Volkswagen-Firmenpatriarch Ferdinand Piëch will bei VW aussteigen

Ferdinand Piëch hat den VW-Konzern in den vergangenen Jahrzehnten geprägt wie kein anderer. Der langjährige Vorstands- und Aufsichtsratschef verhandelt mit den Familienmitgliedern über den Verkauf seiner Anteile.

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Ferdinand Piëch verhandelt offenbar über seinen Ausstieg bei VW. Quelle: dpa

Es wäre der endgültige Abschied von VW: Der Firmenpatriarch und langjähriger Vorstands- und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch plant den Verkauf seiner Anteile. Wie der „Spiegel“ ohne Angaben von Quellen berichtet, verhandle Piëch mit den Eigentümerfamilien über seine Anteile.

Piëch selbst hält keine VW-Aktien. Dem 79-Jährigen gehören jedoch 14,7 Prozent der Stammaktien an der Porsche SE, die wiederum 52 Prozent der Volkswagen-Stammaktion hält. Die restlichen Anteilseigner der Porsche SE sind weitere Mitglieder der Familien Porsche und Piëch. Von Ferdinand Piëch war dazu keine Stellungnahme zu erhalten. Mehr über die komplizierten Machtverhältnisse in dem Familienclan lesen Sie hier in der Titelgeschichte der WirtschaftsWoche Ausgabe 14/2016.

Wie die Porsche SE mitteilte, wurde sie von den Verhandlungen unterrichtet. Es sei aber aktuell nicht abzusehen, „ob es zu den vorgenannten Veränderungen der Aktionärsstruktur der Porsche Automobil Holding SE kommt“. Die Familien haben ein Vorkaufsrecht, der Wert des Pakets wird auf gut eine Milliarde Euro geschätzt. Eine Übernahme wäre für die Familien zwar kostspielig, aber wichtig: So können sie verhindern, dass ein familienfremder Investor über Stammaktien und damit über Stimmrechte verfügt. Die Porsche SE ist das eigentliche Machtzentrum des Volkswagen-Konzerns.

Welche Familienangehörigen bei VW das Sagen haben.

Mit dem Verkauf könnte Piëch seiner eigenen Entmachtung zuvorkommen. Am vergangenen Wochenende hatte die „Bild am Sonntag“ (BamS) berichtet, dass die Familien Porsche und Piëch Ferdinand sein letztes Mandat als Aufsichtsratsmitglied bei der Porsche SE entziehen wollen. Die Clans hätten geeinigt, Piëch im Zuge einer Umstrukturierung des Gremiums zu entmachten, schrieb das Blatt. Im zwölfköpfigen Aufsichtsrat sitzen alle wichtigen Familienvertreter, an der Spitze Wolfgang Porsche, Ferdinands Cousin. Die sechs Arbeitnehmervertreter hätten allerdings kürzlich angekündigt, sich aus dem Gremium zurückzuziehen. Deshalb stehe bei der Hauptversammlung am 30. Mai in Stuttgart die komplette Neuwahl des Aufsichtsrats an.

Die Familien bestimmen ihre sechs Vertreter, gesetzt sind laut BamS Wolfgang Porsche und Ferdinands Bruder Hans Michel Piëch. Laut Familienbeschluss solle Ferdinand Piëch keine Rolle mehr spielen. „Durch die Neuwahl gibt es die einmalige Chance, Ferdinand Piëch aus dem Gremium zu werfen“, sagte eine mit der Sache vertraute Person.

von Melanie Bergermann, Martin Seiwert

Sollte es so kommen, wäre es der endgültige Bruch mit seinem Lebenswerk. Vorausgegangen ist ein Streit mit dem Unternehmen und den restlichen Familienmitgliedern. Ferdinand Piëch hatte im Frühjahr 2015 – also noch vor Bekanntwerden des Abgasskandals – mit dem Zitat „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“ einen Machtkampf mit dem damaligen Vorstandschef losgebrochen – ohne die Attacke zuvor mit der Familie und den Miteigentümern abzusprechen.

Piëch verlor den Machtkampf mit Winterkorn und seinem Cousin Wolfgang Porsche, der seitdem als Sprecher beider Familien auftritt. Der einst so mächtige Aufsichtsratschef legte mitsamt seiner Ehefrau Ursula die Ämter in dem Kontrollgremium nieder. Familienintern ist der Streit offenbar immer noch nicht beigelegt. Am Rande des Genfer Autosalons sagte Wolfgang Porsche noch Anfang März, dass zwischen den Familienoberhäuptern Sprachlosigkeit herrsche.

Piëch und seine Figuren

Er rätsele noch immer, wie es vor zwei Jahren zu dem gewaltigen Disput zwischen Piëch und Winterkorn kommen konnte. Piëch habe „sein eigenes Lebenswerk zerstört“, sagt Porsche.

Ende vergangenen Jahres hatte Ferdinand Piëch den Disput nochmals angeheizt: Er soll damals bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig ausgesagt haben, er habe das Präsidium des VW-Aufsichtsrats auf Probleme in den USA hingewiesen, bevor der Dieselskandal aufgedeckt wurde. Damit hatte er unter anderem seinen Cousin und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, die beide dem Aufsichtsratspräsidium angehören, schwer belastet. Sowohl Weil als auch Porsche bestreiten die Vorwürfe.

Die Opfer des Ferdinand Piëch
Porsche-Miteigner und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch Quelle: dapd
Audi Quelle: dpa
Franz-Josef Kortüm Quelle: obs
Herbert Demel Quelle: dpa
Franz-Josef Paefgen Quelle: AP
José Ignacio López Quelle: REUTERS
Bernd Pischetsrieder Quelle: dpa
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