Wirtschaftsexperte Friedrich Merz plädiert für deutsch-französische Wirtschaftsinitiative und warnt vor Brexit-Folgen

Der ehemalige CDU-Spitzenpolitiker Friedrich Merz – nun Aufsichtsratschef des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock – plädiert für eine engere deutsch-französische Kooperation in der Wirtschaftspolitik.

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Der ehemalige CDU-Spitzenpolitiker Friedrich Merz plädiert für eine engere deutsch-französische Kooperation in der Wirtschaftspoltik. Quelle: Arne Weychardt für WirtschaftsWoche

Der ehemalige CDU-Spitzenpolitiker Friedrich Merz – nun Aufsichtsratschef des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock – plädiert für eine engere deutsch-französische Kooperation in der Wirtschaftspolitik. Merz sagte der WirtschaftsWoche: „Warum denken Deutschland und Frankreich nicht darüber nach, ob sie – ähnlich wie einst mit Airbus in der Luftfahrtindustrie – ein europäisches Telekom-Unternehmen schaffen, das mit den großen amerikanischen oder anderen globalen Unternehmen im Wettbewerb bestehen kann? Das gleiche gilt für den Breitbandausbau. Da könnten fast alle europäischen Länder besser sein. Warum machen wir daraus nicht ein europäisches Projekt? Oder schauen wir uns den Bankensektor an. Deutschland ist mit regionalen Instituten „overbanked“, zugleich haben wir kein wirklich großes europäisches Finanzinstitut. Die US-Investmentbanken dominieren die Finanzmärkte.“ Merz sagte weiter: „Es gibt zu viel Klein-Klein. Bei den Finanzdienstleistungen, auch in der Industrie gibt es viel zu wenig globalen Spieler aus Europa. In den USA schon, in China entstehen sie. Europa diskutiert noch mit sich selbst.“

Der Finanzexperte Merz erwartet zudem konkrete Auswirkungen der Brexit-Entscheidung auf die deutsche Wirtschaft. Merz sagte: „Die öffentliche Wahrnehmung konzentriert sich sehr auf die Londoner City und die Finanzbranche. Finanzdienstleistungen kann man relativ schnell auf andere Standorte verlegen – und ich gehe davon aus, dass sehr viel mehr Mitarbeiter und Geldinstitute von London auf den Kontinent umziehen werden, als bisher öffentlich bekannt ist. Die Karawane ist losgezogen.

Für die produzierende Industrie sind die praktischen Probleme eher noch größer. Viele Unternehmen der „Realwirtschaft“ wissen noch gar nicht, wie sie ihre Wertschöpfungsketten über den Ärmelkanal aufrechterhalten können, wie sie künftig von einem auf den anderen Markt kommen. Viele Politiker glauben, sie könnten noch bis 2019 verhandeln. Aber der Zug fährt jetzt aus dem Bahnhof. Die Unternehmen müssen jetzt Standortentscheidungen treffen.“

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