Tesla-Batteriefabrik Fünf Lehren aus der Gigafactory

Tesla eröffnet die Gigafactory in Nevada. Die Batteriefabrik steht stellvertretend für Elon Musks große Vision – den Übergang zu Elektromobilität und nachhaltiger Energiegewinnung. Damit geht Tesla eine gewaltige Wette ein. Fünf Lehren aus dem Bau der Fabrik.

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Tesla Gigafactory Quelle: Tesla

Die Rechnung ist einfach: Um die geplanten 500.000 Autos pro Jahr wirklich bauen zu können, würde Tesla den gesamten weltweiten Jahresausstoß an Lithium-Ionen-Batterien benötigen. Für Gründer und Visionär Elon Musk lag die Lösung auf der Hand. Er nahm das Projekt Gigafactory in Angriff – und geht damit ein enormes Risiko ein.

Die größte Batteriefabrik der Welt soll sicherstellen, dass auch in Zukunft ausreichende Stückzahlen für die geplante Fahrzeugflotte zur Verfügung stehen – und einen Versorgungsengpass bei den für Elektroautos so wichtigen Akkus vermeiden.

Außerdem will Musk so die Herstellungskosten senken, denn sonst werden seine Autos zum Verlustgeschäft. Doch es gibt einige Hürden, die sich schon jetzt abzeichnen. Findet Tesla für die Herausforderungen aus der Gigafactory keine praktikablen Lösungen, steht die gesamte Vision der Kalifornier auf dem Spiel.

 

1. Die Nachfrage ist nicht gesichert

Von der riesigen Anlage sind bislang erst 14 Prozent in Betrieb. Tesla-Gründer Elon Musk hat trotzdem schon jetzt zur Eröffnungsfeier geladen. Bis die Anlage 2018 voll in Betrieb gehen soll, muss noch viel gebaut werden. Noch ist die Nachfrage nach Lithium-Ion-Batterien aber auch viel zu gering für das, was die Gigafactory eines Tages an Output produzieren soll.

Gabriel Seiberth, Automobilexperte der Beratungsfirma Accenture, sagt, das Unternehmen funktioniere derzeit noch ähnlich wie ein Start-up. „Bei Tesla gibt es eine große Vision und die Hoffnung, etwas Großes zu verändern. Dazu sammeln sie reichlich Fremdkapital, um ihren Ideen die nötige Größe zu verleihen.“

Das ist der neue Tesla-Masterplan

Das heißt auch, dass schon heute Infrastruktur geschaffen wird für eine Nachfrage, auf die man in Zukunft hofft. Falls das Konzept E-Mobilität und Heimspeicher nicht aufgeht, falls nicht die Stückzahlen nachgefragt werden, mit denen Tesla kalkuliert, gerät auch der Finanzplan in Schieflage – Musk wird zusammen mit dem Technologie-Partner Panasonic insgesamt fünf Milliarden Dollar investieren.

Hält der Auftragseingang bei Tesla also nicht Schritt mit den Kapazitäten der Fabrik, droht ein Überangebot oder eine zu geringe Auslastung der Maschinen. Nur bei hinreichender Auslastung kann das Mega-Projekt das Geld wieder reinholen, das die Errichtung kostete. „Die Spekulation auf die Zukunft ist gewaltig. Falls die optimistischen Absatzprognosen nicht zutreffen, ist die Finanzierung mit Fremdkapital ökonomisches Harakiri“, sagt Experte Seiberth. 

2. Die Wette auf den Batterie-Preisverfall

Auch, wenn der Preis des wichtigen Rohstoffs Lithium langfristig wohl steigen wird: Tesla hat die Gigafactory gebaut, um Kosten zu drücken. Dadurch, dass die Batterien in Zukunft nicht mehr von Zulieferern bezogen werden müssen, gewinnt das Unternehmen an Unabhängigkeit von deren Preisdiktat.

Da die verwendete Batterietechnik aber nichts Neues darstellt, kann die Preisschraube nicht beliebig gedreht werden. Die Lithium-Ionen-Technologie ist etabliert, erprobt und ausgereift. Das ist gut, denn Tesla muss sich voll auf die Zuverlässigkeit verlassen können.

Große Schritte in Richtung besserer Speicherleistung, Haltbarkeit oder Wirkungsgrad sind für Seiberth aber nicht mehr zu erwarten. „Aus technologischer Sicht ist das recht phantasielos“, sagt der Automobilexperte, „Was Tesla produzieren will hat keinen entscheidenden technischen Vorteil gegenüber der bestehenden Konkurrenz.“ Für größere Effekte bräuchte man einen technologischen Durchbruch.

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