Werner knallhart

Koalitionsname: Taugt „Jamaika“ wirklich als Marke?

Jamaika-Koalition. Klingt griffig und liegt wegen schwarz-grün-gelb nahe. Aber ist „Jamaika“ als Attribut für eine mögliche deutsche Regierungskoalition wirklich so clever? Besser wäre: Ringelnatter-Koalition.

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Die Flagge Jamaikas Quelle: dpa

Die Firma Wick stellt eine Vaseline mit Mentholgeruch her und nennt es Wick Vaporup. Eigentlich heißt die Firma aus dem US-amerikanischen Cincinnati aber Vicks (früher Vick). Aber im deutschsprachigen Raum hat man sich aus nachvollziehbaren Gründen dagegen entschieden, das weiße Gelee Vicks zu nennen.

Ein großer chinesischer Autohersteller heißt Great Wall in Anlehnung an die Chinesische Mauer. Nun stellt diese Firma SUV und Pickups her, die ja eigentlich für grenzenlose Mobilität stehen. Und gibt sich einen Namen, der für eine unüberwindbare Barriere steht. Eine riesige Mauer.

Beim Markennamen ist also Fingerspitzengefühl gefragt. Und weil es sich ja jetzt abzeichnet, dass neben einer Großen Koalition vielleicht auch eine Koalition aus Union, Grünen und FDP in Frage kommen könnte, müssen wir uns dringend überlegen, ob wir die nächsten vier Jahre "Jamaika" sagen wollen oder doch lieber was anderes.

Zunächst: Hätte Nordkorea eine schwarz-gelb-grüne Flagge, wir würden sicherlich nicht von der Nordkorea-Koalition auf Bundesebene sprechen.

Also: Wofür steht Jamaika? Mal den Google-Test machen: Als erstes kommen die Themen Urlaub und Reise. Jamaika als Karibik-Traum. Mit lauter netten, lebensfrohen Menschen. Doch schon wenige Treffer weiter unten kommen die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes:

„Wegen der hohen Kriminalität ist besonders in der Hauptstadt Kingston (…) erhöhte Vorsicht geboten. Es kommt nicht selten zu Diebstählen bzw. bewaffneten Überfällen. In solchen Fällen wird dringend davon abgeraten, Widerstand zu leisten, da die Bereitschaft, Waffen einzusetzen, hoch ist. (…) Es sind Fälle bekannt, in denen Drogenhändler und Polizisten naiven Touristen gemeinsam Fallen stellten.“

Ein Land, das die Kriminalität nicht im Griff hat und in dem Polizei und Dealer manchmal sogar gemeinsame Sache machen? Passt dieser Markenkern zu den Vorstellungen der Union zu mehr Sicherheit in Deutschland? Jamaika hat eine der höchsten Raten an Tötungsdelikten in der Welt. Laut der Nichtregierungsorganisation „Jamaicans for Justice“ nimmt die Polizei immer wieder Kinder in Gewahrsam, wenn sie als „unkontrollierbar“ gelten, oft viel zu lange und unter unmenschlichen Bedingungen.

Das Auswärtige Amt (AA) warnt weiter: „Ein großer Teil der Bevölkerung ist Homosexuellen gegenüber feindlich eingestellt. Es ist eine steigende Zahl gewalttätiger Übergriffe gegen Homosexuelle und Transsexuelle zu verzeichnen.“ Wie sehr identifizieren sich Grüne und FDP damit, die doch die Ehe für alle eigentlich zur Koalitionsbedingung machen wollten, bevor sich das erledigt hat? In Jamaika ist gleichgeschlechtlicher Verkehr strafbar. Einer Studie zufolge, auf die sich Amnesty International bezieht, geben 60 Prozent der Befragten aus Jamaika an, sie würden einem Menschen der LGBT-Gemeinschaft auf offener Straße Gewalt antun, wenn sie ihnen begegnen würden.

Das AA: „Wegen der vielen Schlaglöcher, herumstreunender Tiere sowie der teilweise unberechenbaren und rücksichtslosen Fahrweise Einheimischer ist im Straßenverkehr besonders umsichtiges und defensives Verhalten geboten.“ Defensives Verhalten in Fragen des Straßenverkehrs? Politisch betrachtet ja wohl ein Horror für die CSU.

Nun sind das die generell sehr zur Vorsicht mahnenden Hinweise des Auswärtigen Amtes. Aber es sind nun mal Warnungen vor Missständen, die politischer Natur sind. Und um Politik geht es ja.

Jamaikas Staatsoberhaupt ist übrigens die Britische Königin, dessen Homebase Großbritannien der EU den Rücken kehren will. Und Jamaika leidet unter einer enormen Jugendarbeitslosigkeit. Ganz anders als Deutschland, worauf Frau Merkel doch so stolz ist.

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