Gewinnsprung bei Volvo Autobauer ist auf einem guten Weg

Der schwedische Autobauer hat 2015 den Betriebsgewinn mehr als verdreifach. "Wir sind jetzt endlich wahrhaft Premium", sagte Vorstandschef Hakan Samuelsson.

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Was die neue Schweden-Limousine kann
Volvo S90 Quelle: Volvo
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Der Absatz um acht Prozent gesteigert – ganz nett, aber kein Kunststück, wenn der Weltmarkt in etwa gleicher Größenordnung wächst. Den Umsatz von einem Geschäftsjahr auf das andere um fast 20 Prozent zu steigern, ist da schon eher eine Leistung. Aber den Betriebsgewinn im gleichen Zeitraum mehr als zu verdreifachen – da zollt jeder Wettbewerber Respekt.

Dieses Kunststück ist 2014 dem schwedischen Autohersteller Volvo gelungen. Wie Vorstandschef Hakan Samuelsson am Donnerstagmorgen in der Bilanzpressekonferenz in Stockholm mit stolzer Stimme verkündete, wurden im vergangenen Jahr nicht nur erstmals in der Firmengeschichte mehr als 500.000 Autos verkauft und damit Umsätze von 164 Milliarden schwedischen Kronen, umgerechnet rund 18,3 Milliarden Euro, erzielt. Unter dem Strich wurde damit ein Betriebsgewinn von umgerechnet 734,8 Millionen Euro eingefahren – nach lediglich 207 Millionen Euro im Vorjahr.

Fakten zum Volvo-Baukasten

"Volvo hat in den zurückliegenden fünf Jahren einen langen und schweren Weg zurückgelegt. Wir haben in Leute investiert, neue Produkte und Werke und gleichzeitig unsere Produktivität gesteigert. Doch der Transformationsprozess beginnt sich nun auszuzahlen", würdigte Samuelsson Entwicklung des Unternehmens seit der Übernahme durch den chinesischen Geely-Konzern vor fünf Jahren. Samuelsson: "Wir sind jetzt endlich eine wahrhaft globale Premiummarke." Nicht nur vom Anspruch – den hatten die Schweden schon immer – sondern auch nach harten Zahlen.

In einigen betriebswirtschaftlichen Disziplinen läuft Volvo den Klassenbesten aus Deutschland – Mercedes, BMW und Audi – zwar noch immer hinterher. Aber der Abstand wird geringer. Pro Fahrzeug erzielte Volvo im vergangenen Jahr einen Umsatz von knapp 36.000 Euro und einen Gewinn von 1460 Euro.

Darin spiegelt sich einerseits das zunehmend ambitionierte Pricing der Schweden, aber auch der Verkaufserfolg in der automobilen Oberliga, speziell mit dem neuen XC90: Der elegante SUV entwickelt sich zu einem echten Verkaufsschlager. Rund 88.000 Kaufverträge für das Modell wurden im vergangenen Jahr gezeichnet, deutlich mehr als die ursprünglich kalkulierten 50.000 Fahrzeuge. Um die Lieferzeiten nicht zu lange werden zu lassen, arbeitet das Werk Torslanda erstmals seit 2008 wieder in drei Schichten. 1500 Mitarbeiter wurden dazu neu eingestellt und angelernt.

Die Tatsache, dass der zwei Tonnen schwere und knapp fünf Meter lange Allradler ausschließlich mit Vierzylinder-Motoren lieferbar ist, tut der Nachfrage keinen Abbruch. Für besonders leistungshungrige Autofahrer ist seit kurzem auch ein Modell mit wiederaufladbarem Hybridantrieb lieferbar, mit 400 PS, aber einem Normverbrauch von 2,5 Litern Super – solange der Akku voll ist.

Ein Motor, ein Getriebe, eine Plattform: Nach dem System erneuert Volvo jetzt nach und nach seine Modellpalette und steigert dabei Schritt für Schritt, Fahrzeug um Fahrzeug, seine Wirtschaftlichkeit. Im Januar wurde in Detroit die neue Oberklasse-Limousine S90 vorgestellt, am Donnerstag präsentiert Volvo in Stockholm als drittes Modell auf der so genannten SPA- (skalierbare Produkt-Architektur) Plattform in das neue Luxuskombi V90. Ab Spätsommer ist der elegante Raumtransporter bei den Händlern verfügbar – zu Preisen ab voraussichtlich 43.000 Euro. Volvo hofft, allein in Deutschland etwa 6000 Exemplare des Modells pro Jahr absetzen zu können. 

Und wie Chefdesigner Thomas Ingenlath, im Gespräch mit der WirtschaftsWoche andeutet, geht die Erneuerung und Modernisierung der Modellpalette in den kommenden drei Jahren zügig weiter: "Bis 2019 liegt eine kleine Weltreise vor uns." Noch in diesem Jahr bekommt der V40 ein umfassendes Facelift, anschließend ist die 60er-Baureihe (XC60/V60/S60) dran. Sie wird in den Dimensionen wachsen, um die Lücke zu schließen, die der V70 hinterlassen wird – das Modell lief Ende vergangenen Jahres aus und bleibt ohne Nachfolger.

Dafür wird der Volvo-Palette Anfang 2018 mit dem neuen XC40 eine neue Facette hinzugefügt: Ein kompakter SUV als Alternative zu Mercedes GLA und Audi Q1. Und 2019 schlägt dann die Stunde des ersten Elektroautos von Volvo in Großserie – der Volvo C30 Electric von 2013 war lediglich ein Versuchsträger, dessen Produktion nach 100 Exemplaren endete. Technische Details mochte Ingenlath noch nicht verraten. Nur so viel: Der Stromer wird die SPA-Plattform nutzen und vermutlich als Crossover auf den Markt kommen, um dem Model X von Tesla den Kampf anzusagen. Gebaut werden könnte es im neuen Werk in Berkeley County im US-Bundesstaat South Carolina.

Ingenlath, der früher für den Volkswagen-Konzern tätig war und seit Sommer 2012 bei Volvo wirbelt, sieht noch große Potenziale für die Marke: "Wir sind noch klein, haben ja gerade erst angefangen." Bis 2020 soll der Absatz auf rund 800.000 Fahrzeuge steigen und natürlich auch die Umsatzrendite noch einmal einen Sprung machen. Das erwartet der chinesische Eigner – und das braucht Volvo, um die Investitionen in die neuen Modelle und neuen Technologien stemmen zu können: Aus China ist bislang angeblich kein Cent nach Schweden geflossen. Vorstandschef Samuelsson zeigte sich bei der Präsentation der Zahlen hoffnungsfroh, im kommenden Jahr auch für 2016 und damit im dritten Jahr in Folge neue Rekordzahlen präsentieren zu können. Volvo wird dann 90 Jahre alt. Grund zum Feiern gäbe es dann mehr als genug.

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