Oddo Seydler Verdacht auf Manipulation mit Xing-Aktien

Ein Händler der Oddo Seydler Bank zahlt auf Betreiben der Staatsanwaltschaft Frankfurt „einen im unteren fünfstelligen Bereich liegenden Geldbetrag an verschiedene gemeinnützige Einrichtungen“.

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Frankfurter Börse Quelle: dpa

Das teilte die Staatsanwaltschaft der WirtschaftsWoche mit. Der Mitarbeiter der Bank soll den Börsenumsatz in der Xing-Aktie künstlich aufgebläht haben, die Behörde hatte daher wegen des Verdachts auf Marktmanipulation ermittelt.

Der Händler soll im März 2013 an sechs Handelstagen das an der Börse gehandelte Volumen der Xing-Aktie künstlich nach oben getrieben haben, indem Aktien im Kreis gehandelt worden seien – das ist verboten, denn es täuscht Anleger über die wahre Liquidität einer Aktie. „Die Zahlung einer Geldauflage wurde aus prozessökonomischen Gründen akzeptiert“, bestätigte die Bank Informationen der Redaktion.

Der Händler zahlt die Geldauflage persönlich. Es wurde gegen ihn und nicht gegen die Bank ermittelt.

In Bezug auf das Xing-Verfahren hat die Staatsanwaltschaft schon vor Monaten das Verfahren gegen einen weiteren Beschuldigten eingestellt. Ihm war zur Last gelegt worden, den Mitarbeiter der Bank zur mutmaßlichen Manipulation des Kurses der Xing-Aktie angestiftet zu haben. Auch er zahlte einen Geldbetrag zugunsten einer gemeinnützigen Einrichtung.

Das nun abgeschlossene Xing-Verfahren ist für Oddo Seydler das letzte Verfahren einer ganzen Serie von Ärger. „Das war das letzte offene Verfahren“, bestätigte die Bank. Denn schon im April 2013 hatte sich die Staatsanwaltschaft Frankfurt mit vier Mitarbeitern der Bank, die damals noch Close Brothers Seydler hieß, auf die Zahlung von Geldauflagen geeinigt: Damit das Verfahren gegen sie eingestellt wurde, zahlten die Händler damals zwischen 2250 und 9900 Euro. Die Staatsanwaltschaft hatte sie verdächtigt, im Jahr 2011 Umsätze in der Aktie des Finanzinformationsanbieters vwd künstlich erzeugt zu haben. Die Bank legte damals Wert auf die Feststellung, dass mit der Einstellung des Verfahrens gegen Geldauflage „keine Schuldfeststellung“ verbunden sei.

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Auch der Sanktionsausschuss der Börse Frankfurt hat die Bank bereits wegen mutmaßlich künstlicher Umsätze in fünf Aktien zur Zahlung von 20.000 Euro veranlasst. Er sah es als erwiesen an, dass die Händler der Bank in diesen Fällen 2011, 2012 und 2013 an der Börse manipuliert und dabei so agiert hatten, dass Aktien von fünf Unternehmen immer wieder zwischen dem Börsenparkett und dem elektronischen Handelssystem Xetra im Kreis gehandelt worden sind. Dadurch habe sich das Umsatzvolumen der Papiere massiv erhöht, teilweise wurden binnen zwei Minuten mehr Aktien gehandelt als sonst an einem Tag üblich. Die Händler, hieß es, hätten ihre Aufgabe als Designated Sponsor eigenmächtig ausgeweitet. Ein Sponsor betreut im Auftrag eines börsennotierten Unternehmens dessen Aktie. Sponsoren sollen jederzeit eine Mindeststückzahl Aktien anbieten und nachfragen. Doch die Händler von Seydler haben aktiv Aktien an Händler auf dem Parkett verkauft. Die Parketthändler haben die Papiere über Xetra losgeschlagen – oft an Händler von Seydler, die bereits Aufträge für die Aktien auf Xetra platziert hatten. Die Aktien sollen dann im Kreis gehandelt worden sein. Oddo Seydler ist Marktführerin im Sponsoring, die Bank betreut mehr als 200 Aktien.

Für die skandalträchtige Oddo-Seydler-Bank haben in der heutigen Konstellation nun die letzten Stunden geschlagen: Die vom fragwürdigen Chef René Parmantier geführte Bank, der in der Finanzwelt einen zweifelhaften Ruf genießt, soll demnächst eine Tochter der BHF-Bank werden. Die BHF hatte der Bank-Eigentümer Philippe Oddo ebenfalls gekauft. Teile von Oddo Seydler wie das Research und das Corporate-Finance-Geschäft will er nun in die BHF-Bank integrieren, der Rest soll als Tochter der BHF verbleiben. Parmantier, der diese Tochter führen soll, hätte dann wesentlich weniger Geschäft.

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