KMK-Präsidentin Susanne Eisenmann "Nationale Bildungspläne sind undenkbar"

Susanne Eisenmann ist Kultusministerin des Landes Baden-Württemberg Quelle: dpa

Soll Berlin in der Bildungspolitik mitreden? Susanne Eisenmann, Präsidentin der Kultusminister, hält das für falsch. Im Interview erklärt die CDU-Politikerin, warum die SPD das nicht fordern wird und wie unsere Schulen besser werden.

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WirtschaftsWoche: Frau Eisenmann, mehrere Vergleichstests haben in diesem Jahr gezeigt, dass die deutschen Schüler schlechter werden, vor allem in den Grundfertigkeiten – also lesen, schreiben und rechnen. Wie ratlos macht Sie das?
Susanne Eisenmann: Die Ergebnisse sind ernüchternd und machen uns schon etwas ratlos, vor allem aber unzufrieden. Unsere Ergebnisse sind unterdurchschnittlich bis schlecht. So ehrlich muss man sein. Zum Glück gibt es einige Bundesländer, die gute Antworten finden – beispielsweise Bayern, Sachsen, aber auch Hamburg und Schleswig-Holstein.

Wieso gerade die?

Diese Länder kümmern sich vor allem um die Qualität des Unterrichts. Daran können sich die anderen Bundesländer orientieren, auch wir in Baden-Württemberg.

Für Baden-Württemberg ging es dramatisch nach unten. Wie erklären Sie sich das?

In den letzten zehn Jahren waren wir immer in der Spitzengruppe. Das hat Baden-Württemberg selbstzufrieden gemacht. Wir haben uns nicht weiterentwickelt und zu spät erkannt, dass sich die Schülerschaft dramatisch verändert. Das war ein schleichender Prozess, die Trendwende braucht daher Zeit. Aber keine Sorge: Niemandem in Baden-Württemberg gefällt dieser Zustand. Wir wollen schnellstmöglich wieder besser werden.

Susanne Eisenmann

Wie kann es passieren, dass deutsche Schüler gerade die Grundfertigkeiten immer schlechter beherrschen?
Eine große Herausforderung ist die sehr heterogene Schülerschaft. Manche Kinder in der Grundschule können keinen Stift halten, andere können bereits lesen. Für die Lehrer ist es fast unmöglich, mit dieser Bandbreite umzugehen. Zuwanderung und Inklusion sind große Herausforderungen – und bleiben es auf Jahre. Wir haben uns zwar politisch darauf verständigt, dass das gelingen soll. Nur an das „wie“ und an die Schulen und Lehrer haben wir dabei zu wenig gedacht.

Die Wirtschaft schlägt Alarm. Deutschland setze seine Zukunft auf Spiel.
So ist es. Bildung ist für unsere Kinder und Jugendlichen die Grundlage für alles. Für sie selbst, aber auch gesamtgesellschaftlich. Deutschland braucht gut ausgebildete Fachkräfte. Daher kann ich die Sorgen der Wirtschaft verstehen. Wir müssen besser werden – zum Wohle der Kinder und unserer Volkswirtschaft.

Wie muss die Politik nun reagieren?
Wir müssen weg von einer oberflächlichen Bildungspolitik. Und wir müssen die Qualität an unseren Schulen verbessern. Der Iglu-Test zeigte zuletzt: Länder, die sich weniger mit Schulstrukturreformen beschäftigen, sind besser. Die entscheidende Frage ist, wie Inhalte vermittelt werden. Diese sogenannten Tiefenstrukturen müssen endlich im Mittelpunkt stehen.

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