Er werde im Dezember zur Wiederwahl antreten, sagt Schulz im ZDF. Einen Vorschlag über die Führung der SPD-Fraktion im Bundestag werde er am Mittwoch machen. Auf die Frage, ob er definitiv eine Beteiligung der SPD an einer neuen großen Koalition ausschließe, antwortet Schulz: "Ja."

+++ Splitter von der Wahlparty der Grünen +++

Die Botschaft auf der Wahlparty der Grünen ist klar: Gesprächen für eine Jamaika-Koalition werde man sich nicht verschießen. Man wolle Verantwortung übernehmen. Insgeheim hofft man, dass sich die SPD Koalitionsgesprächen definitiv verweigern werde. Das würde die Verhandlungsposition von Grünen und Liberalen stärken. Die Grünen würden dafür allerdings ein paar sozialpolitische Kröten schlucken müssen. 

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