Thomas Oppermann "Die Manager füllen ihre Taschen im Übermaß"

Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag kündigt im Interview eine harte Gangart gegen deutsche Manager an. Die Märkte, sagt er, regulieren sich eben nicht selbst.

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Thomas Oppermann, Fraktionsvorsitzender der SPD im Deutschen Bundestag. Quelle: dpa

WirtschaftsWoche Online: Herr Oppermann, hat die heutige Generation von Managern und CEOs das Gefühl für Anstand und das richtige Maß verloren?
Herr Thomas Oppermann: Ja, das scheint so zu sein. Vor allem wenn Gewinne sinken und Beschäftigte entlassen werden, sorgt es bei vielen für Unverständnis, wenn variable Vergütungen, Boni und Pensionszusagen weiter in Millionenhöhe gezahlt werden. Ich will keine Neiddebatte schüren, sondern an Maß und Mitte appellieren. Zu Zeiten des Wirtschaftswunders hatten wir auch erfolgreiche und starke Manager – die haben allerdings nur das 15- bis 20-fache des durchschnittlichen Facharbeiters verdient. Warum heute den Vorständen das 50-bis 100-fache bezahlt wird, ist für mich nur schwer nachvollziehbar. Ich kann nicht erkennen, dass die Leistung der Manager im Vergleich zu Facharbeitern exponentiell so gestiegen ist. Wenn Topmanager sich selbst im Übermaß die Taschen füllen, entspricht das nicht der Führungsverantwortung und Vorbildfunktion, die sie haben sollten.

Die SPD-Bundestagsfraktion hat im Januar einen Antrag zur Regulierung von Managergehältern vorgestellt. Steht Ihre Forderung nach einem Maximalverhältnis von Vorstandsvergütung und Durchschnittsarbeitnehmer nicht im totalen Widerspruch zur Vertragsfreiheit des Grundgesetzes?
Die Vertrags- und Koalitionsfreiheit verbietet, dass wir als Gesetzgeber Löhne und Gehälter vorschreiben. Das werden wir auch nicht tun. Wir können aber die Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft verpflichten, im Interesse der Transparenz ein Maximalverhältnis zwischen Vorstands- und Angestelltengehältern festzulegen. Innerhalb dieses Rahmens kann der Aufsichtsrat dann diese Gehälter beschließen. Zudem können wir begrenzen, wie hoch die steuerliche Absetzbarkeit von Vorstands- und Managergehältern ist – wir sagen: maximal 500.000 Euro pro Jahr. Auch Rentenzusagen sollen künftig über die Höchstbeiträge der gesetzlichen Rentenversicherung hinaus nicht länger steuerlich abzugsfähig sein.

Und das halten Sie alles für angemessen – im Namen der sozialen Gerechtigkeit?
Es darf nicht sein, dass die Allgemeinheit hohe Gehälter, Boni und Renten durch die Hintertür subventioniert – weil sie als Betriebsausgaben steuerlich abgezogen werden können. Deshalb müssen wir das ändern.

Will die SPD in Vorstandsverträgen auch so genannte Claw-Back-Klauseln verpflichtend machen, mit denen bei schlechter Performance Geld zurückgefordert werden kann?
Es muss klar sein, dass Manager Boni, wie im Namen enthalten, ein „Bonus“ sind für gute Leistung. Umgekehrt muss gelten, dass bei Schlechtleistung oder sogar regelwidrigem Verhalten variable Vergütungen einbehalten oder zurückgefordert werden können. Das müssen wir gesetzlich regeln. 

Sehen Sie denn auf Seiten Ihres Koalitionspartners überhaupt den Willen, noch vor der Wahl zu einer gesetzlichen Verschärfung zu kommen?
Es ist leider unklar, was die Union will. Während sich die Fraktion offenbar unseren Vorstellungen annähert, hat Finanzminister Wolfgang Schäuble deutlich gemacht, dass er auf die viel beschworene Selbstregulierung des Marktes setzt. Aber ehrlich – daran glaubt inzwischen keiner mehr. Die derzeitige Höhe der Managergehälter hat doch nicht der Markt erzwungen, sondern da haben sich Aufsichtsräte und Vorstände wechselseitig die Bälle zugespielt.

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