Air Berlin und Lufthansa Jetzt geht der Ärger richtig los

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Wer wird der zweite Käufer?

Wie viele Routen Spohr aus Kartellgründen abgeben muss, liegt nicht allein an den Behörden. Ebenso wichtig ist, wer neben Lufthansa die verbliebenen Teile von Air Berlin kauft. Je mehr davon bei einem Wettbewerber landen, umso schärfer erscheint den Kartellwächtern die Konkurrenz – und umso leichter hat es Spohr, seine Air-Berlin-Teile zu behalten.

Hier galt die Aufteilung lange als gesetzt. Denn Easyjet wollte vom verbliebenen Angebot der Air Berlin in der Größenordnung von 50 Flugzeugen mindestens 30 haben und die Jets dann vor allem in den besonders lukrativen Airports Düsseldorf und Berlin-Tegel einsetzen.

Doch das Rennen ist nun offenbar wieder offen. Am Wochenende ließ Easyjet durchblicken, dass sie auch mit deutlich weniger wie umgerechnet 20 Jets oder noch weniger zufrieden wäre. Das ist offenbar mehr als ein Bluff, berichten Verhandlungsteilenehmer. „Das ist teilweise ein ewiges und nicht nachvollziehbares Hin- und Her bei Easyjet. Da fragen sich viele: Können die nicht, wollen die nicht oder haben die noch nie einen solchen Deal verhandelt?“, heißt es aus Verhandlungskreisen.

Der Hamburger Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass der Deal mit Easyjet noch platzt. „Easyjet will mit dem Vorstoß die Lufthansa und Air Berlin unter Druck setzen“, so Großbongardt. „Wenn sich Easyjet herauszieht, passieren zwei Dinge: Es gäbe weniger Geld für den Insolvenzverwalter und die Lufthansa bekommt mehr Probleme vor dem Kartellamt und den Behörden in Brüssel.“ Deshalb rechnet er mit einem Entgegenkommen.

Spohr hat jetzt vor allem eine Hoffnung: einen schnellen Abschluss mit Easyjet oder dass ein paar der anderen Bieter, die in der ersten Bieterrunde außen vor blieben, wieder mitmachen. In Frage käme hier vor allem Condor mit oder ohne den ehemaligen Formel-1-Weltmeister Niki Lauda.

4. Unkalkulierbare Nebenkosten

Ein schnelles OK des Kartellamts wäre für Lufthansa aus anderen Gründen gut. Denn auch wenn er mit dem Vertrag die Maschinen nicht sicher hat, er muss in jedem Fall ihren Betrieb bezahlen. Die bisherigen Verluste seit der Insolvenz deckte mehr oder weniger die Staatsbürgschaft; „die künftigen freilich die Lufthansa“, heißt es aus Verhandlungskreisen.

Und die sind hoch. Obwohl Air Berlin mit Sonderangeboten locke, verliere die Linie viele Kunden, erklärte Spohr. „Wer bucht denn jetzt noch“, klagte der Manager im August auf einer Lufthansa-internen Veranstaltung. Und in den vermutlich mindestens drei Monaten zwischen Vertrag und Kartell-OK können leicht mehr als 100 Millionen Euro auflaufen.

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