Die Bundeswehr folgt mit dem universell einsetzbaren Multitarn dem Vorbild der US-Armee, die schon seit 2004 das Tarnmuster „Multicam“ verwendet, das in Mischwäldern ebenso wirksam sein soll, wie in wüstenartigen Landschaften und Ortschaften. Die von den Amerikanern verwendeten Pixel-artigen Flecken hätten sich aber nicht bewährt, heißt es beim Weweb. Auch beim Tarnmuster, heißt es dort, bleiben Armeen gerne bei ihren eigenen Charakteristiken.
Als die Bundeswehr ab 1990 die Flecktarn-Uniformen einführte, war sie im Vergleich der NATO-Armeen ein Spätling. Zuvor hatten deutsche Soldaten jahrzehntelang in einfarbigen, oliv-grünen Anzügen ihr Kriegshandwerk erlernt.
Vermutlich hatte die Zurückhaltung der Bundeswehr auch historische Gründe: Die ersten Tarnanzüge überhaupt waren eine deutsche Erfindung der dreißiger Jahre. Im Zweiten Weltkrieg kämpften vor allem Einheiten der Waffen-SS in Tarnuniformen, die denen der heutigen Bundeswehr erstaunlich ähnlich sehen. Beim Aufbau der Bundeswehr hatte man zunächst auf diese Muster aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgegriffen, diese aber bald zugunsten der Oliv-Anzüge fallengelassen. Schließlich trugen die westlichen Verbündeten in den Nachkriegsjahrzehnten auch einfarbige Anzüge.
Ähnliches gilt bekanntlich für den „Stahlhelm“ der Wehrmacht, den die Bundeswehr aus symbolpolitischen Rücksichten nicht übernahm, obwohl sein Design erwiesenermaßen optimalen Schutz bot. Stattdessen übernahm man das erwiesenermaßen schlechtere Design des amerikanischen Stahlhelms, um die Westbindung der Bundeswehr deutlich zu machen. Moderne Kevlar-Helme, die ab den 1970er Jahren zuerst in den USA entwickelt wurden, haben das Design des alten deutschen Stahlhelms dann weitgehend übernommen. In der US-Armee wird er daher auch „Fritz“ genannt. Seit Mitte der 1990er Jahre verwendet auch die Bundeswehr einen ähnlichen Helm.