Um eine möglichst solide Datenbasis für die Studie zu erhalten, flossen langjährig aufgebaute Simulationen, etwa zum Aufbau einer Ladeinfrastruktur, und realitätsnahe Nachfragedaten aus dem vielschichtigen Verkehrsmodell der Stadt München in die Untersuchung ein. Aus dieser Datenbasis hat Berylls drei realistische Mobilitäts-Szenarien entwickelt, von denen eines auch den Pendlerverkehr berücksichtigt. Das Pendler-Szenario zeige, dass sich rund 200.000 private Pkw durch 18.000 autonom agierende Robotaxen ersetzen lassen, so Lienkamp.
Szenario I | Szenario II | Szenario III | |
Anzahl autonome Fahrzeuge | 10.300 | 18.000 | 34.000 |
Fahrten pro Tag | 372.000 | 593.000 | 1.060.000 |
Fahrtlänge | 5,07 km | 5,73 km | 6,47 km |
Fahrten pro Fahrzeug am Tag | 36 | 33 | 32 |
Lahrleistung pro Fahrzeug am Tag | 211 km | 211 km | 234 km |
Anstieg Gesamtfahrleistung | 15% | 14% | 16% |
Zeitliche Auslastung der Fahrzeuge | 51% | 51% | 55% |
Denn die Robotaxen lassen sich vor allem effizienter auslasten als private Pkw, während privat gehaltene Pendlerautos mehr als 95 Prozent der Zeit ungenutzt parken, die Autos der innerstädtischen Bewohner gar 99 Prozent, sind elektrische Robotaxen bis zu 50 Prozent ihres Autolebens on the road. Das sind natürlich theoretische Annahmen, denn das Grundproblem, dass zu Spitzenzeiten mehr „Transportbehältnisse“ benötigt werden als den Rest des Tages, bleibt ja bestehen.
Der Schlüssel liegt daher in einer intelligenten Steuerung des Systems durch gute Nutzerdaten und schlaue Algorithmen, die die Zahl der Leerfahrten effektiv reduziert. Relativ einfach und naheliegend ist dagegen der Vorteil, dass der innerstädtische Parksuchverkehr entfällt, „der macht aktuell immerhin rund 30 Prozent der Verkehrsbelastung aus“, sagt Lienkamp, „er lässt sich praktisch eliminieren.“
In diesen Situationen möchten die Deutschen autonom fahren
63 Prozent aller Deutschen möchten die Kontrolle beim Einparken abgeben. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom aus dem Jahr 2015.
45 Prozent möchten im Stau autonom fahren.
Auf der Autobahn möchten 15 Prozent der Befragten die Kontrolle abgeben.
Neun Prozent möchten im Stadtverkehr autonom unterwegs sein.
Sieben Prozent wollen auf allen Straßen die Kontrolle übers Fahren abgeben.
27 Prozent möchten die Kontrolle gar nicht abgeben.
Dabei sind keine enormen elektrischen Reichweiten pro Auto notwendig, 150 Kilometer genügen hier bereits. „Die Potenziale dieser neuen Mobilitätsform sind offensichtlich. Städte sind nun gefordert, zum einen eine Umgebung für eine nachhaltige Umsetzung zu schaffen, und andererseits das Verkehrsaufkommen von Robotaxen durch Pooling-Ansätze weiter zu vermindern. Und wenige Städte auf der Welt sind für effizientes Fahrgast-Pooling besser geeignet als München“, meint Matthias Kempf, Experte für innovative Mobilitätsdienstleistungen, Berylls Strategy Advisors.
Wie die Autoren weiter behaupten, würde das bereits für eine monatliche Mobilitätsflatrate von 99 Euro für die Nutzer erschwinglich. „Neben dem Praxisbezug war uns eine ganzheitliche Kostenbetrachtung wichtig“, sagt Kempf.
Um reale Preise für die potenziellen Kunden zu ermitteln, wurden zahlreiche Kostenfaktoren einbezogen. So flossen neben Fahrzeug- und Batterieherstellung, Energiekosten, Wartung und Betreuung der Fahrzeuge auch Reinigungs- und administrative Kosten in die Betrachtung mit ein. „Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren, könnte dem Nutzer in München eine Mobilitätsflatrate von 99 Euro pro Monat angeboten werden“, sagt Kempf. Pro Kilometer muss der Robotaxi-Nutzer etwa 16 Cent aufwenden, was auf dem aktuellen Niveau des ÖPNV liegt.