Porsche-Prozess Die große Show hat begonnen

Wendelin Wiedeking und Holger Härter galten einst als das perfekte Duo an der Porsche-Spitze. Jetzt stehen die beiden Ex-Manager wegen der gescheiterten VW-Übernahme gemeinsam vor Gericht – und schweigen sich an.

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Wendelin Wiedeking und Holger Härter im Gerichtssaal. Quelle: dpa

Die Haare sind grauer und etwas lichter geworden, das Doppelkinn massiver, der Gang schwerer. Da ist er also wieder, Wendelin Wiedeking, sechs Jahre nachdem ihn die Porsche-Eigentümer vom Chefsessel des Sportwagenbauers vertrieben und er aus dem Licht der Öffentlichkeit trat.

Es ist Donnerstagmorgen, kurz vor neun Uhr, als Wiedeking zusammen mit seinen Anwälten den Sitzungssaal 1 des Landgerichts Stuttgart betritt. Wiedeking muss sich wegen des Verdachts der Marktmanipulation im Zuge der versuchten Übernahme von Volkswagen im Jahr 2008 verantworten.

Haben Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und sein Finanzchef Holger Härter im VW-Übernahmekrimi Anleger bewusst getäuscht? Das muss jetzt das Landgericht Stuttgart klären. Wiedeking selbst hält sich für unschuldig.

Ebenfalls auf der Anklagebank: Holger Härter, unter Wiedeking Finanzvorstand bei Porsche. Ohne sein Wissen über komplizierte Finanzprodukte wäre der dreiste Übernahmeversuch nicht denkbar gewesen. Der kleine Sportwagenbauer versuchte damals den nach Umsatz 15 Mal größeren VW-Konzern zu schlucken.

Das Duo machte Porsche zum autobauenden Hedgefonds

Das Geld dazu besorgten sich die Manager im Stil von Hedgefonds mit Hilfe von Aktienoptionen, also mit Wetten auf den Kursverlauf der VW-Aktie. Nach erlangter Kontrolle in Wolfsburg, so der Plan der beiden Manager, könnte Porsche – ebenfalls in bester Hedgefonds-Manier – auf die finanziellen Reserven von VW zugreifen. Und so die kostspielige Übernahme erst finanzieren.

Erst warfen die Spekulationen Gewinne in Milliardenhöhe ab, das Unternehmen schwamm im Geld. Porsche wurde zu einem Hedgefonds, der nebenbei auch noch Autos produzierte.

Strafverfahren in den Streitigkeiten um die Übernahmeschlacht Porsche - VW

Doch die Finanzkrise brachte Härters Aktien-Casino zum Einsturz, weil es auf den Annahmen basierte, dass der VW-Kurs immer weiter steigt und dass Banken bereit sind, Porsche ständig mit frischem Kapital für weitere Wetten zu versorgen. Beides galt nach dem Crash der Investmentbank Lehman Brothers nicht mehr. Verpflichtungen aus den aus dem Lot geratenen Zockereien führten Porsche 2009 an den Rand der Insolvenz. Wiedeking und Härter mussten gehen.

„Na, wie geht’s", begrüßt Wiedeking im Gerichtssaal einen Anwalt. „Gut, und ihnen?“ Wiedeking bläst die Backen auf: „Puh…“ Der einstige Topmanager, der zweitweise als begnadetster Automanager der Republik galt, seit dem Aus bei Porsche aber in der Branche keinen Fuß mehr auf den Boden bekam, versucht sich die Anspannung nicht anmerken zu lassen. Er parliert mit den seinen Anwälten, lässt den Blick ins Publikum und an die Decke schweifen.

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