Microsoft Der oft unterschätzte Wert der Suchmaschine Bing

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Die mithilfe der Bing-Daten erzeugten Anwendungen werden wichtiger

Kurz nach dem offiziellen Start von Bing im Jahr 2009 einigten sich Microsoft und Yahoo auf eine Zusammenarbeit. Dadurch habe Microsoft Zugang zu einem sehr viel größeren Suchvolumen erhalten, sagt Cornett, der zu dieser Zeit für Yahoo tätig war. Es folgten weitere Kooperationen, die zu einer Nutzung von Bing auf Tablets von Amazon und - bis vor wenigen Wochen - auch durch Apples Sprachassistent Siri führten.

All das habe Microsoft zu einem besseren Verständnis von Sprache, Bildern und Texten verholfen, sagt Steve Clayton, der im Unternehmen als „Chief Storyteller“ für die Kommunikation über die eigene KI-Strategie zuständig ist. Bing sei für Microsoft „so viel mehr als nur eine Suchmaschine“, betont er. „Es ist der Kraftstoff, der die Entwicklung anderer Dinge antreibt.“ Als Datenquelle unterstütze Bing sowohl die Schaffung von künstlicher Intelligenz als auch die Bereitstellung von nützlichen Anwendungen.

Und während Google für derartige Entwicklungen über eine noch viel breitere Datengrundlage verfügt als Microsoft, haben Konkurrenten wie IBM oder Amazon, die ebenfalls kräftig in das Geschäft mit KI investieren, bisher überhaupt keine vergleichbare Suchmaschine. „Amazon hat zwar Zugang zu unzähligen Anfragen im Bereich des Online-Handels, aber nicht auf das, was die Menschen im Alltag darüber hinaus interessiert“, sagt Cornett.

Finanziell spielen Bing und künstliche Intelligenz bei Microsoft bisher eine eher nebensächliche Rolle. Der Umsatz des Unternehmens lag in dem Ende September abgeschlossenen Quartal bei insgesamt 24,5 Milliarden Dollar (21,1 Milliarden Euro). Die über Bing generierten Werbeerlöse stiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro). Der Anteil der Suchmaschine am Gesamtumsatz liegt also nur bei etwa sieben Prozent.

Zumindest indirekt werden die mithilfe der Bing-Daten erzeugten Anwendungen aber immer wichtiger. „Wir integrieren KI in alle unsere Produkte“, betont Microsoft. Die Bedeutung dieser Algorithmen kennt der aktuelle Konzernchef Satya Nadella wie wohl kein anderen - zumal sein Vorgänger Ballmer vor knapp zehn Jahren die Entwicklung von Bing just in seine Hände gelegt hatte. In seiner gerade erschienenen Autobiografie beschreibt Nadella die Suchmaschine als „großartiges Experimentierfeld“ für die Neuausrichtung des Unternehmens - weg vom reinen Anbieter von PC-Programmen hin zu neuen Technologien.

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