Österreich-Wahl Woher Favorit Sebastian Kurz das Geld bekommt

Keiner der Kandidaten streicht so viele Spenden ein wie ÖVP-Kanzlerkandidat Sebastian Kurz. Vor allem die Immobilienbranche überweist großzügig an den Spitzenmann der ÖVP.

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Woher bezieht Sebastian Kurz (ÖVP) seine Spenden? Quelle: REUTERS

Wie der Vater – so nicht der Sohn! Ariel Muzicant, seinerzeit Präsident der jüdischen Kultusgemeinde in Österreich, gehörte im Jahr 2000 zu den allerschärfsten Kritikern der Koalition aus ÖVP und der rechtspopulistischen FPÖ. Gut 17 Jahre später ist Muzicants Sohn Georg einer der wichtigsten Immobilienunternehmer Österreichs – und einer der wichtigsten Spender von Sebastian Kurz, Spitzenkandidat der Österreichischen Volkspartei. Rund 80.000 Euro hat Muzicant der Partei des 31-jährigen Politikers überwiesen. Kurz könnte, wenn die Umfragen Recht behalten, demnächst in einer Koalition mit der FPÖ Österreich regieren.

Insgesamt 3,2 Millionen Euro an Spenden hatten die Parteien, die bei der Parlamentswahl am Sonntag antreten, bis Anfang Oktober eingestrichen. Mehr als zwei Drittel davon gingen an Kurz und seine ÖVP. Vor allem aus der Immobilienbranche ist reichlich Geld geflossen. Immobilienentwickler Frank Albert aus Graz etwa spendete 40.000 Euro an Kurz. Auch der Wiener Immobilientycoon und Karstadt-Investor René Benko soll die ÖVP finanziell unterstützen, heißt es. Insgesamt rund 200.000 Euro soll Kurz aus der Immobilienbranche bekommen haben. Kein Wunder: In den vergangenen Jahren klagten Österreichs Immobilienunternehmen immer wieder über schlechtere Rahmenbedingungen durch eine Steuerreform und die Wohnrechtsnovelle von 2015.

Doch auch aus anderen Branchen fließt ein scheinbar nicht versiegender Strom an Spenden in Richtung des jungen Hoffnungsträgers. Mehr als 430.000 Euro hat Stefan Pierer der ÖVP-Wahlkampfkasse gespendet. Er führt das Unternehmen KTM, einen erfolgreichen Hersteller von Sport-Motorrädern aus Mattighofen. „Ich verspreche mir von Kurz den Aufbruch aus dem Stillstand“, sagt Pierer.

Vor allem die Wirtschaftsvertreter der Alpenrepublik erwarten einen möglichen Bundeskanzler Sebastian Kurz wie einen Heilsbringer. Siegfried Wolf, bis vor sieben Jahren Chef des global agierenden Autozulieferers Magna und jetzt in Diensten des russischen Oligarchen Oleg Deripaska, gehört zu den Bewunderern des ÖVP-Frontmanns. In Wien halten sich hartnäckig Gerüchte, auch Wolf habe gespendet. Der bestreitet das vehement.

Das Unternehmen MAM, ein österreichischer Hersteller von Babyartikeln mit mehr als 400 Mitarbeitern, hat Kurz 40.000 Euro gespendet, Die Happy Foto GmbH, ein Unternehmen aus dem oberösterreichischem Städtchen Freistadt hat die ÖVP mit 35.000 Euro unterstützt. Kurz legt allerdings Wert auf die hohe Zahl der Kleinspenden. Tatsächlich sind 99 Prozent der rund 8300 Zuwendungen an seine Partei Spenden unter 3500 Euro. 60 Prozent der Einnahmen stammen allerdings aus nur 50 Spenden.

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