Oxfam-Report Obst im Supermarkt trotz Siegel unfair produziert

Die Organisation Oxfam wirft dem deutschen Einzelhandel vor, Tropenfrüchte aus unfairen Arbeitsbedingungen zu beziehen. Doch die Zertifizierer widersprechen.

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Ein Obstkorb mit Bananen und einer Ananas. Quelle: dpa

Die Entwicklungsorganisation Oxfam Deutschland hat sich mit Plantagenarbeitern in Lateinamerika unterhalten und dabei nach eigenen Angaben einen Einblick in eine absolut unfaire Produktion gehabt. Nun kritisiert Oxfam den deutschen Einzelhandel: Er helfe dabei, mit seiner Marktmacht "starken Preisdruck auf Produzenten und Lieferanten auszuüben".

Gewerkschaftliche Arbeit oder körperliche Einschränkungen könnten in Ländern wie Ecuador und Costa Rica, wo die Untersuchungen stattfanden, zur Entlassung führen. Unbezahlte Überstunden und Unterwanderung der Mindestlöhne seien Alltag für die Arbeiter von Ananas- oder Bananenplantagen. Außerdem würden Pestizide teilweise versprüht, während Arbeiter noch auf den Feldern stünden.

Im deutschen Supermarkt sehe man schönes Obst mit Siegeln wie dem der Rainforest Alliance, die sich für das Wohlergehen der Arbeiter einsetzen wolle - tatsächlich gebe es aber "dramatische soziale und ökologische Kosten", die dadurch verschleiert würden.

Zertifizierer widersprechen

Die Rainforest Alliance bekam von Oxfam bereits im April einen Hinweis auf die Ergebnisse des Reports zur Verfügung und hat nach eigenen Angaben unmittelbar Ermittlungen eingeleitet. Die Vorwürfe könne man allerdings nicht bestätigen.

Das macht die Situation intransparent - Oxfam berichtet von eingeschüchterten Arbeitern, die bei einem offiziellen Audit natürlich andere Angaben machen würden. Das Sustainable Agriculture Network, nach dessen Untersuchungen die Rainforest-Alliance-Siegel vergeben werden, hat allerdings Einblick in Lohn- und Arbeitsdokumente, wie es in einer Stellungnahme erklärt.

Vor allem der Discounter Lidl wirbt mit dem Siegel, aber auch andere Ketten wie etwa Edeka oder Rewe nutzen es bereits. Edeka arbeite allerdings auch an einem eigenen Modellprojekt mit dem WWF, wie Spiegel Online berichtet. Dieses halte noch höhere Umwelt- und Sozialstandards ein. Besonders ausführlich habe der Discounter Aldi reagiert, der bald ebenfalls mit dem Siegel werben wolle.

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