Attentat in Kirche in Frankreich Angreifer berufen sich auf IS

Dieses Mal trifft es ein Gotteshaus in der Normandie. Bei einer Geiselnahme töten zwei Täter einen Priester. Die Terrormiliz IS reklamiert die Bluttat für sich. Wer waren die Täter?

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In einer Kirche in der Normandie nehmen zwei Angreifer Geiseln, einen Priester töten sie. Die Terrormiliz IS reklamiert die Bluttat für sich Quelle: dpa

Keine zwei Wochen nach dem Blutbad von Nizza hat ein tödlicher Anschlag auf eine Kirche Frankreich aufs Neue erschüttert. Zwei Angreifer drangen am Dienstagvormittag in eine katholische Kirche in der Nähe von Rouen ein und nahmen fünf Geiseln. Sie töteten einen 84 Jahre alten Priester und verletzten einen weiteren Menschen schwer. Sie hätten sich auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) berufen, sagte Präsident François Hollande. Die mutmaßlichen Täter wurden von der Polizei erschossen. Politiker wie Geistliche verurteilten den Angriff auf ein Gotteshaus und Gläubige scharf.

Wenig später beanspruchte der IS den Anschlag für sich, wie das IS-Sprachrohr Amak mitteilte. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. In welcher Form sich die Täter zum IS bekannt haben oder in welcher Verbindung sie zur IS-Terrormiliz standen, gaben die Behörden zunächst nicht bekannt.

Einer der Täter war als Extremist bekannt

Nach Medienberichten war einer der beiden Angreifer den Sicherheitsbehörden offenbar bekannt. Zu dem Mann gebe es einen Eintrag in einer Datenbank mit Personen, die als radikalisiert eingestuft worden seien, berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag unter Berufung auf Ermittlerkreise. Er habe im Vorjahr versucht, nach Syrien zu gelangen. Bei seiner Rückkehr sei ein Anklageverfahren gegen ihn wegen Terrorverdachts eröffnet worden.

Frankreich und der Terror

Der Mann kam dem Bericht zufolge vorübergehend in Haft und wurde später mit einer elektronischen Fußfessel wieder freigelassen. Die Informationen von AFP stimmen mit Angaben des Senders iTele überein.

Hollande sagte bei einem Besuch am Tatort in Saint-Étienne-du-Rouvray in der Nähe von Rouen, der IS habe den Krieg erklärt. „Wir werden diesen Krieg mit allen Mitteln führen“, betonte der Staatschef. Erst vergangene Woche hatte das Pariser Parlament den nach den Pariser Anschlägen vom 13. November verhängten Ausnahmezustand um weitere sechs Monate verlängert.

Die Polizei schoss auf die beiden Täter, als sie die Kirche verließen - die genauen Umstände waren zunächst unklar. Französische Medien berichteten unter Berufung auf Polizeikreise, sie seien mit Hieb- oder Stichwaffen bewaffnet gewesen.

Papst sprich von sinnloser Gewalt

„Ich schreie zu Gott“, sagte der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun. Frankreichs Premierminister Manuel Valls verurteilte eine „barbarische Attacke“. „Ganz Frankreich und alle Katholiken sind verletzt worden. Wir stehen zusammen“, schrieb er auf Twitter. Staatschef Hollande versprach den französischen Katholiken seine Unterstützung und setzte für Mittwoch ein Treffen mit den Vertretern der Glaubensgemeinschaften an. „Was diese Terroristen wollen, ist uns zu spalten.“

Papst Franziskus verurteilte die Geiselnahme als „sinnlose Gewalt“. „Der Papst ist informiert und nimmt teil am Schmerz und am Grauen dieser sinnlosen Gewalt und verurteilt jede Form von Hass auf das Schärfste“, erklärte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Dienstag.

„Wir sind besonders betroffen, weil diese entsetzliche Gewalt mit der barbarischen Ermordung eines Priesters und mit der Beteiligung von Gläubigen in einer Kirche stattgefunden hat, einem heiligen Ort, wo die Liebe Gottes verkündet wird“, sagte Lombardi.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte: „Der fanatische Hass macht jetzt noch nicht einmal Halt vor Gotteshäusern und Gläubigen“. Deutschland bleibe entschlossen, gemeinsam mit seinen Partnern dem Terrorismus die Stirn zu bieten. „Wir werden unsere Werte, unsere Freiheit und unsere Art zu leben, nicht aufgeben.“

Frankreich war in den vergangenen eineinhalb Jahren immer wieder das Ziel schwerer Anschläge. Zuletzt tötete ein 31-jähriger Tunesier 84 Menschen, als er am Nationalfeiertag mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge auf dem Strandboulevard von Nizza raste. Die Polizei erschoss den Mann.

Seit den verheerenden Pariser Anschlägen mit 130 Toten gilt im Land der Ausnahmezustand, in der Hauptstadt patrouillieren schwer bewaffnete Soldaten. Im Frühjahr 2015 vereitelten die Sicherheitsbehörden nach offiziellen Angaben bereits einen geplanten Anschlag auf eine Kirche. Damals wurde ein 24-jähriger Student verhaftet.

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