Staatsanwaltschaft Stuttgart korrigiert Aussage Gestohlene Bosch-Daten „natürlich relevant“ für das Dieselgate-Ermittlungsverfahren

Gestohlene Bosch-Daten können relevant für das laufende Dieselgate-Ermittlungsverfahren gegen den Konzern sein. Das bestätigt auch die Staatsanwaltschaft.

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Bosch-Werk. Quelle: dpa

Gestohlene Bosch-Daten aus den Jahren 2009 bis 2011 können relevant für das laufende Dieselgate-Ermittlungsverfahren gegen Bosch sein. Das erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart Jan Holzner, schriftlich gegenüber der WirtschaftsWoche: „Es liegt auf der Hand, dass die Daten aus dem Datendiebstahl des damaligen Verfahrens relevant für das laufende Ermittlungsverfahren sein können. Natürlich können zum Beispiel Motorsteuerungsprogramme aus der fraglichen Zeit relevant sein.“ Die Ermittlungen in diesem Zusammenhang dauerten an, so Holzner: „Solange wir nicht alle noch vorhandenen Beweismittel aus dem damaligen Verfahren im Hinblick auf ihre Erheblichkeit für das aktuelle Verfahren geprüft haben können wir selbstverständlich nicht sagen, ob etwas Neues dabei sein wird oder nicht.“

Mit den neuen Aussagen korrigiert Holzner Berichte von Presseagenturen über den Fall der gestohlenen Daten. So hatte etwa die Nachrichtenagentur Reuters gestern berichtet: „Ein Sprecher der Behörde sagte Reuters, es sei zweifelhaft, ob die Informationen für die Ermittlungen im Abgasskandal relevant seien. ‚Ich halte es aktuell für fraglich, ob das wirklich neue Erkenntnisse bringt. Es ist nichts bahnbrechend Neues.‘“ Eine derartige Aussage die Zukunft betreffend könne nicht seriös sein, solange die Daten noch ausgewertet würden, erklärte Holzner nun gegenüber der WirtschaftsWoche.

Bei den entwendeten Informationen handelt es sich um 1,3 Terabyte Daten, was der Datenmenge von 1800 CD-ROMS oder über 500.000 Aktenordnern entspricht. Nach Informationen der WirtschaftsWoche wurden bislang nur Bruchteile der großen Datenmenge von der Staatsanwaltschaft Stuttgart in Augenschein genommen.

Dass die Daten diesen Umfang haben, geht aus der Verurteilung des Datendiebs hervor. In dem Urteil, das der WirtschaftsWoche vorliegt, steht, dass der Datendieb wegen des Verrats von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen zu einer Bewährungsstrafe von 11 Monaten verurteilt wurde. „Von 2009 bis 2011 kopierte der Angeschuldigte insgesamt 1,3 Terabyte Daten, die die Software für die Motorensteuerung für Diesel- und Benzin-PKW im Stadium der Vorserie und Serie betrafen (…)“, so heißt es in dem Urteil. „Es handelte sich um Vorserien- und Seriendaten für Dieselmotoren und um Seriendaten für Benzinmotoren, die ausnahmslos der Geheimhaltung unterlagen.“ Der Angeschuldigte habe die Daten zunächst auf sein Dienstlaptop und zuhause dann „insbesondere auf den Server Acer Aspire easystore H 340“ gespeichert.

Nach Informationen der WirtschaftsWoche stammen die Daten aus einer Bosch-Abteilung in Feuerbach bei Stuttgart. Sie sollen unter anderem streng geheime Motorsteuerprogramme, Emissionsmessdaten von Motoren und die E-Mail-Kommunikation ganzer Abteilungen umfassen.

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Die 16.716 Datensätze enthalten Informationen zu etlichen Volkswagenmodellen wie Passat, Golf oder Tiguan, aber auch von Seat-, Skoda- und Bentley-Modellen. Ein großer Teil der Dateien betrifft Audi und wurde in einem Ordner mit der Bezeichnung 'Vertraulich' abgelegt.

Wie mehrere Insider der WirtschaftsWoche erklärten, hatte die Abteilung auch die Aufgabe, zusammen mit Technikern von VW jene Software zu entwickeln, die den Betrug bei Volkswagen ermöglichte.  „In der Abteilung, aus der die Daten stammen, wusste man seit 2005, dass es um Betrugssoftware geht“, sagt ein Insider: „In den Daten steht drin, welche Betrügereien wann und von wem ab 2005 programmiert wurden und wer davon wusste.“

Vor allem aber könnten die Daten eine ganz neue Dimension des Abgasskandals enthüllen. So gehe es nicht nur um die bereits bekannte Manipulation der Stickoxidemissionen von Dieselfahrzeugen. „Es geht auch um andere Schadstoffe wie etwa Rußpartikel, und es geht um Benzinmotoren, so der Insider zur WirtschaftsWoche.

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