Statistisch gesehen hat der SPD-Kanzlerkandidat bei den anstehenden Bundestagswahlen im September 2017 schon verloren. Das zeigt eine Betrachtung der vergangenen Wahlen. So führten CDU/CSU Mitte Mai 2013 in den Umfragen von ARD und ZDF mit 41 Prozent, die SPD kam auf 26 bzw. 29 Prozent, am Ende ging die Bundestagswahl 2013 mit 41,5 Prozent zu 25,7 Prozent zugunsten von Unionsspitzenkandidatin Angela Merkel aus. Der damalige SPD-Herausforderer hieß Peer Steinbrück.
Vor acht Jahren führte die Union im Mai 2009 bei den Sonntagsfragen von ARD und ZDF mit 34/37 Prozent, die SPD wurde auf 27 Prozent taxiert. Am 27. September 2009 ging Merkel mit 33,8 Prozent durchs Ziel, Herausforderer Frank -Walter Steinmeier sackte auf 23,0 Prozent ab und fuhr damit ein historisch schlechtes Wahlergebnis für die SPD ein. Damals kam die FDP mit 14,6 Prozent auf ihr bestes Ergebnis – das hatten die Demoskopen vier Monate zuvor genauso auch eingeschätzt. 2013 sagten die Wahlforscher übrigens auch das Ausscheiden der Liberalen aus dem Bundestag voraus.
Im Jahr 2005 führten CDU und CSU Mitte Mai noch mit satten 45-46 Prozent, die SPD lag abgeschlagen bei 30 Prozent. Doch dann startete der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder eine furiose Aufholjagd, und auch die Reformagenda begann ihre ersten positiven Wirkungen für die Wirtschaft und die Arbeitsplätze zu entfalten. Am 18. September 2005 kam die SPD auf 34,2 Prozent, während sich die Union mit 35,2 Prozent ins Ziel rettete - und noch knapp gewann. Es reichte für Herausforderin Angela Merkel, die eine große Koalition mit der SPD als Juniorpartner bildete.
Anders entwickelte sich der Stimmungsverlauf hingegen 2002: Auch in diesem Jahr konnte die SPD zunächst einmal einen Mai-Rückstand aufholen, sie kam am Ende auf 38,5 Prozent wie auch die Union. Anders als 2005 konnte die SPD in einer rot-grünen Regierung unter dem Duo Gerhard Schröder und Joschka Fischer weiter regieren. Zweifellos profitierten die Sozialdemokraten zu der Zeit von ihrem charismatischen Spitzenmann Schröder, der radikal auf eine Modernisierung des Standorts Deutschland und einen schlankeren Sozialstaat setzte („Fordern und Fördern“).
Genau von Schröders Agenda 2010 hat sich der aktuelle SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz gleich zu Beginn des Jahres distanziert. Er setzt (bisher) auf einen Gerechtigkeitswahlkampf. Der zündete bei den vergangenen drei Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und nun in NRW nicht, soweit man von einem Ausstrahleffekt von Schulz auf die Landtagswahlen sprechen kann.
Sollte Schulz in den verbleibenden vier Monaten nicht noch einen fulminanten Endspurt à la Schröder hinlegen, wäre sein Schicksal – statistisch gesehen – besiegelt. Aktuell kommt die SPD beim ARD Deutschland Trend nur noch auf 27 Prozent, Merkels Union dagegen auf 37 Prozent. Die FDP liegt übrigens derzeit bundesweit bei acht Prozent, gleichauf mit den Grünen und einen Punkt vor den Linken. Die AfD käme auf 10 Prozent.