Ausnahme-Genetikerin Charpentier „Wir sollten keine Designerbabys züchten“

Emmanuelle-Charpentier Quelle: dpa

Emmanuelle Charpentier, Erfinderin der bahnbrechenden Gen-Technologie, mit der man Erbgut einfach umprogrammieren kann, spricht sich dagegen aus, diese für Eingriffe ins menschliche Erbgut anzuwenden.

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„Wir sollten keine Designerbabys züchten und die menschliche Keimbahn nicht antasten“, sagte Charpentier der WirtschaftsWoche.

Charpentier gilt als Erfinderin von Crispr-Cas9, einer neuen hochpräzisen Technik des Genome Editing, die erst seit wenigen Jahren angewandt wird. Auf das Gene Editing werden weltweit große Hoffnungen gesetzt, sein Einsatz ist aber auch umstritten. So hatten chinesische Forscher im November 2016 für Aufsehen gesorgt, als sie Versuche an menschlichen Embryos mit Crispr-Cas9 publik machten. Theoretisch ließen sich damit Menschen mit ausgewählten genetischen Eigenschaften produzieren, die sie an ihre Kinder weiter vererben könnten. Charpentier lehnte in dem Interview solche Bestrebungen ab und rief zu einer internationalen Ethik-Debatte auf, wie diese Technologie eingesetzt werden sollte: „Wichtig ist, dass wir einen weltweiten Konsens finden.“

Forscher sollten lieber versuchen, mit ihrer Erfindung erbgutbedingte Leiden zu heilen, forderte die Wissenschaftlerin. „Es gibt viele Krankheiten, die von einem einzigen fehlerhaften Gen verursacht werden“, sagte Charpentier. „Mit Crispr-Cas9 lassen sich einige dieser Gene in den Körperzellen umschreiben.“ Auch zur Entwicklung neuer Nutzpflanzen, die etwa den Klimawandel besser vertragen, sei ihre Erfindung einsetzbar. „Wir könnten zum Beispiel Pflanzen produzieren, die ausgestorben sind, etwa Tomatensorten, die es früher gab“, so  Charpentier. „Viele Menschen fürchten, dass Genome Editing zu Massenproduktion und Monokulturen führt. Ich sehe es genau andersherum: Es kann die Vielfalt von Pflanzen steigern, wenn die Konsumenten es wünschen“, sagte Charpentier der WirtschafstWoche.

Was ist CRISPR/Cas9 und wie funktioniert es?

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