Die Deutschen schätzen den Wert der Freiheit wieder höher ein. Das ist das Ergebnis des "Freiheitsindex 2016", den das John Stuart Mill Institut für Freiheitsforschung in Heidelberg ermittelt.
Im Zentrum der Befragung stand in diesem Jahr der "westliche Lebensstil". 64 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass es einen solchen Lebensstil gibt. An erster Stelle steht bei der Charakterisierung dieses Lebensstils die "Gleichberechtigung der Geschlechter", gefolgt von der "Meinungs-, Presse- und Redefreiheit", den "Freiheitsrechten allgemein" und der "Freiheit der individuellen Lebensgestaltung".
Im Langzeittrend sei eine Rückkehr zu klassischen bürgerlichen Tugenden zu beobachten. Die repräsentative Umfrage wird seit sechs Jahren in Kooperation mit dem Institut für Demoskopie Allensbach erhoben. Dazu kommt eine quantitative Medieninhaltsanalyse überregionaler Printmedien durch die Dortmunder Medienagentur mct.
Der mittels einer "In"- und "Out"-Befragung erforschte Zeitgeist offenbart vor allem die Bio- und Fitnesswelle. Er ist tendenziell grün und gesundheitsbewusst, geprägt von der Wertschätzung bürgerlicher Tugenden und der Ablehnung der Rollen der alten Geschlechterordnung traditioneller Familienmodelle. Genuss und Hedonismus vertragen sich damit, solange der ökologisch gesteckte Rahmen eingehalten wird.
Auf einer Skala, die sich von -50 bis +50 erstreckt, befindet sich der für 2016 aus den Ergebnissen von Repräsentativbefragung (1437 Personen) und Medieninhaltsanalyse (1773 Presseartikel) errechnete "Freiheitsindex Deutschland" bei +0,33. Das heißt: Erstmals seit Beginn der Forschungsarbeiten im Jahr 2011 ist Freiheit leicht im Übergewicht gegenüber konkurrierenden Werten wie Gleichheit, Gerechtigkeit oder Sicherheit.
Im Vergleich zu 2015 wurde eine erneute Verschiebung zu Gunsten der Freiheit festgestellt. Der Anstieg des Wertes ist vorrangig auf die Ergebnisse der Medieninhaltsanalyse zurückzuführen. Unter anderem als ein Effekt der Attentate in Paris und Brüssel war die analysierte Medienberichterstattung freiheitsaffiner als im Vorjahr.
Die Bevölkerung bekunde zwar, so die Autoren der Studie, ein hohes subjektives Freiheitsgefühl. Allerdings sagen immer mehr Befragte auch, dass man bei öffentlichen Gesprächen vorsichtig sein müsse, seine Meinung zu äußern. "Dieser sich seit Jahren fortsetzende Negativtrend ist überaus beunruhigend", schreibt die Direktorin des Mill Instituts, Ulrike Ackermann.