NordLB mit Milliarden-Verlust Das große Aufräumen in Hannover

Die NordLB schreibt fast zwei Milliarden Euro Verlust und muss die Bremer Landesbank nun vollständig integrieren. Von einer Übernahme der HSH Nordbank wollen die Hannoveraner deshalb nichts wissen. Ob sie damit am Ende durchkommen, ist fraglich.

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Der Vorstandsvorsitzende der Norddeutschen Landesbank Girozentrale, Thomas Bürkle. Quelle: dpa

Der Traum von einer großen Landesbank im Norden spukt bei Politikern und Sparkassenvertretern seit langem in den Köpfen herum. Nun wird er zumindest teilweise Wirklichkeit – wenn auch nicht ganz freiwillig.

Aufgrund der Schieflage der Bremer Landesbank (BLB) musste die NordLB in Hannover schon im vergangenen Jahr die Reißleine ziehen und die Bremer Tochter übernehmen. Nun hat der NordLB –Vorstand eine komplette Fusion beider Banken beschlossen. Im Rahmen des Projekts „One Bank“ wird die BLB vollständig in die NordLB integriert.

Die vollständige Fusion sei Ergebnis der Schifffahrtskrise und der schwierigen Risikosituation, erklärte NordLB-Chef Thomas Bürkle, und zunächst so nicht geplant gewesen. Deshalb betonte Bürkle die Chancen und Effizienzpotenziale, die die fusionierte Nord-Landesbank heben könnte.

Nötig war die vollständige Integration vor allem aufgrund der erheblichen Probleme bei der Schiffsfinanzierung geworden. Die NordLB vermeldete für 2016 einen Verlust von 1,96 Milliarden Euro. Die Schiffskrise sei die „wahrscheinlich größte Herausforderung“ in der Geschichte der Landesbank, hieß es. Allein die Risikovorsorge für Schiffskredite lag 2016 bei 2,94 Milliarden Euro. Nur die BLB hatte bereits im März einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro angekündigt, die NordLB musste mit einer 400 Millionen Euro schweren Kapitalspritze einspringen.

Die Zeit des Rettens soll aber vorbei sein. Bürkle und seine Vorstandskollegen wollen Synergien heben. Bis die sich positiv in der Bilanz der Hannoveraner niederschlagen dürfte aber einiges an Arbeit nötig sein.

Dass die Fusion nicht ohne den Abbau von Arbeitsplätzen ablaufen wird, daran ließ Bürkle keinen Zweifel. Von einer „nicht ganz kleinen“ Zahl an Mitarbeitern sei die Rede. Genaue Zahlen gebe es aber noch nicht. Soweit es geht, soll der Abbau sozialverträglich ablaufen. Beide Standorte in Bremen und Hannover werden betroffen sein. Es dürfe „keine Überschneidungen mehr geben“, sagte Bürkle, jedes Geschäftsfeld werde künftig nur noch von einem Standort aus bedient werden.

Die hohen Verluste der NordLB lasten vorerst auch auf der Kapitalausstattung. Zwar lag die harte Kernkapitalquote Ende 2016 mit 11,27 Prozent deutlich über den aufsichtsrechtlichen Anforderungen, trotzdem räumte die Bank ein, im ersten Quartal dieses Jahres sei ein Absinken der Quote eingeplant. Bürkle betonte allerdings, die NordLB wolle die Herausforderungen in jedem Fall „aus eigener Kraft“ schaffen. Damit böse Überraschungen aus Bremen diesen Plan nicht durchkreuzen, hat die NordLB in den vergangenen Monaten ein Managementteam nach Bremen geschickt, welches dort die Bücher auseinandergenommen hat. „Wir haben ein gutes Bild“, sagt Bürkle.

Trotzdem: Billig dürfte die vollständige Integration der BLB nicht werden. Allein 2016 fielen 30 Millionen Euro an Restrukturierungsaufwand an.

„Spüren keinen politischen Druck“

Allein deswegen konnte NordLB-Chef Bürkle einem weiteren Nord-Landesbank-Traum eine glaubhafte Absage erteilen. Zur HSH Nordbank gebe es „nicht viel zu sagen“. Bürkle bekräftigte, dass die NordLB kein Angebot für die zum Verkauf stehende Landesbank in Hamburg und Schleswig-Holstein abgegeben habe. Was auf Eignerseite passiere, sei eine andere Sache. „Wir spüren keinen politischen Druck“, sagt Bürkle.

von Cornelius Welp, Saskia Littmann, Melanie Bergermann

Die HSH muss auf Druck der EU-Kommission bis Februar 2018 verkauft werden, sonst droht die Abwicklung. Das könnte auch die Sparkassen bundesweit schwer belasten, schon deswegen gilt die NordLB weiterhin als ein Notnagel, sollte sich im Rahmen des Bieterverfahrens kein geeigneter Käufer finden.
Im Zweifel werde man im Rahmen eines Rettungswochenendes eine Lösung finden, unkt ein Sparkassenvertreter. Spätestens dann dürfte auch die NordLB wieder als Retter im Gespräch sein – mit derlei unfreiwilligen Maßnahmen kennt sich die Landesbank ja nun aus.

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