Flüchtlinge Die deutsche Einwanderungspraxis ist eine Farce

Deutschland fehlt eine verantwortungsvolle Einwanderungspolitik. Das beschädigt massiv das Ansehen des Staates. Wir müssen Einwanderung und Asyl endlich voneinander trennen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Abschiebung: Polizisten begleiten abgelehnte Asylbewerber. Quelle: dpa Picture-Alliance

Wenn ganz große und ganz kleine Zahlen nebeneinander stehen, entsteht ein Eindruck von Aberwitz und Absurdität. Sobald man sich ein wenig näher mit der Realität der Asyl- und Flüchtlingspraxis in Deutschland befasst, wird man von solchem Aberwitz geradezu erschlagen. Dazu nur zwei publik gewordene Beispiele der letzten Tage.

Die Abschiebung von drei (3!) abgelehnten Asylbewerbern nach Guinea per Flugzeug kostete die nordrhein-westfälischen Steuerzahler 124.607 Euro und 49 Cent, berichtete die Bild-Zeitung. Die drei Männer benötigten nämlich 13 Sicherheitsbeamte und einen Arzt zur Begleitung im Flugzeug. Anderen Mitreisenden schienen sie nicht zumutbar zu sein, da sie verurteilte Gewalttäter waren und sich früheren Abschiebeversuchen gewaltsam widersetzt hatten. Also charterten die Landesbehörden ein ganzes Flugzeug.

Asylanträge nach Bundesländern 2017

Drei afrikanische Gewalttäter abzuschieben kostet also den Steuerzahler in etwa so viel wie drei Erzieherinnen pro Jahr verdienen. Wenn man nicht drei, sondern 3000 gewalttätige, abgelehnte Asylbewerber auf dieselbe Weise abschieben wollte, würde das also rund 125 Millionen Euro kosten – vorausgesetzt es fänden sich genug charterbare Flugzeuge und einsatzbereite Polizisten.

Noch eine absurde Zahl aus der real existierenden deutschen Einwanderungsabsurdität: 54. Das ist die Anzahl der Flüchtlinge, die deutsche DAX-Unternehmen in den vergangenen Monaten eingestellt haben, wie die FAZ erfahren hat. Also etwa jeden 28 000 der rund 1,5 Millionen Flüchtlinge, die seit dem vergangenen Jahr ins Land kamen. 50 der 54 arbeiten übrigens für die Deutsche Post.

Das Asylpaket II

Neben den Festanstellungen sind noch knapp 2700 zusätzliche Praktikumsplätze für Flüchtlinge geschaffen worden, von denen rund 500 besetzt sind. Auch hier liegt die Deutsche Post vorn: Sie bietet rund 1000 Praktikumsplätze an, jeweils ein paar hundert sind es beim Autobauer Daimler, bei ThyssenKrupp und bei BMW.

Der Fall der drei abgeschobenen Guineer ist wohl ein besonders bizarrer Fall, doch er zeigt ebenso wie die lächerlich geringe Zahl der von Großkonzernen eingestellten Flüchtlinge, dass Deutschlands real existierende Asyl- und Einwanderungspolitik eine einzige Farce ist, die unseren Staat lächerlich zu machen droht.

Die genannten Zahlen stehen stellvertretend für eine höchst explosive Mischung von Botschaften, die bei den Asylbewerbern und Flüchtlingen ankommt. Einerseits signalisieren die geringen Abschiebezahlen und der absurd hohe Aufwand dafür: Widerstand, auch gewaltsamer, gegen Abschiebungen lohnt sich. Zumindest erwachsen daraus keine zusätzlichen negativen Folgen für die Betroffenen. Das Unrechtsbewusstsein der Abzuschiebenden ist vermutlich gering. Und das ist durchaus nachvollziehbar. Schließlich hieß es und heißt es vielerorts immer noch „Refugees welcome“.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%