Audi A8 Audis skurriles Ablenkungsmanöver

Audi hat den neuen A8 vorgestellt. Mit einer übertriebenen Show soll der Wandel des Autobauers dargestellt werden. Das kaschiert die eigentlichen Probleme jedoch nur dürftig.

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Die große Audi-Show Quelle: REUTERS

Es ist eine große Show, die Audi bei der Vorstellung des neuen Audi A8 abzieht. Zahlreiche Tänzer toben über die Bühne. Zwischenzeitlich sind 70 Autos darauf zu sehen. Und das ist bloß das Beiwerk. Als es um den Hauptstar des Events geht, wird nicht einfach ein Tuch von dem Wagen gezogen. Minutenlang dreht und schwenkt ein massiver Roboterarm einen A8 durch die Luft – begleitet von einer flackernden Lichtshow und wummernden Bässen.

Nun sind die Premieren der neuen Topmodelle für Autobauer immer etwas sehr Besonderes. Schließlich kommt es nur alle paar Jahre vor, dass man das Schaustück der aktuellsten Technologien und des neuen Designs den Fans der Marke vorstellen kann. Entsprechend groß fallen die Events aus: Als Mercedes 2013 die aktuelle S-Klasse vorstellte, hatten die Stuttgarter einen kompletten Hangar von Airbus in Hamburg-Finkenwerder gemietet. BMW hatte zur Premiere des neuen 7er die markeneigene BMW-Welt in Berlin für sein Flaggschiff komplett umgestaltet.

Doch bei der Weltpremiere des neuen A8 inszeniert Audi nicht nur das Auto, sondern vor allem sich selbst.

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Audi A8 Quelle: Audi
Audi A8 Quelle: Audi
Audi A8 Quelle: Audi
Audi A8 Quelle: Audi
Audi A8 Quelle: Audi
Audi A8 Quelle: Audi
Audi A8 Quelle: Audi

Im Beisein von VW-Chef Matthias Müller und Aufsichtsratsmitglied Hans Michel Piëch versuchten die Ingolstädter am Dienstag, den Blick nach vorne zu lenken. Bei dem erstmals veranstalteten „Audi Summit“ wollten die Markenstrategen mit viel Show, Prominenz und Selbstinszenierung den Fokus weg vom Dieselskandal und der Dauer-Diskussion um Vorstandschef Rupert Stadler nehmen – hin zur Mobilität der Zukunft und der Transformation zu einer „Premium Digital Car Company“. Dafür bauten sie sogar 10.000 Quadratmeter einer Messehalle in Barcelona aufwändig um.

2000 Gäste sollten erfahren, wie Audi sich eine autonome, vernetzte und intelligente Mobilität vorstellt. „In einem selbstfahrenden Auto gilt künftig als Premium, wie ich meine Zeit am besten und effizientesten nutze“, sagt Stadler in seiner Keynote. „Mit unserem Angebot stellen wir sicher, dass dies gelingt – unabhängig davon, ob ich mich erholen oder produktiv sein will, oder ob ich wertvolle Zeit mit Familie und Freunden verbringen möchte.“

Dem A8 kommt eine besondere Rolle zu

Und quasi ganz nebenbei, versteckt zwischen zukunftsweisenden Visionen, Auftritten von Schauspieler Kunal Nayyar („Big Bang Theory“), Audi-Rennfahrern wie dem zweifachen DTM-Meister Matthias Ekström oder Rallye-Legende Walter Röhrl und Tech-Talks, sollte dann jenes Auto seine Premiere feiern, mit dem Audi diesen digitalen Wandel verkörpern will: der neue A8.

Das Spektakel bei der Audi-A8-Vorstellung in Barcelona. Quelle: REUTERS

Als Flaggschiff des Modellangebots kommt der Luxuslimousine mit jeder Neuauflage die Rolle als Technologie-Highlight zu. In der vierten Generation bietet Audi als – nach eigener Aussage – erster Premiumanbieter eine vollständig elektrifizierte Modellreihe: Jeder A8 wird mit einem Elektromotor ausgeliefert – wenn auch nur ein kleiner.

Zudem sei der A8 als erstes Serienauto der Welt für hochautomatisiertes Fahren entwickelt. Dabei kann er auf der Autobahn in Stausituationen bis 60 km/h das Steuer übernehmen, während sich der Fahrer einer Nebenbeschäftigung zuwenden kann, die das Auto unterstützt.

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Den herbeigesehnten Fortschritt und Neuanfang verkörpert der A8 aber nur bedingt. Als erstes Modell aus der Feder des neuen Chefdesigners Marc Lichte gepriesen, sollte der A8 mit dem austauschbaren Audi-Einheitsdesign brechen und wieder deutlich eigenständiger werden.

Ob man den A8 nun schön findet oder nicht: Ein radikaler Bruch mit der Optik des Vorgängers sieht anders aus. Der dominante Kühlergrill ist noch etwas breiter geworden, die LED-Scheinwerfer etwas dynamischer.

Und Lichte kann zwar referieren, weshalb der Wagen minimal höher geworden ist (O-Ton: „Um im Fond mehr Kopfraum zu haben. Doch durch die leichte Coupéform denkt man, der A8 sei flacher als bisher“). Doch das kann nicht davon ablenken, dass viele Kunden den Wagen wohl kaum vom Vorgänger oder dem deutlich kleineren A4 unterscheiden können.

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