Feinstaub ist kein reines Diesel-Problem
Bei ersten Testfahrten mit dem neuen VW Tiguan Allspace ließ es Volkswagen-Entwicklungsvorstand Frank Welsch eher in einem Nebensatz fallen. „Wir haben mit unserem Zweiliter-Turbo-Direkteinspritzer vom Typ EW 888 noch eine Menge vor. Um für alle zukünftigen gesetzlichen Vorgaben gerüstet zu sein, bekommt er unter anderem einen Partikelfilter.“
Nach den Dieseln, seit Jahren als Dreckschleudern torpediert, kommen nun zunehmend auch die Benziner unter Druck. In dem aktuellen EcoTest des ADAC sind nicht nur Diesel beim Feinstaub auffällig (ältere Euro-5-Diesel sind teilweise sauberer als Euro-6-Fahrzeuge), sondern auch zunehmend Benziner. Explizit nennt der Autoklub den Tiguan (allerdings mit dem kleineren 1,4-Liter-Benziner) und den Opel Corsa mit dem 1,0-Liter Turbobenziner bei den hohen Feinstaub-Werten.
Der Test belegt, was in der Branche bereits länger bekannt ist: Um die kommende, nochmals deutlich verschärfte Schadstoffnorm Euro 6c zu schaffen, die ab September 2017 eingeführt wird, muss so mancher Benzinmotor nochmals sauberer werden. Mit innermotorischen Maßnahmen lässt sich das nicht immer erledigen. So werden immer mehr Fahrzeuge einen Partikelfilter bekommen.
Die Top Ten im ADAC EcoTest 2017
Modell: Mitsubishi Space Star 1.2 ClearTec Top
Motor: Benziner
Schadstoffe: 40 von 50 Punkten
Punkte CO2: 36 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 76 von 100 Punkten
Eco-Sterne: ****
Quelle: ADAC EcoTest 2017
Modell: Mercedes-Benz E 220 d 9G-Tronic
Motor: Diesel
Schadstoffe: 50 von 50 Punkten
Punkte CO2: 30 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 80 von 100 Punkten
Eco-Sterne: ****
Modell: Suzuki Ignis 1.2 SHVS Comfort+
Motor: Benziner
Schadstoffe: 48 von 50 Punkten
Punkte CO2: 36 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 84 von 100 Punkten
Eco-Sterne: ****
Modell: Tesla Model S P90D
Motor: Elektro
Schadstoffe: 50 von 50 Punkten
Punkte CO2: 37 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 87 von 100 Punkten
Eco-Sterne: ****
Modell: Toyota Yaris Hybrid Style
Motor: Hybrid
Schadstoffe: 49 von 50 Punkten
Punkte CO2: 39 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 88 von 100 Punkten
Eco-Sterne: ****
Modell: Skoda Octavia Combi 1.4 TSI G-TEC Style (Erdgasbetrieb)
Motor: Erdgas
Schadstoffe: 50 von 50 Punkten
Punkte CO2: 43 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 93 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *****
Modell: Toyota Mirai
Motor: Elektro/Wasserstoff
Schadstoffe: 50 von 50 Punkten
Punkte CO2: 43 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 93 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *****
Modell: Nissan Leaf Acenta (inkl. Batterie mit 30 kWh)
Motor: Elektro
Schadstoffe: 50 von 50 Punkten
Punkte CO2: 44 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 94 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *****
Modell: Toyota Prius 1.8 Hybrid Executive
Motor: Hybrid
Schadstoffe: 48 von 50 Punkten
Punkte CO2: 46 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 94 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *****
Modell: BMW i3 (94 Ah)
Motor: Elektro
Schadstoffe: 50 von 50 Punkten
Punkte CO2: 50 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 100 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *****
Die Funktionsweise des Filters entspricht dabei weitgehend der bei Dieselfahrzeugen eingesetzten Technologie. Der Abgasstrom wird in ein Filtersystem geleitet, das zumeist im Unterboden des Fahrzeugs sitzt. Durch den porösen Wabenfilter mit wechselseitig verschlossenen Ein- und Auslasskanälen entsteht ein Abgasstrom. Hierbei kommt es zu einer Abscheidung des Rußes, wobei der Filter unter entsprechenden Fahrbedingungen kontinuierlich regeneriert wird. Die Regenerationsdauer ist abhängig vom Füllstand des Partikelfilters und den Fahrbedingungen.
Partikelfilter hält so lange wie das Auto
Ebenso wie bei den Dieselfiltern wird auch die Abgasreinigung für Fahrzeuge mit Ottomotor kontinuierlich regeneriert; jedoch sind die im Vergleich zum Selbstzünder vergleichsweise kurzen Regenerationsintervalle nicht notwendig. Ein Benzinpartikelfilter hat eine Haltbarkeit, die mindestens zehn Jahren und somit der Lebensdauer eines Fahrzeuges entspricht.
Wurden jüngst noch knapp 90 Millionen Pkw weltweit produziert, sollen es in fünf Jahren 115 Millionen sein. Aktuell fahren laut Schätzungen von LMC Automotive rund eine Milliarde Autos rund um den Globus. Im Jahr 2018 sollen es mindestens 200 Millionen Fahrzeuge mehr sein. Dass diese Entwicklung zunehmend negative Auswirkungen auf die Luftqualität in den Metropolen hat, ist längst zu erkennen und der Druck wächst.
Die Flop Ten im ADAC EcoTest 2017
Modell: Volvo V90 D5 Inscription AWD Automatik
Motor: Diesel
Schadstoffe: 7 von 50 Punkten
Punkte CO2: 17 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 24 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *
Quelle: ADAC EcoTest 2017
Modell: VW Tiguan 1.4 TSI ACT BMT Comfortline DSG
Motor: Benziner
Schadstoffe: 14 von 50 Punkten
Punkte CO2: 10 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 24 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *
Modell: Alfa Romeo Giulia 2.2 Diesel Super AT8
Motor: Diesel
Schadstoffe: 0 von 50 Punkten
Punkte CO2: 23 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 23 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *
Modell: Hyundai i40 Kombi 1.7 CRDi blue Premium DCT
Motor: Diesel
Schadstoffe: 0 von 50 Punkten
Punkte CO2: 20 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 20 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *
Modell: Ford Galaxy 2.0 TDCi Start/Stopp Titanium
Motor: Diesel
Schadstoffe: 0 von 50 Punkten
Punkte CO2: 14 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 14 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *
Modell: Citroën Spacetourer M BlueHDi 150 Start/Stop Shine
Motor: Diesel
Schadstoffe: 0 von 50 Punkten
Punkte CO2: 11 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 11 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *
Modell: Ford Edge 2.0 TDCi Bi-Turbo Start/Stopp Titanium 4x4 Powershift
Motor: Diesel
Schadstoffe: 0 von 50 Punkten
Punkte CO2: 9 von 50 Punkte
EcoTest gesamt: 9 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *
Modell: Ford Focus RS
Motor: Benziner
Schadstoffe: 0 von 50 Punkten
Punkte CO2: 6 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 6 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *
Modell: Ssangyong Korando 2.2 e-XDi 220 Sapphire 4WD Automatik
Motor: Diesel
Schadstoffe: 0 von 50 Punkten
Punkte CO2: 1 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 1 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *
Modell: Nissan NP300 Navara Double Cab 2.3 dCi N-Connecta 4x4
Motor: Diesel
Schadstoffe: 0 von 50 Punkten
Punkte CO2: 0 von 50 Punkten
EcoTest gesamt: 0 von 100 Punkten
Eco-Sterne: *
An der Automobilindustrie selbst geht das natürlich nicht spurlos vorüber. Die alternativen Antriebe stehen in der Gunst der Kunden jedoch hinten an und nur in allzu homöopathischen Stückzahlen laufen Stromer, Hybriden, Brennstoffzeller und Co. vom Band und den reinen Verbrennern keinesfalls den Rang ab. Viel zu groß ist der finanzielle Aufwand, zu ungewiss ihre Haltbarkeit und zu kritisch ihre Reichweite.
„Der Verbrennungsmotor bleibt auch mittelfristig die dominierende Antriebsform auf den Straßen“, sagt Klaus Harth, verantwortlich für die Forschung an Automobil-Katalysatoren bei der BASF. „Die Schadstoffbelastung bei Verbrennungsmotoren zu reduzieren, bleibt daher weiterhin ein wichtiges globales Thema.“
Die Gründe liegen auf der Hand. Verbrennungsmotoren produzieren umweltschädliche Abgase, weil das Gemisch aus Kohlenwasserstoffen, sprich der Treibstoff, nur unvollständig verbrennt. Benzin- und Dieselfahrzeuge sind zwar mit Katalysatoren und teilweise mit Partikelfiltersystemen ausgestatten, um Stickoxide, Kohlenmonoxid, unverbrannte Kohlenwasserstoffe und Rußteilchen noch innerhalb des Abgasstroms herauszufiltern.
Nachdem der Dieselskandal die gesamte Autoindustrie aufrüttelte und den Volkswagen-Konzern in eine Schieflage brachte, geht es jetzt den bislang so grün umworbenen Benzindirekteinspritzern mit Turboladern und ihrem Partikelausstoß an den Kragen. Denn genau die sind das große, schon seit Jahren bekannte, aber noch nicht gelöste Problem bei den im Verbrauch so gut abschneidenden Motoren.