Neuer Großaktionär Cerberus steigt bei der Commerzbank ein

Werden deutsche Banken wie die Commerzbank zusehends beliebter bei internationalen Finanzinvestoren? Quelle: REUTERS

US-Investor Cerberus ist bei der Commerzbank eingestiegen und gehört schon jetzt zu den größten Aktionären. Bleibt es beim Minderheitsanteil? Die zentrale Rolle spielt weiterhin der Bund.

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Die Commerzbank hat einen neuen Großaktionär. Wie die Bank am Mittwoch mitteilte, stieg der US-Investor Cerberus mit einem Anteil von 5,01 Prozent bei Deutschlands zweitgrößter Privatbank ein. Damit wird Cerberus zu einem der größten Investoren. Mit über 15 Prozent ist der Bund weiterhin größter Commerzbank-Aktionär, nachdem er im Zuge der Finanzkrise eingestiegen war. Wie Cerberus hält auch Blackrock einen Anteil von knapp über fünf Prozent. Rund ein Viertel der Anteilsscheine wird von privaten Anlegern gehalten. Die Commerzbank wollte den Einstieg des Hedgefonds nicht kommentieren, auch Cerberus wollte sich nicht äußern.

Die Aktie legte deutlich zu, das Papier stieg zunächst auf über 11 Euro und lag knapp zwei Prozent im Plus. Über ein mögliches Interesse seitens Cerberus wurde bereits Anfang Juli spekuliert, damals hieß es allerdings, es sei noch nicht klar, ob Cerberus tatsächlich einen Minderheitsanteil erwerben wolle. Das Aktienpaket, was der Hedgefonds nun erworben hat, ist knapp 700 Millionen Euro wert.

Warum erst jetzt?

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, das ein Investor seine Fühler nach der Commerzbank ausstreckt. Denn an der Börse wurde die Bank lange günstig bewertet und notierte bei rund der Hälfte ihres Buchwerts. Investmentbanker waren deshalb schon länger der Meinung, die Bank rücke zunehmend ins Schaufenster. Angesichts des seit Monaten steigenden Aktienkurs der Commerzbank stellt sich die Frage, warum der Investor erst jetzt zugreift. Seit Beginn des Jahres hat die Aktie um über 45 Prozent an Wert zugelegt.

Laut Marktteilnehmern gibt es neben der speziellen Eigentümerstruktur mit dem Bund zwei kritische Punkte. Zum einen gilt das Privatkundengeschäft aufgrund der niedrigen Margen als nicht sonderlich attraktiv. Zum anderen glaube der Markt weiterhin nicht an die Profitabilitätswerte der Commerzbank, sagt ein Investmentbanker. Die Bank steckt mitten im Umbau zur Commerzbank 4.0, rund 7300 Stellen werden abgebaut. Die Kosten für die Restrukturierung dürften die Zahlen für das zweite Quartal belasten, die die Bank am nächsten Mittwoch veröffentlicht.

Wer ist der neue Großaktionär?

Der US-Investor übt die Stimmrechte bei der Commerzbank über seine in den Niederlanden beheimatete Holding Promontoria aus. Die hält auch Anteile an anderen Unternehmen, an denen der "Höllenhund", was Cerberus in der griechischen Mythologie bedeutet, beteiligt ist, etwa die österreichische Bawag. Denn der US-Investor ist im Bankensektor kein Neuling und hat durchaus Erfolge vorzuweisen. An der Bawag hält der Hedgefonds 52 Prozent und ist Mehrheitseigentümer. Schon 2006 stieg Cerberus bei den Österreichern ein. Seitdem hat der Investor die Bank auf Kosteneffizienz getrimmt. Die Bawag muss nur 44 Cent aufwenden, um einen Euro zu verdienen. Für eine Bank ist das ein extrem guter Wert. Die Commerzbank braucht dagegen 75 Cent, um einen Euro einzunehmen. Auch der Nettogewinn der Bawag lag mit 484 Millionen Euro deutlich höher als bei der Commerzbank. Für das laufende Jahr strebt die Bawag einen Überschuss von über 500 Millionen Euro an.

Der Investor war zuletzt auf Einkaufstour in Europa, über die Bawag stieg er bei der Südwestbank ein, einer Stuttgarter Regionalbank. Zudem besteht laut "Süddeutscher Zeitung" Interesse an der Wüstenrot Bank, auch bei der zum Verkauf stehenden HSH Nordbank gilt Cerberus als Interessent. Nicht zum Zuge kam der Investor dagegen bei der Oldenburgischen Landesbank (OLB), an der er ebenfalls über die Bawag Interesse signalisiert hatte und gemeinsam mit der Commerzbank zu den Kaufinteressenten zählte. Hier kam statt dessen der Investor Apollo zum Zuge.

Was macht der Bund?

Was der Investor mit der Commerzbank plant und ob er weitere Anteile erwerben könnte, bleibt unklar. Stockt Cerberus den Anteil auf, hätte irgendwann auch die Finanzaufsicht Bafin mitzureden, erwirbt ein Anteilseigner mehr als zehn Prozent eines Unternehmens stellen die Aufseher im Rahmen eines Inhaberkontrollverfahrens klar, woher das investierte Geld kommt.

Fraglich ist weiterhin, wie lange der Bund größter Aktionär der Commerzbank bleiben will. Für seine 195 Millionen Anteilsscheine, die in mehreren Schritten erworben wurden, zahlte der Bund einst 5,1 Milliarden Euro. Mittlerweile ist das Aktienpaket noch gut 2,14 Milliarden Euro wert. Das ist zwar noch kein gute Perspektive für einen Ausstieg, allein seit der Hauptversammlung im Mai ist das Paket aber immerhin um rund 370.000 Euro im Wert gestiegen. In Berlin dürfte der neue Großaktionär also wohlwollend zur Kenntnis genommen werden.

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