London Anschlag auf das politische Herz Großbritanniens

London ist Opfer einer Terrorattacke geworden. Viele Fragen sind offen, doch die Folgen dieses Angriffs werden lange nachwirken.

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Die Skyline von London am Abend der Angriffe. Quelle: REUTERS

Kaum eine westliche Metropole ist so gut überwacht und abgesichert wie die Hauptstadt Großbritanniens: Mehrere tausend Überwachungskameras observieren die Menschen ständig auf der Straße, im Bus und in der U-Bahn; Sicherheitskräfte proben regelmäßig im Rahmen sogenannter „War Games“, (Kriegsspiele) den Ernstfall. Am Mittwoch um 14.40 Uhr Ortszeit trat er ein: Zwei Attacken im Herzen des Londoner Regierungsviertels kosteten vier Menschen das Leben, darunter der mutmaßlichen Attentäter. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt, hieß es am späten Mittwochabend.

Die Polizei geht bislang von einem Täter mit terroristischen Motiven aus. Die Ermittlungen laufen, es gibt offenbar Hinweise, wer der Täter sein könnte. Auch am Morgen danach herrscht aber Unklarheit über die Hintergründe. Islamischer Extremismus werde als Hintergrund vermutet, heißt es aus Reihen der Behörden.

Fest steht: Es war ein symbolträchtiger Anschlag auf das politische Herz Großbritanniens und seine Institutionen, der exakt ein Jahr nach den Terroranschlägen von Brüssel stattfand, bei denen 32 Menschen getötet worden waren. Zum letzten Mal hatte sich derartiges in London vor knapp zwölf Jahren – am 7. Juli 2005 – ereignet. Damals hatten muslimische Extremisten Sprengstoffanschläge auf U-Bahnen und Busse verübt.

Seitdem sollen die Sicherheitskräfte mehrere Anschläge vereitelt haben – allein 13 in den letzten dreieinhalb Jahren. 1993 zerstörte eine Bombe im Herzen des Finanzdistrikts große Teile der City, damals von der Irisch-Republikanischen Armee (IRA). Schon seit den Terroranschlägen der IRA in den 80er- und 90er-Jahren hatten die Sicherheitskräfte Teile Londons hermetisch abgesichert. Dennoch wissen alle im Land, dass es keinen absoluten Schutz gibt.

Noch am Mittwochnachmittag wurde ganz Großbritannien in Alarmbereitschaft gesetzt. „Dies ist der Tag auf den wir uns lange vorbereitet haben, der Tag von dem wir hofften, dass er nie eintreten würde“, sagte später der Sprecher der Londoner Polizei. „Leider ist er nun Realität geworden“.

Terroralarm nach Angriff in London

Premierministerin Theresa May, die sich zum Zeitpunkt des Anschlags im Parlament aufgehalten hatte, war unverzüglich in in ihrem Amtssitz 10 Downing Street in Sicherheit gebracht worden und berief noch am Abend eine Krisensitzung des Sicherheitsstabs Cobra ein, äußerte sich aber zunächst nicht in der Öffentlichkeit.

Lediglich Innenministerin Amber Rudd wandte sich am frühen Abend in einer kurzen Fernsehansprache an ihre Landsleute: „Wir kennen bisher weder die näheren Umstände noch die vollen Konsequenzen dieses schrecklichen Vorfalls“, sagte sie. „Dies ist ein Ereignis, dessen Ende wir noch nicht absehen können“. Die Regierung werde die Bevölkerung aber weiter informieren, versprach sie.

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