Zweifel an der Klimapolitik der Regierung "Das wahre Ziel der Energiewende ist nicht der Umweltschutz"

Gonde Dittmer, ehemaliger Professor der Fachhochschule Kiel, glaubt nicht an hehre Motive bei der Energiewende. Bisher sei noch kein Kilogramm CO2-Emissionen vermieden worden. Die Folge: Die Umwelt leidet – und der Geldbeutel der Bürger auch.

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Herr Dittmer, Sie kommen aus Schleswig-Holstein, dem Land mit den meisten Windrädern Deutschlands. Gibt ihnen der Blick aus dem Fenster ein gutes Gewissen?

Gonde Dittmer: Es wäre schön, wenn wir beim Blick auf all die Windräder hier frohen Mutes sein könnten und Augenzeugen wären, wie der CO2-Ausstoß kräftig gesenkt wird. Das wäre wahrhaft beruhigend. Aber das hat mit der Realität natürlich nichts zu tun. Bisher wurde durch die Energiewende nicht eine Kilowattstunde fossile Energie eingespart und nicht ein Kilogramm CO2-Emission vermieden, eher ist das Gegenteil der Fall.

Sie unterstützen die These von Friedrich Schmidt-Bleek, der von Grünen Lügen sprach und im Interview mit uns ausführte, dass die Erneuerbaren alles andere als grün sind?

Ja, natürlich. Angeblich erzeugen wir etwa 25 Prozent unserer verbrauchten elektrischen Energie erneuerbar. Das aber ist eine Täuschung, weil der fossile Energieaufwand weder zur Erzeugung noch zum Betrieb der Anlagen berücksichtigt wird.

Zur Person

Wie hoch ist der fossile Aufwand?

Wir erzeugen zwar – bezogen nur auf den elektrischen Energieverbrauch – acht Prozent Windenergie und 4,3 Prozent Solarenergie. Diese 12,3 Prozent reduzieren aber nicht die Menge an fossiler Primärenergie um 12,3 Prozent. Die Folge ist im Gegenteil eine erhöhte CO2-Emission. Wenn es um CO2-Emissionen geht, darf man außerdem nicht nur den Verbrauch elektrischer Energie, sondern muss die gesamte verbrauchte Energie betrachten. Ein Windrad braucht etwa vier Jahre um die Energie zurückzugewinnen, die bei der Herstellung benötigt wurde. Also: Erst nach frühestens 48 Monaten liefert ein Windrad netto eine erste Kilowattstunde Strom.

Aus diesen Gründen schwitzt die Erde

Das dürfte bei den Anlagen der neuesten Generation anders sein.

Bitte, ich werbe für eine Politik mit Sinn und Verstand. Im Augenblick werden Windräder bereits „repowert“. Das heißt: Ältere Anlagen, die fünf oder acht Jahre alt sind und gerade ein paar Monate oder Jahre dabei sind, netto Energie zu erzeugen, werden ersetzt durch größere Anlagen, die wiederum mit noch größerem Energieverbrauch und Kohlenstoffdioxidausstoß hergestellt wurden. Das ist völlig kontraproduktiv. So wird der Zeitpunkt des Nutzens immer weiter nach hinten verschoben. Mein Verdacht ist daher: Das wahre Ziel der Energiewende ist nicht die Reduktion von Kohlenstoffdioxidemissionen – sondern der ökonomische Gewinn.

Gonde Dittmer im Interview mit WirtschaftsWoche. (zum Vergrößern bitte anklicken) Quelle: Presse

Aber es profitieren doch längst nicht alle! Gewinn machen die Besitzer von Solarzellen und Windrädern – zulasten der Privathaushalte. Die Verbrauchenr müssen immer höhere Stromrechnungen bezahlen.

Das ist wahr. Nicht alle profitieren von der Energiewende. Es handelt sich um eine Umverteilung von unten nach oben. Profitieren tun zum Beispiel die Firmen, die die Energieerzeugeranlagen herstellen. Die Länderregierungen können auch zu den Siegern zählen, nämlich dann, wenn sie den Wettlauf um die Beute aus den Subventionstöpfen gewinnen. Schleswig-Holstein erweist sich hier als besonders stark. Die Länder streichen die hohen Subventionen ein und lassen alle Stromkunden für die Verluste an den Börsen zahlen.

Nicht zu vergessen sind die Investoren und die Landbesitzer, die vielleicht größten Profiteure. Jeder Bauer, der einen Hof geerbt, hat, kann bei einem optimalen Standort bis zu 100.000 Euro im Jahr an Standmiete für eine Windkraftanlagen einstreichen. Da ist es doch verständlich, wenn der Landwirt seine Kühe abschafft. Das ist absurd. Die Subventionen sind so hoch, dass die Investoren es sich leisten können diese Summen zu zahlen – und selbst noch massiv profitieren. 

Verlierer sind wie Sie richtig sagen neben dem Klima die Privathaushalte, die dieses System mit Zwangsabgaben finanzieren. Das Perfide dabei ist: Die Bürger machen gerne mit. Denn ihnen wird suggeriert, dass sie etwas Gutes tun. Das glauben sie auch. Sie sind außerstande, dieses komplexe System zu durchschauen.

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