Deutsche Bank im Visier Dark Pools sollen transparenter werden

Klare Regeln für den Aktienmarkt: Die intransparenten Handelsplattformen, sogenannte Dark Pools, bekommen strengere Auflagen. Die Geheimhaltung war in der Branche immer als Vorteil angepriesen worden.

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Dunkel und undurchsichtig: Die Dark Pools sollen geöffnet werden. Quelle: dpa

Frankfurt Ob es ihnen gefällt oder nicht, die Banken öffnen ihre Dark Pools – also die intransparenten Handelsplattformen, über die beispielsweise 17 Prozent des Handels am rund 24 Billionen Dollar (18,6 Billionen Euro) schweren US-Aktienmarkt läuft.

Ein Teil der außerbörslichen Märkte hat bereits die Regeln veröffentlicht, nach denen sich der Handel vollzieht. Bislang waren diese Regeln nicht allgemein bekannt. Veranlasst hat die Offenlegung nicht zuletzt die Anklage, die der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman gegen Barclays erhoben hat. Die britische Bank soll demnach Kunden über die Anwesenheit von Hochfrequenzhändlern auf ihrem Handelsplatz in die Irre geführt haben.

Banken und Brokerhäusern fällt es immer schwerer, die Aktivitäten an ihren Plattformen mit dem Mäntelchen des Schweigens abzudecken. Auch die Dark Pools von Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs, Morgan Stanley und UBS sind ins Visier des Generalstaatsanwalts geraten, wie Bloomberg von einer mit den Untersuchungen vertrauten Person erfuhr, die nicht namentlich genannt werden wollte.

Die amerikanische Wertpapieraufsicht SEC untersucht die Branche ebenfalls, wie SEC-Chefin Mary Jo White erklärte. „Ich habe die SEC-Mitarbeiter darum gebeten, für die Kommission Vorschläge vorzubereiten, wie wir mehr Informationen über alternative Handelssysteme zur Verfügung gestellt bekommen und diese der Öffentlichkeit zugänglich machen”, erklärte White. Die US-Finanzmarkt-Aufsicht Financial Industry Regulatory Authority (Finra) will auf ihrer Tagung am heutigen Freitag darüber entscheiden, ob die alternativen Handelsplattformen verpflichtet werden sollen, mehr Daten weiterzugeben.

Kunden verlangen immer mehr Informationen darüber, wie ihre Aufträge ausgeführt werden, sagt John Cosenza, Co-Chef für elektronischen Handel beim Brokerhaus Cowen & Co. in New York. „Die Anfragen sind bei uns deutlich angestiegen”, sagt Cosenza, dessen Firma keinen Dark Pool betreibt. „Die Nachfrage nach einer größeren Transparenz in der Branche scheint nicht nachzulassen.”

Bloomberg LP, die Muttergesellschaft von Bloomberg News, ist an dem Dark-Pool-Betreiber Bids Trading LP beteiligt.


Die neue Transparenz hat ihre Grenzen

Dark Pools haben sich aus außerbörslichen Plattformen entwickelt, die Institutionen und professionelle Investoren in den 80er Jahren als Alternative zu den öffentlichen Märkten gründeten. Banken wie Goldman Sachs, UBS und Credit Suisse schufen die Plattformen nicht zuletzt, um keine Gebühren für die Abwicklung von Transaktionen unter ihren Kunden an Börsen zahlen zu müssen.

Die Geheimhaltung wurde in der Branche immer als Vorteil angepriesen. Denn sie erlaubt es Investoren, größere Transaktionen vor Händlern zu verbergen, die sich Kursänderungen zunutze machen könnten. Kritiker hingegen werfen den Banken vor, Hochfrequenzhändler heimlich ermutigt zu haben, ihre Dark Pools zu nutzen. Andere Investoren wurden dadurch potenziell räuberischen Machenschaften ausgesetzt.

Einige Banken haben auf die Kritik an der Geheimhaltung reagiert, indem sie die Funktionsweise ihrer alternativen Handelssysteme offenlegten. Zuvor hatten sie diese Informationen nur bei der SEC hinterlegt, wo sie nicht einsehbar waren. Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs und JPMorgan Chase & Co. haben diese Dokumente alle veröffentlicht, ebenso wie KCG Holdings, Liquidnet Holdings und Investment Technology Group.

Die neue Transparenz in der Branche hat jedoch ihre Grenzen. Investoren werden nach wie vor nicht genügend Informationen zur Verfügung gestellt, um die Ausführung ihrer Aufträge nachvollziehen zu können, sagt Dave Lauer, President der Beratungsfirma Kor Group LLC.

„Alle beeilen sich, etwas zu veröffentlichen”, sagt er im Telefoninterview. „Die Frage ist aber eher, was veröffentlicht wird, welche Qualität das Veröffentlichte hat und warum es veröffentlicht wird.”

Viele Dark-Pool-Betreiber haben ihre Funktionsweise unmittelbar vor der Veröffentlichung geändert. „Weil die Geschäftsordnungen unmittelbar vor ihrer Veröffentlichung überarbeitet wurden, wissen wir nicht viel darüber, wie es in der Vergangenheit gelaufen ist”, sagt Lauer.

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